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nachDRUCK # 4

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Ausstellung

Dem Worte

gewidmete

Kunstschöpfungen



Das Buch zur Ausstellung | (C) AMorph

Bewertung:    



Eine ganze Bandbreite an künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem geschriebenen Wort, der Haptik des Buches oder dem einsam aufnehmenden Prozess des Lesens, zeigen die 28 Künstler der neugegründeten Gruppe AMorph mit Buchbar in den großzügigen Räumlichkeiten der Fabrik 45 in Bonn.

* * *

Im Eingangsbereich der Bonner Location Fabrik 45 überrascht die Besucher bereits eine Vielzahl aufgehängter aktueller Cartoons als kritische Kommentare zum islamistisch motivierten Terroranschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Frankreich. Das wöchentlich erscheinende, bedeutendste Satiremagazin Frankreichs veröffentlichte mehrfach Mohammedkarikaturen und setzt sich satirisch mit Islamismus auseinander. Am 7. Januar 2015 stürmten bewaffnete Islamisten die Redaktionsräume von Charlie Hebdo und töteten zwölf Menschen, darunter vier Zeichner des Magazins.

Eine vielseitige Auseinandersetzung mit dem, was Worte, Zeichen und Bücher beim Menschen auszulösen vermögen, verspricht auch die Ausstellung Buchbar:

„Es ist an der Zeit, dem Buch zurückzuzahlen, was es uns gegeben, angetan, vorenthalten und weisgemacht hat.“

Das Buch in seinem medialen Kontext in der heutigen digitalisierten Welt zeige die Ausstellung, spiele dabei aber auch mit Material, Genres, Zeichen und Sprache. Der Portraitkünstler und Comiczeichner Jérôme Padilla setzte sich bei seinen einführenden Worten bei der Vernissage am 29. Januar einen kunstvoll gefertigten Hut auf, dem seitenweise wild geformte Flügel entwachsen.

Kyrillische Buchstaben purzeln zusammen mit Rauchschwaden und –ringen aus dem geöffneten Mund eines Portraitierten und geben einen Hinweis auf einen Namen in dem zentral über dem Eingang des Innenraums der Fabrik 45 portraitierten Bild von Nina Herold. Ausgehend von einer Selbstfotografie (heute Selfie genannt) ihres Großvaters malte die Künstlerin mit Acrylfarben das Portrait Nachricht 1930. Vor dem Hintergrund familiärer Erzählungen und Mythen inspirierte der Malprozess außerdem zu dem 1,80m X 1,60m großen Gemälde Nachricht reloaded. In seiner Bildsprache erinnert dieses Großportrait an surrealistische Bilder von René Magritte. Ohne seine Geheimnisse preis zu geben, zieht das Bild des jungen Mannes mit Krawatte und den weit aufgerissenen Augen den Betrachter in seinen Bann.

Ein weiteres großformatiges Porträtbild der Ausstellung zeigt eine verschmitzt lächelnd gedankenverloren ins Leere blickende, junge Frau; vor ihr liegt ein aufgeschlagenes Buch. Beeindruckend an dem Ölbild der Künstlerin Ute Faber ist, dass die Portraitierte im unteren Bereich des Bildes recht klein ist, die Umgebung um sie herum ist umso größer, aber undeutlich und dunkel. Bildlich wird so dargestellt, wie die reale Welt um einen herum sehr viel an Konturen verliert, wenn einem beim Lesen eine gedankliche Welt vor Augen geführt wird.



Claudia Söchting | Foto (C) Ansgar Skoda


Claudia Söchting beschäftigte sich auf andere Weise mit dem Medium Buch. Sie fertigte zwei großformatige Collagen aus Papier und Pappe, in denen sie Buchillustrationen ausschneidet und nebeneinander legt. So erhalten Bildbetrachter einen ungewöhnlichen Gesamteindruck der Illustrationen eines Fachbuches über Gotik und eines Reiseführers über das Hohe Tatra-Gebirge.



Mandana Mesgarzadeh | Foto (C) Ansgar Skoda


Die gebürtige Iranerin Mandana Mesgarzadeh stellt in einem Gang, genannt Tunnel, direkt neben der Galerie handbearbeitete Buchseiten aus. Ihr Kunstwerk heißt Ober John. Der Irrtum–Alter und ist ein freiflottierender Roman mit grammatikalischen Mängeln. Mit Tinte, Edding, Filzstift, Acryl und Goldlack schwärzte die Kölner Künstlerin einzelne Worte, Sätze oder Seiten in einem Sachbuch, dessen Inhalt sie auf diesem Wege zu mehr Essenz verhelfen wollte.

Bücher als Material für ungewöhnliche Installationen wählte hingegen Funs Kurstjens, indem er etwa aus denselben kreisrund aufgefächerte, farbige Lampions formt. Der Bonner Künstler gründete zusammen mit Jérôme Padilla und Ali Monzavi die Gruppe AMorph 2014 als offene Plattform für Künstler aller Richtungen und Medien mit den unterschiedlichsten Positionen.



Ali Monzavi | Foto (C) Ansgar Skoda


Auch Ali Monzavi hat einen ganz eigenen Zugang zu dem Thema, das die Gruppe den Künstlern für ihre erste gemeinsame Ausstellung Buchbar vorgab. Seine Installation Ich bin… zeigt an einer Metallkette aufgehängte als Hundefutter dienende Gänsebeine, die in Bücher eingebunden sind und jeweils einen nach unten hängenden Plastikhühnerkopf tragen. Diese Elemente haben unterschiedliche Aufschriften wie „Ich bin die Menschlichkeit“, „Ich bin in Ausschwitz“ oder „Ich bin Du“. Mit seinem befremdlichen Kunstwerk macht Monzavi auf die gegenstandslos gewordenen Selbstzuschreibungen in der Kultur unseres heutigen Zeitgeistes aufmerksam, die auch durch die weltweiten „Je Suis Charlie“-Solidaritätsbekundungen mit der Satirezeitschrift Charlie Hebdo nach dem Attentat gefördert werden.


Ansgar Skoda - 1. Februar 2015
ID 8404
Die Eröffnung der Ausstellung war gut besucht und beglückte auch durch interessante Programmpunkte wie dem Spiel der Geigerin Anahita Arandan und dem Vortrag dreier, vielstimmiger und bildgewaltiger eigener Texte des 19jährigen Poetry-Slammers Christoph Ehrlich, der sich auch an einer Gitarre begleitete. Eine sehenswerte Ausstellung, die noch bis zur Finissage am 7. Februar viele Besucher in die Fabrik 45 locken dürfte.

Fabrik 45
Hochstadenring 45
53119 Bonn

Weitere Infos siehe auch: http://www.amorph-art-ist.com/


Post an Ansgar Skoda

http://www.ansgar-skoda.de



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