Der himmlische
Hauch der
Harmonie
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Bewertung:
Seit Anbeginn der Zeiten ist Musik von einer Aura göttlichen Mysteriums umgeben. Von der Zahlenmystik bis hin zur Planetenmusik . Und die Harmonie des Seins wird in Einklang gebracht mit der Harmonie der Musik. Die Musik ist himmlischer Atem, die Vibrationen der Gefühle des Menschen stehen im Einklang mit den Vibrationen der Töne. Vibrierende Töne verwandeln sich in Emotionen.
Diese vibrierende Welt der Gefühle - unsichtbar und dennoch das Sein durchdringend - will Franco Mussida sichtbar werden lassen, ihre symbolische Entsprechung veranschaulichen. Eine Metapher unseres Mikrokosmos der sich im Makrokosmos spiegelt, ein Dialog zwischen der himmlischen Welt der Sterne und ihrer irdischen Analogie...
13 Sonnen überragen 13 kreuzartige Stelen. Die Zahl 13 ergibt sich aus der Anzahl der Intervalle der Musik. An jeder Station ertönt ein eigenes Intervall, von der Prim bis zur Oktav, sobald ein Besucher sich den Skulpturen nähert. Es ist ein vorgezeichneter Weg, auf den der Künstler den Besucher begleitet. Die Sequenz der Intervalle ist weder eine schematische Aneinanderreihung vom kleinsten bis zum größten Intervall, noch eine aleatorische. Ihre Reihenfolge soll im Besucher ein tiefes Gefühl der Bezauberung auslösen: „incanto“ – im italienischen Wort ist der Widerschein des Gesangs „canto“ enthalten.
Archaisch und geheimnisvoll sind die Skulpturen und die Klänge im dunklen Raum. Es leuchten die 13 Sonnen, golden, silbern und kupfern und spiegeln sich in den darunter stehenden Stehlen. Wenn der Besucher sich einer Station nähert, ertönt das entsprechende Intervall etwa zwei Minuten lang – ein Interagieren von Mensch und Musik. Die meditative Reinheit des andauernden Klanges vermittelt ein eigenartig beeindruckendes Erlebnis.
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Nach diesem Eintauchen in die Welt der himmlischen Harmonie, erwartet den Besucher ein weiteres Musikprojekt von Franco Mussida – sehr unterschiedlich und dennoch mit ersterem verbunden:
Hier geht es um eine ganz andere Welt, die Welt der Gefängnisse und im Besonderen um die psychologisch-emotionale Armut, die dieses Ambiente kennzeichnet. Es ist eine Welt, wo Hass und Groll dominieren, eine Stimmung, die lt. Mussida den Menschen aushöhlt, in sich verschließt.
Im Rahmen des Projekts CO2: controllare l’odio (den Hass bewältigen) wird in vier italienischen Gefängnissen eine besondere Audiothek für deren Insassen zusammengestellt. Dieses Forschungsprojekt wurde vom Musiker Mussida in Zusammenarbeit mit einem Team von Soziologen und Psychologen ausgearbeitet. Die bereitgestellten Musikstücke sind, ihrer emotionalen Grundstimmung nach, neun fundamentalen Gemütszuständen zugeordnet. Die Gefangenen sollen durch aktives Auswählen und Anhören der Musik zu einer Bewusstwerdung und Erarbeitung ihrer Gefühle gelangen. Die emotionale Erziehung durch die Musik wird nach festgelegten Regeln durchgeführt und dokumentiert. Das Projekt ist erst seit kurzem gestartet, zeigt aber bereits positive Auswirkungen.
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Franco Mussida | Foto: Nico Giovanni Coniglio
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Sylvia Schiechtl - 16. Juni 2015 ID 8704
Dem Besucher der Ausstellung werden Tablets bereitgestellt, die über dieselbe Musikauswahl und anschließendem Feedback verfügen. Auf diesem Weg erhält man einen Einblick in die innovative Arbeitsweise.
Weitere Infos siehe auch: http://www.triennale.org
Post an Sylvia Schiechtl
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