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Ausstellung

In der Berlinischen Galerie zeigt der deutsche Universal-Künstler John Bock eine aus mehreren Einzelarbeiten und Filmprojektionen bestehende Groß-Installation



John Bock in der Ausstellung Im Moloch der Wesenspräsenz, Berlinische Galerie 2017 | © John Bock, Foto: Harry Schnitger

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Bei der ersten großen Museums-Ausstellung Im Moloch der Wesenspräsenz des Bildhauers, Zeichners, Autors, Aktionskünstlers und Filmemachers John Bock in Berlin müssen die Besucher der Berlinischen Galerie in der Eingangshalle durch einen Parcours aus Objekten, Einzelinstallationen und Videoarbeiten aus den letzten zehn Schaffensjahren des 1965 geborenen und auf einem Bauernhof in Gribbohm in Schleswig-Holstein aufgewachsenen Künstlers. Die heimische Melkmaschine hat John Bock immer wieder zu seinen Werken inspiriert. FischGrätenMelkStand hieß 2010 dann auch eine Ausstellung-Installlation in der Temporären Kunsthalle Berlin. Bock hat auch im MOMA New York ausgestellt und war Gast auf der Documenta in Kassel und der Kunst-Biennale in Venedig.

Wesenspräsenz zeigen bei Bock nicht nur Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, die sogenannten „Kleinodtotsods“ wie etwa Wattestäbchen, sondern auch der Künstler als selbst, der zur Ausstellungs-Eröffnung am 23. Februar 2017 zusammen mit einer kleinen Performerschar seiner Kunst-Installation temporär Leben einhauchte. Grell geschminkte Wesen mit Barockperücken, Schwänzen aus angenähten und ausgestopften Socken, gehäkelten Wurstfingern oder mit heraushängendem Gekröse am Faden. Eine kleine Horror-Freakshow, zu der sich auch die Film- und Theaterschauspieler Bibiana Beglau und Lars Eidinger gesellten. Eidinger hat Bock an der Toastbude des Künstlers auf der ABC-Messe in Berlin kennengelernt. Zwei echte „Triebkreaturen“, die sich gesucht und gefunden haben.



John Bock, Eröffnungsperformance Escape | Foto (C) Stefan Bock


Auch diesmal gibt es an einem Stand Toast Hawaii und gemixte Cocktails. Dazu performt der schräg kostümierte Schaubühnenstar auf der Stein-Skulptur Pappenheimer und rezitiert dabei einen kryptischen Text, den John Bock für ihn geschrieben hat. Sprache ist für den bildenden Künstler immer auch Teil des Kunstwerks. Bock möchte ihr in der Performance Ausdruck und Form verleihen. Eidinger und Bock sind auch Wesensverwandte. Beide spielen sie gern mit dem Essen. Der Schauspieler als Molières Menschenfeind auf der Bühne, eine gedeckte Tafel samt Würstchen zerrmatschend, der Aktionskünstler in seinem 2001 gedrehtem Kurzvideo Porzellan-IsoSchizo-Küchentat. Und auch das haben die beiden gemeinsam: Sie lassen sich bei der Arbeit gern filmen. Vor Kurzem erst haben Bock und Eidinger die 3sat-Kulturzeit zum filmischen Gesamt-Kunstwerk erklärt.



John Bock, Da-Dings-Da ist im Groß-Da da weil der Wurm im Moby Dick wohnt, 2014, Video, 25 Min. | © John Bock, Courtesy Sprüth Magers


Fantasievolle, neo-dadaistische Sprachschöpfungen wie „Quasi-Me“ für „als-ob-ich“ oder Werktitel wie Da-Dings-Da ist im Groß-Da-da weil der Wurm im Moby Dick wohnt, ein Performancevideo von 2014, gehören ebenso dazu wie sein quasi-philosophisches Kreisen um den Sinn der Kunst und des Lebens. John Bocks ausgebreiteter Kunst-Moloch hat aber noch wesentlich mehr zu bieten. Der Künstler scherzt mit dem Publikum, während er selbst Hand anlegt und Knetwesen für eine Live-Performance herstellt. In einer aufgesägten Autokarosse wird die Flucht zweier Gangster nachgespielt, und um Suggestion geht es bei vier rotierenden Spiralscheiben, die um ein Schlagzeug kreisen. Psycho und Psychedelic liegen hier dicht beieinander. Le Grand Macabre und theatrales Spektakel für alle Sinne. Bock schuf 2013 in Chemnitz sogar schon mal die Kostüme für György Ligetis Oper.

*

In der Berlinischen Galerie wird sich der kommende Besucher durch den Kunst-Parcours aus zerstreuten Performanceresten, angeordneten Objekten und Skulpturen bewegen und anhand von Videos deren Entstehung suggestiv nachvollziehen können. Aber ähnlich wie bei den Aktionisten Joseph Beuys und seinem leider ebenfalls schon verstorbenen Nachfolger Christoph Schlingensief, oder auch dem Erzkünstler Jonathan Meese, ist die unmittelbare „Wesenspräsenz“ John Bocks so nur erahnbar. Der Künstler wird daher auch an weiteren Terminen in der Galerie anwesend sein, um durch die Ausstellung zu führen oder Kurse zu geben. [Vom 05.03. bis 03.04., am 29.04. zum Gallery-Weekend und vom 26.07. bis 21.08. kann man übrigens John Bocks neuesten Spielfilm Hell’s Bells: Ein Western mit Bibiana Beglau und Lars Eidinger als Bösewicht im Videoraum der Galerie sehen.]



John Bock, Hell's Bells, Film still | © John Bock 2017, Fotograf Martin Sommer, Courtesy Sadie Coles HQ London


Stefan Bock - 4. März 2017
ID 9885
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinischegalerie.de


Post an Stefan Bock

blog.theater-nachtgedanken.de



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