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Ausstellung

The Art of

Norman Rockwell



Bewertung:    



Die Fondazione Roma Museo – Palazzo Sciarra zeigt im Moment Illustrationen und Gemälde des amerikanischen Illustrators Norman Rockwell (1894-1978). Das Zentrum der Ausstellung bilden 322 illustrierte Original-Titelblätter für die Saturday Evening Post.


Rockwell war von 1916 bis 1963 der alleinige Illustrator des allsamstäglich erscheinenden und auflagenstärksten Magazins von New York. Diese Wochenzeitschrift - eine Mischung aus Yellow Press, Politik und Readers Digest-Verschnitt - wurde jeden Samstag sehnsüchtig erwartet und "gestaltete" das Wochenende vieler amerikanischen Familien mit. Rockwell zeigte seinen geneigten Lesern, was sie sehen und hören wollten, und das Titelbild bestätigte dann jedesmal, dass sich nichts änderte - das Magazin wurde den Zeitungshändlern förmlich aus der Hand gerissen...


Auf zwei Leinwänden sieht man in den Ausstellungsräumen Fred Astaire mit luxuriös gekleideten Frauen singen und tanzen – aus der Zeit der Geburt des Musicals!

Heile Welt und American Beauty. Die Titelbilder gaukeln kommerziell und oberflächlich eine Welt vor, die in Ordnung und schön ist. Hier gibts vor allem Thanksgiving, Weihnachten, Osterferien, die Freuden des ersten Schultages, den Beginn der Baseball-Saison oder im Poesie-Album-Stil weißgekleidete Tennismädchen, die Sorglosigkeit und Glück verkünden, sowie frohgemute rotbackige Cornflakes-Kinder. Der Crash von 1929 existiert so gut wie überhaupt nicht; und dass Amerika in den 40er Jahren in den Zweiten Weltkrieg eingetreten war, wird nur mal kurz am Rand erwähnt, ja und man sieht einen jungen Soldaten, der sich von zwei lachenden Schönen füttern lässt oder einen dicken und über seine Sorgen lamentierenden Armeekoch. Ab und zu mal ein trauriges Kind auf dem Titelblatt oder einen Obdachlosen. Aber immer in schönen bunten Farben und entfernt davon, Kritik zu üben.



Norman Rockwell - A Scout Is Helpful, Illustration for Boy Scouts of America calendar, 1941. Oil on canvas. ©Norman Rockwell Family Agency. All rights reserved. Norman Rockwell Museum Collections | Bildquelle: http://www.mostrarockwellroma.it/


In den 50er Jahren machten die bunten Bilder mitunter Platz für das Portrait eines Politikers - oft war es John F. Kennedy. In den 60ern wurde es politischer, und man warf beispielsweise die Frage auf: „Will Mexiko take the Castro way?“

*

Rockwells Maler-Vorbilder waren Vermeer, Dürer, Goya oder Picasso. Gelernt hat er nichts von ihnen, denn seine Arbeiten erinnern eher an einen Spitzweg-Verschnitt, vielleicht etwas kritikloser. Schon sagenhaft, wie er sich seine Welt schön malte.

Für nur 5 Cent konnte man sich das Wohlbehagen und den Hochmut der dazu Gehörenden nachhause holen. Mehr Public Relations für sein Land und dessen Bewohner ging nicht. 1942, mitten im Krieg, stieg der Preis des Journals um 100 Prozent auf 10 Cent, in den 50ern auf 15 Cent, und die letzte Ausgabe "In Memoriam für John F Kennedy" im Dezember 1963 kostete schon 20 Cent. Dann war es vorbei, Rockwells Original-Zeichnungen konnten den billigeren Fotos und Lithografien nicht mehr Stand halten, und das Massenfernsehen verschluckte viele Leser...


Rockwell arbeitete außerdem für das Boys’s Life Magazin, das die Boy Scouts of America herausgab, und später für den New Yorker. Ein Gemälde aus dieser Serie ist auch in der Ausstellung zu sehen. Es zeigt einen brav und anständig aussehenden Boy Scout, der gerade ein kleines Kind rettet. Oder der Good Cop, der einen kleinen Ausreißer zu einem Milkshake einlädt. Pathetisch, schwülstig und patriotisch. Kommerzieller Kitsch, sagen die Einen - brillant, sagen die anderen (wie beispielsweise Ronald Reagen; Jimmy Carters Frau war schließlich gar auf seiner Beerdigung). Rockwell war so etwas wie ein Nationalheld.


Er war ein guter Illustrator, ein harter Arbeiter und ein leidenschaftlicher Fotograf, der durchaus Ideen hatte und das Titelplatt der Saturday Evening Post mit viel Phantasie Woche für Woche fast 50 Jahre lang gestaltete. Künstler war er nicht; in seinen Illustrationen oder Gemälden findet man keine Spuren einer Suche nach Neuem. Er war ein Experte im Verdrängen - auch seiner weniger glücklichen Kindheit. Freud hätte die reinste Freude an ihm gehabt. "Meine Bilder", so Rockwell, " geben eine Lebensansicht wieder, die befreit ist von allem, was morbide oder hässlich ist. Ich male das Leben so, wie ich es gerne hätte." Das macht es noch schlimmer!

Auf einem einzigen Bild - und das ist auch sein bekanntestes Werk und sehr ansprechend – griff er ein für Amerika sehr bewegendes Thema auf: die Rassentrennung. 1964 entstand The problem we all live with. Rockwell hat hier ein kleines afro-amerikanisches Mädchen gemalt, das auf dem Weg zur Schule von vier US Marshalls beschützt werden muss. Die Civil Rights Acts von 1964 sollten die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen beenden. US-Präsident Lyndon B. Johnson hatte es 1964 durch den US-Kongress gebracht. Ruby Bridges hieß das Mädchen, das 1960 durch Gerichtsbeschluss eine nur Weißen vorbehaltene Schule in Louisiana besuchen durfte. Präsident Obama hat übrigens 2011 eine Kopie dieses Gemäldes im Weißen Haus aufhängen lassen.



Ausstellungsplakate zur Norman Rockwell-Schau in der Fondazione Roma Museo - Foto (C) Christa Blenk


Wir treffen Rockwells Santa Claus alle Jahre wieder zu Weihnachten. Dann ziert er die Welt am Sonntag.

Christa Blenk - 13. Dezember 2014
ID 8321
In Amerika zählt dieser Fabulant immer noch zu den beliebtesten und bekanntesten amerikanischen Malern. Er ist in allen großen Museen in den USA zu finden, und seine Arbeiten erzielen hohe Preise.

Die Ausstellung, die noch bis 8. Februar 2015 zu sehen ist, wurde von der Fondazione Roma mit der Norman Rockwell Museum von Stockbridge, Massachusetts organisiert. Kuratiert durch Danilo Eccher und Stephanie Plunkett. Wer seine Eindrücke vom „American way of life“ noch verstärken möchte, kann jeden Sonntag im Museum einen American Brunch mit hog dogs, pan cakes und milk shakes zu sich nehmen.


Weitere Infos siehe auch: http://www.mostrarockwellroma.it/


Post an Christa Blenk

eborja.unblog.fr




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