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Séamus Kealy (ehemals Direktor und künstlerischer Leiter von The Model in Sligo, Irland) ist seit 2014 neuer Direktor des Salzburger Kunstvereins und bringt nun frischen Wind in das leicht verstaubte Künstlerhaus an der Salzach.

Gestartet wurde mit der Ausstellung Invisible Violence, wo sich 21 internationale KünstlerInnen mit dem Thema „unsichtbare Gewalt“ auseinandersetzen. Ein multidisziplinäres Projekt, das von Zoran Eric, Bianca de la Torre und Sáamus Kealy kuratiert wurde. Präsentiert wird es im Salzburger Kunstverein und geht danach ins ArtIUM, dem Baskischen Museumszentrum für zeitgenössische Kunst in Vitoria-Gasteiz/Spanien, sowie zum Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad/Serbien .

Dieses Projekt steht im geopolitischen Kontext eines europäischen Dreiecks - bestehend aus der Region des Baskenlandes, Irland (vor allem Nordirland) und Serbien. Alle drei, immer wieder von Gewalt und Terror behaftet, wurden so zum gemeinsamen Nenner.



Itziar Barrio, The History of the Fist, 2014, Videoinstallation, Skulptur, Dimensionen variabel, courtesy of the artist


Invisible Violence befasst sich (wie gesagt) mit der sogenannten „unsichtbarer Gewalt“, wie sie global im alltäglichen und häuslichen Kontext, im Arbeitsbereich und im Lebensalltag erkennbar ist. Dazu gehören administrative und bürokratische Gewalt, visuelle Gewalt in den Medien, subtile Formen von Sektierertum und kollektiver Feindseligkeit in vergangenen und gegenwärtigen soziopolitischen Umständen. Diese Aspekte werden durch die Zusammenstellung von Werken, die territoriale, nationalistische, mythologische Themen sowie Fragen der Identität beinhalten, auseinandergenommen und untersucht.

Eine interessante Ausstellung; allerdings sollte man sich die Zeit nehmen, um die Thematik richtig zu verstehen. Ein Großteil der Videos, Texte und Erläuterungen ist in englischer Sprache und erschwert dadurch die Verständlichkeit der Werke.

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Zwei Künstler, die mich am meisten mit ihren Arbeiten beeindruckt hatten, stelle ich hiermit vor:
Da ist z.B. der Franzose Kader Attia, der 1970 in Paris in eine algerische Familie geboren wurde. Seine Kindheit verbrachte er zwischen der Pariser Banlieue und der Nachbarschaft von Bab el Qued in Algier. Er studierte Philosophie und Kunst in Paris. Seine Kindheit - hin und her gerissen zwischen Frankreich und Algerien dem christlichen Abendland und der islamischen Maghreb - zeigt großen Einfluss auf sein Werk. Es setzt sich mit den Beziehungen zwischen westlichem Denken und abendländischen Kulturen auseinander. Die Serienarbeit Repair Analysis ist sein Konzept, das sich in der Erforschung von „Reparatur“ fortsetzt. Hier geht es um zerbrochene Spiegel, die repariert und die Bruchstellen mit Kupferdraht zusammen genäht wurden. Tritt der Betrachter nun vor den Spiegel, sieht er sein eigenes Bild von einem Narbennetzwerk durchzogen. Es ist eine herausragende Arbeit, die einen interessanten Blickwinkel freigibt. Es signalisiert die physischen Wunden, die uns das Leben zugefügt hat. Gleichzeitig wird aber Widerstand vermittelt, die die „Reparatur“ als „Widerstand“ darstellt.



Kader Attia, Repair Analysis, 2013, Spiegel & Kupferdraht, 24 cm x 32 cm x 5 cm, courtesy of the artist & MMK Frankfurt. Ausstellungsansicht Invisible Violence, Salzburger Kunstverein 2015, Foto: Andrew Phelps, © Salzburger Kunstverein


Die Schweizerin Ursula Biemann lebt als Künstlerin, Schriftstellerin und Video-Essayistin in Zürich. Sie untersucht die globalen Beziehungen unter den Auswirkungen der beschleunigten Mobilität von Menschen, Ressourcen und Informationen, der Südkaukasus-Pipeline. Hierbei handelt es sich um eine riesige unterirdische Pipeline, die im Kaukasus ihren Ausgang nimmt. Diese pumpt wiederum kaspisches Rohöl von Baku in Aserbaidschan bis nach Erzurum in der Türkei.
Ihre Arbeit Black Sea Files ist ein Forschungsprojekt über die älteste Ölförderzone der Welt im Kaspischen Meer und stützt sich auf eine aufdeckende Feldforschung, wie sie auch von Anthropologen, Journalisten und Geheimdiensten praktiziert wird. Sie ignoriert die Hauptfiguren eines solchen Szenarios und konzentriert sich stattdessen auf eine Vielzahl von sekundären Figuren – Ölarbeiter, Bauern, Flüchtlinge, Prostituierte, die entlang der Pipeline leben. Diese tragen zu einer breiteren menschlichen Geografie bei und ersetzen so die singulären und typischen Praktiken der Ölkonzerne und ölfokussierten Politiker.

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Thematisch befasst sich die Ausstellung mit wichtigen und sensiblen Aspekten neuerer europäischer Identitäten. Es fördert die öffentliche Debatte über unsichtbare Gewalt in den verschiedenen Ecken Europas. Es handelt sich hier um ein Projekt, das die europäische Identität und Staatsangehörigkeit neu zu überdenken anstrebt und die EU von innen heraus beleuchtet.

Eine Ausstellung, die man nicht in 2 Minuten durchläuft, nein - man muss sich Zeit nehmen, um die Thematik auch zu verstehen.



Francesc Ruiz, Corsica Newsstand, 2014, Installation, gedruckte Magazine, Regale, Dimensionen variabel, courtesy of Galeria Estrany de la Mota, Koproduktion FRAC Corse – ARTIUM. Ausstellungsansicht Invisible Violence, Salzburger Kunstverein 2015, Foto: Andrew Phelps, © Salzburger Kunstverein


Christa Linossi - 26. März 2015
ID 8528
Weitere Infos siehe auch: http://www.salzburger-kunstverein.at


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