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Ausstellung

Im Regen



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"Regen bezeichnet ein Wetterereignis  und die am häufigsten auftretende Form von Niederschlag. Regen besteht aus Wasser, das als Dampf in Wolken gespeichert war und nach dem Kondensieren in Tropfen zur Erdoberfläche herunterfällt." (Quelle: Wikipedia)

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Sous la pluie: Peindre, vivre et rêver (dt.: Im Regen: Malen, leben und träumen) titelt die aktuelle Ausstellung im MUSÉE D'ARTS DE NANTES, die am 7. November eröffnet wurde. Und irgendwie wäre es passender gewesen, im Regen auf die Öffnung des Museums zu warten. Unter einem Regenschirm (wie in den Gemälden, die wir in der Ausstellung sehen würden). Dem war aber nicht so. Wir und die vielen anderen vorfreudigen Ausstellungsbesucher an diesem eintrittsfreien Sonntag, standen bei Sonne und 16 Grad in der Schlange.



Vorm Eingang zur Ausstellung Sous la pluie
im Musée d'Arts de Nantes | Foto: Jean-Noel Petit


Die sehenswerte Schau in Nantes vereint über 150 Werke aus Malerei, Fotografie, Literatur, Musik und Kino. Der Hauptteil der Ausstellung mit Gemälden und Fotos hängt im Patio (Erdgeschoss). Im Keller geht es weiter mit einer Klang-Installation von Zimoun [s. Foto unten], die der Schweizer Künstler extra für diese Schau geschaffen hat. In einem weiteren Raum, dem Weißen Saal, trifft man auf eine Videoarbeit des deutschen Künstlers Julius von Bismarck. Die bedeutendsten Exponate der Schau sind einmal ein Meisterwerk des Impressionismus: Rue de Paris, temps de pluie von 1877 von Gustave Caillebotte aus dem Pariser Musée Marmottan sowie das grandiose Aquarell Nantes, Pont de Pirmil von William Turner (kam aus Oxford nach Nantes). Der englische Künstler, der immer einen Tick beeindruckender ist, reiste im Oktober 1826 an der Loire entlang und verbrachte ein paar Tage in Nantes. Turners ganze Großartigkeit ist in diesem Werk vereint. Er verwässert, verschleiert die dunstigen Silhouetten und verwandelt sie vor unseren Augen in weiche, warme Blautöne, die eigentlich grau sind. Abgesehen davon amüsiert eine humoristische Reihe von Honoré Daumier – überhaupt wird immer wieder die Komik des Regens und des Damit-Umgehens gezeigt, und je mehr es dazu windet, je länger die nassen Röcke sind, desto lustiger scheint es zu sein, jedenfalls für die Maler.

Meisterwerke von Courbet, Hockney, Renouard, Tissot, Sérusier, Vallotton sind nach Nantes in die Ausstellung gereist. Mit der einzigartigen, melancholischen Schönheit eines Regenschirms, diesem unverzichtbaren, die Silhouette unterstreichenden und die Garderobe vervollständigenden Kleidungsaccessoire, befasst sich außer Caillebotte unter anderem Leonetto Capiello mit der Arbeit Les Parapluies Revel. Der Regenschirm steht in dieser Schau im Mittelpunkt. Es gibt sie aus wasserdichtem Material schon seit Ende des 17. Jahrhunderts. Vorher waren es Sonnenschirme.

Es gibt Dauerregen, Frontregen, Monsunregen, Schnürlregen, Platzregen, Sprühregen, leisen Regen, prasselnden Regen, warmen Regen, kalten Regen. Seine Darstellung ist eine Herausforderung für jeden Künstler. Die Tropfen sind lichtdurchlässig, schwer einzufangen, farblos, verschleiern unsere Umgebung, verwandeln die Landschaft, verdunkeln den Horizont und verwandeln ein graues Pflaster im Handumdrehen in Glanzflächen. Regen beruhigt, jedenfalls wenn man ihm von der warmen Stube aus zuschaut, wie er herunterfällt, wie er die Konturen verschwinden lässt und das Licht verändert.

Kurt Schwitters beschreibt in seinem Gedicht Regen all diese Zustände.

"I am singing in the Rain" trällerte Gene Kelly in den 1950er Jahren und machte seinen Regenschirm zu, um tanzend nass zu werden. In der Ausstellung begleitet sein Song einen Zusammenschnitt von circa 20 Filmausschnitten, darunter natürlich auch die Regenschirme von Cherbourg. Was ein Platzregen ist, begreift man sofort in der entscheidenden Szene im Film The Truman Show. Es gibt auch einen Regenfühl- und Hörraum. Man wird darin zwar nicht nass, aber das Gefühl wird vermittelt.

"Il pleut sur Nantes" (dt.: Es regnet in Nantes) ist ein Chanson der französischen Sängerin Barbara. Allerdings geht es in dem Lied nicht um Regen, der über Nantes fällt, sondern um Tränen, die fließen. Tränen zum Tode ihres Vaters und das Bedauern über ein ausgesprochen kompliziertes und ungutes Verhältnis zu ihm.

Motiv in der Kunst wurde der Regen allerdings erst im Impressionismus, als die Künstler ihr Atelier verließen, um im Freien zu malen und Regen viel bewusster wahrnahmen, ihn in ihre Kunst einbauten, ihn zu Kunst machten, ihn bewunderten, sich in der Melancholie, der er verbreitete, suhlten, sich vor ihm schützten und ihre Sichtweise änderten. Deshalb sind die Haupt-Exponate in der Schau im 19. Jahrhundert entstanden. Aber nicht nur der Regen an sich wird gezeigt, sondern auch das Hauptmittel, um sich vor ihm zu schützen: der Regenschirm:


"Es gibt fast 100.000 Menschen in Frankreich, die im 19. Jahrhundert an der Herstellung von Regenschirmen gearbeitet haben" (erklärt die Kuratorin der Ausstellung).



Klanginstallation von Zimoun in der Ausstellung Sous la pluie im Musée d'Arts de Nantes
Foto: Jean-Noel Petit

Christa Blenk - 11. November 2025
ID 15554
Drei Jahre hat die Vorbereitung der Schau Sous la pluie gedauert, die ab Frühjahr 2026 in Rouen gezeigt werden wird. In Nantes endet sie am 1. März 2026 und wird bis dahin von unzähligen und sehr unterschiedlichen Aktivitäten begleitet. Eine davon gleicht einer Schatz- oder Partnersuche, wenn man so will. Auf der Seite des Museums kann man sich dafür registrieren lassen. Aber auch ansonsten lohnt sich eine Reservierung vorab.

Marie-Anne de Boullay hat die Ausstellung kuratiert.

Das Museum ist täglich (außer Dienstag) von 11 Uhr bis 19 Uhr geöffnet (Donnerstag bis 21 Uhr).

Der Eintritt kostet 9 Euro. Jugendliche unter 18 Jahren könnten kostenlos ins Museum gehen. Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt ebenfalls gratis.

Sehr empfehlenswert am Sonntag ist vor dem Besuch ein Brunch im Museumscafé, allerdings nur mit Vorreservierung.


https://museedartsdenantes.nantesmetropole.fr


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