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Ausstellung

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inszeniert

Ugo Rondinone, LIFE TIME - in der Schirn Kunsthalle Frankfurt


Ugo Rondinone | Foto: Brigitte Lacombe

Bewertung:    



In der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT gibt es (noch bis zum 18. September) eine schöne Sommerausstellung zu besichtigen. Sie vereint zirka 80 Arbeiten von Ugo Rondinone (* 1964) und bedeutet für den Schweizer Künstler einen ersten Gesamtüberblick seiner Werke in Deutschland.


"Rondinone wuchs in Brunnen SZ auf. Er studierte von 1986 bis 1990 bei Ernst Caramelle an der Universität für angewandte Kunst Wien. Rondinone lebt seit 1990 in Zürich und seit er 1998 das Künstleratelier im P.S.1 in New York City zugesprochen bekam, auch in New York. Rondinone arbeitet als Konzept-, Medien- und Installationskünstler, mit grossformatigen Holzschnitten, abstrakter Malerei, Skulptur, Fotografie und Comics. Zu seinen zentralen Themen gehört die Auseinandersetzung mit räumlichen Aspekten sowie die Visualisierung von Zeit und Vergänglichkeit. Rondinone trat auch als Kurator von Ausstellungen in Erscheinung und wertete diese Tätigkeit als eigenständige künstlerische Ausdrucksform. Drei der von ihm kuratierten Ausstellungen (the third mind 2007 im Palais de Tokyo; the spirit level 2011 in der Gladstone Gallery, New York und Artists and Poets 2015 in der Wiener Secession) beschäftigen sich intensiv mit der Wechselbeziehung von Lyrik und bildender Kunst. 2014 realisierte er das Künstlerhaus 'the house no.1' in Würenlos als Gesamtkunstwerk.

Rondinone war mit dem verstorbenen Künstler John Giorno verheiratet."


(Quelle: Wikipedia)



LIFE TIME heißt die Ausstellung. Als Regenbogen prangt der Schriftzug auf dem Dach der Schirn [s. Foto ganz unten]. Die speziell für diese Ausstellung produzierten Leuchtbuchstaben sollen eine maximale Reich- und Erreichbarkeitsweite für ihr Publikum demonstrieren. Sowieso bedeutet der Regenbogen für Rondinone in dessen künstlerischen Behandlung: Tag und Nacht, Homosexualität, Freiheit und Toleranz sowie (und insbesondere bei LIFE TIME) die eigene Lebenszeit und/ oder überdauernde Präsenz (s)eines Kunstwerks.

Raum-Komponenten bekommen beim Besuch der Werkschau wegmarkierende, erhellende als auch verdunkelnde Bedeutung...



Eine der 13 nude-Figuren von Ugo Rondinone, die sich um seine Skultur landscape - als Betandteil seiner Ausstellung LIFE TIME in der Schirn Kunsthalle Frankfurt - "gruppieren"
Foto: Andre Sokolowski, KE


Das Leporello, das die Schirn ihren Besucherinnen und Besuchern mit auf den Weg gibt, verzeichnet übersichtlich, knapp und nachvollziehbar sämtliche Objekte, die zu ihrer Besichtigung frei stehen; anhand der aufklappbaren Raumskizze kann nach und nach bestimmt werden, was/ wo konkret anzuvisieren wäre.

Eigentliche Attraktion der Schau dürfte der Themenraum oder -bereich rund um die aus gehärteter Erde bestehende Skulptur landscape sein, welche gleichsam als Ein- bzw. Durchgang zur Rotunde dient. Vor ihr, großzügig voreinander distanziert, sind 13 als jeweilige nudes bezeichnete und anonym gemeinte nackte Tänzerinnen- und Tänzerfiguren, deren Köpergussformen mit einer Mischung aus Paraffinwachs und Erdpigmenten gefüllt wurden, verteilt. Entweder sitzen sie, oder sie lehnen an den Wänden. Bei ihrer näherer Betrachtung fällt eine Ähnlichkeit mit so genannten Gliederpuppen, die sowohl von Hobby- als auch professionellen Künstlerinnen und Künstlern zum Zeichnen genutzt werden, auf. Gelangt man dann in den Rotundenrundgang, leuchten einem hinter Glas hunderte Monde auf schwarzem Papier entgegen - Rondinone hatte zig Kinder dazu eingeladen, ihre Mondideen auf Papier zu bringen; your age and my age and the age of the moon nannte er diese von ihm inszenierte Arbeit. Eine singulär fantastische Idee gemeinschaftlichen Künstlerinnen- und Künstlertums.

*

Die gesamte Galerie der Schirn wird von Rondinones Ausstellung, in fünf Bereichen unterteilt, durchzogen - und zwar vom Dunkeln zum Hellen:

Inmitten von sieben großformatigen Sternenbildern (star, 2008-2012) ist die Figurengruppe if there were anywhere but desert (2000-2002), deren herausragendste Figur ein auf dem Boden liegender Clown ist, zu sehen; alles übrigens Abgüsse von realen, aber nicht näher benannten Personen.

Fünf amorphe graue Steinskulpturen (aus der 20-teiligen Serie we run through a desert on burning feet, all of us are glowing our golden faces look twisted and shiny; 2008), mit deutlichen Bezügen zur klassischen Moderne eines Henry Moore oder Auguste Rodin, beherrschen einen weiteren Raum.

Rondinones Filminstallation it's late and the wind... (1998) fasziniert durch dunkelblaues Licht; auf sechs Leinwänden werden in Endlosschleife - auf den Fishbone-Songs Everyday Sunshine - zwölf belanglose Sequenzen präsentiert; ein Mann und eine Frau sind da zu sehen, ihre "Handlungen" ergeben keinerlei Kontext. Alles undechiffrierbar, ziemlich rätselhaft.

Doch dann, quasi am Schluss der Schau, der sonnengelbe Trost an sich:



Detail aus Ugo Rondonones pure sinshine-Werkgruppe - zu sehen
in der Ausstellung LIFE TIME in der
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Foto: Andre Sokolowski, KE


Acht mandalaähnliche und mit Sprühfarben in konzentrischen Kreisen auf runden Leinwänden angefertigte Bilder illuminieren den hellsten Raum der Ausstellung - auf dem obigen Foto kommt das leider nicht so strahlend "hellgelb" rüber, wie es wirklich ist; liegt allem Anschein nach mehr an der Handykamera als an dem (Laien-)Fotografen, sorry.

Die gemalten Kreise vermitteln kraft ihrer scheinbar ständig in Bewegung seienden Konturen eine zwar in sich mehr oder weniger ruhende Stille, zugleich sind sie von irritierender Nervosität. Sie haben etwas magisch Anziehendes, ja beinahe schon Verschluckenwollendes. An der Decke in der hinteren Mitte, aus der Perspektive des den Raum Betretenden, ließe sich eine Art von Schneemaschine (thank you silence, 2005) erkunden: Aus einem hölzernen Quader mit Metallgitter regnet es weiße Konfettischnipsel, die geräuschlos zu Boden fallen; angeblich wird der sich tagsüber aufgehäuft habende Papierschnee nachts wieder zurück in den Quader verbracht, um ab Ausstellungsöffnung am Vormittag erneut herabzurieseln.

Birnen und Äpfel (als "obstgerecht" bemalte Bronzeskulpturen aus Rondinones Werkgruppe still.life., 2007-2013) sind unter den jeweiligen Mandalas der Vorder- und Rückseite des Raumes in Reihe hingelegt. Die Dame von der Museumsaufsicht meinte, dass es ursprünglich, also zur Ausstellungseröffnung, mehr als die gerade hier zu sehenden gewesen wären - hätte wer die etwa mitgeh'n lassen, oder wären sie am Ende gar geklaut worden, fragte ich sie.

* *

Besinnliches und oftmals Unerklärliches, gottlob, für Augen und Gemüt.



Ugo Rondinone. LIFE TIME - Ausstellungsansicht
© Schirn Kunsthalle Frankfurt 2022, Foto: Norbert Miguletz


Andre Sokolowski - 29. Juni 2022
ID 13693
Weitere Infos siehe auch: https://www.schirn.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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