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Ausstellung

Gerhard Richter.

Abstraktion


Museum Barberini
zeigt abstraktes Werk
des großen deutschen Malers


Gerhard Richter: A B, Still (612-4), 1986, Museum Barberini © Gerhard Richter 2018 (29062018)

Bewertung:    



Der 1936 in Dresden geborene Maler, Bildhauer und Fotograf Gerhard Richter ist v.a. für seine verschwommenen, nach Fotografien entstandenen Gemälde zur deutschen Geschichte bekannt. Dass der mittlerweile weltweit hoch angesehene und auf dem internationalen Kunstmarkt noch höher gehandelte Vertreter zeitgenössischer Kunst bereits in den 1960er Jahren begann, auch mit abstrakten Formen zu experimentieren, ist zwar nicht ganz neu, aber der Umfang des von Richter selbst eher als ungegenständlich bezeichneten Werks ist beträchtlich und hat sich über die Jahre als eigenständiger Zweig seines malerischen Œuvres kontinuierlich entwickelt. Das Museum Barberini widmet diesen facettenreichen Werkgruppen nun eine umfangreiche Ausstellung, die in 90 Bildern aus der Zeit von 1961 bis heute einen guten Überblick über Richters Beschäftigung mit der Abstraktion bietet.

*

Den Ausgangspunkt bildet Richters Auseinandersetzung mit dem Abstrakten Expressionismus, der aufkommenden Popart aus Amerika sowie dem Neo-Dada und Fluxus. So etwa im Gemälde Vorhang (58-1) von 1964, das sich an der Op-Art orientiert und in Nahaufnahme mit den Grauabstufungen des Faltenwurfs spielt. Richter abstrahierte das im Folgenden immer weiter, bis er bei den grau changierenden Farbflächen Zwei Grau übereinander von 1966 oder Grau (334) bzw. (361-1) von 1972/74 anlangte. Ein Beispiel für abstrakten Expressionismus ist Richters Gemälde Abstraktes Bild (551-1), das an eine Landschaft erinnert. Fotografische Landschaftsaufnahmen sind Grundlage für die Druckserie 128 Photos von einem Bild (Halifex 1978) II in Schwarz und Grau auf Karton von 1998.

Regelrecht bunt wird es dann mit Richters Farbtafel-Gemälden wie 192 Farben von 1966 oder dem Eyecatcher 1024 Farben von 1973, die von Farbmustertafeln aus dem Maler-Fachhandel inspiriert sind. Auch hier spielen noch Popart-Vorbilder wie Andy Warhol eine große Rolle. Andere Referenzen sind der russische Avantgardist Alexander Rodtschenko und der niederländische Maler Piet Mondrian. Richter verarbeitete das in Serien von Schatten- und Gittermustern. Wolkige Übermalungen erinnern an die österreichischen Aktionskünstler Hermann Nitsch und Arnulf Rainer. Interessanter wird es dann wieder ab den 1980er Jahren mit den sogenannten Rakelbildern, bei denen Richter verschiedene Farbschichten mit dem Rakel übereinander auf die Leinwand zog. Die dabei entstandenen Muster suggerieren eine von Richter allerdings durchaus kalkulierte Zufälligkeit, die nur noch entfernt etwas mit den wilden Drippings von Jackson Pollock zu tun hat. Richters Kunst ist handwerkliche Präzision.

Im ersten Obergeschoss des Palais Barberini überwiegen die recht farbintensiven Abstraktionen der 1980/90er Jahre - Zentrum ist das Gemälde A B, Still (1986) aus dem Bestand des Barberini - und der jüngeren Zeit. Hier ist es dann fast der Farbpracht etwas zu viel. Die kühl kalkulierten Farblinien des mittels Digitaldruck entstanden breitformatigen Strip (930-4) von 2013/16 stehen da den zackigen Farbverläufen der mit Lackfarbe hinter Glas gemalten Flow-Serie gegenüber. Wem das etwas zu überladen wirkt, kann sich auch an Richters minimalistischen Grafikserien erfreuen. „Das Denken ist beim Malen das Malen.“ ist da Richters ganz undidaktisches Motto. Kuratorische Erklärungen zu den Bildern bieten sich nur den Besuchern, die sich einen Audioguide auf die Entdeckungstour mitnehmen. Ansonsten kann man sich auch ganz intuitiv den abstrakten Farbflächen und Mustern Gerhard Richters nähern und sie auf sich wirken lassen. Insgesamt ist das durchaus inspirierend, wenn dem kritischen Blick nicht auch etwas der politische Richter des Zyklus Birkenau fehlen würde.



Gerhard Richter in seinem Atelier bei der Arbeit am Modell für die Ausstellung im Museum Barberini, 2018 | Foto (C) Hubert Becker

Stefan Bock - 10. Juli 2018
ID 10796
Ergänzend ist noch die Ausstellung Nolde, Feininger, Nay. Vom Expressionismus zum Informel zu sehen, die sich mit dem deutschen Weg in die Abstraktion beginnend bei den Expressionisten Emil Nolde und Max Pechstein über die Bauhauskünstler Wassily Kandinsky, Lyonel Feiniger und Willy Baumeister bis hin zu den Vertretern des Informel im bundesrepublikanischem Nachkriegsdeutschland wie Ernst Wilhelm Nay und Fritz Winter beschäftigt. Und wer will, kann in Winters abstrakten Farbmustern sicher auch einen Verwandten des Richter´schen Abstraktions-Kosmos entdecken.

Weitere Infos siehe auch: http://www.museum-barberini.com/


Post an Stefan Bock

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