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Ausstellung

Weich-

gezeichnet



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Es sind Bilder oder Fotografien, die wie eine Fata Morgana daherkommen. Unscharf, undeutlich, verschwommen sind die Exponate in der Ausstellung Dans le flou im Untergeschoss der Pariser MUSÉE DE L'ORANGERIE. Im Stockwerk darüber hängen die monumentalen Seerosenbilder von Monet. Einen besseren Ort für diese Ausstellung hätte man nicht finden können. Monets Seerosen wurden lange Zeit als Paradebeispiel für die Abstraktion betrachtet, die notwendig war, um die großen Kunst-Installationen der Zukunft zu ermöglichen. In dieser Schau gibt es nicht ein klares Bild, alles flackert und wackelt, offensichtlich oder in sich. Jedes Bild hat eine eigene Lesart und Bewegung. Das Konzept entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und schaffte die Grundlage für die zeitgenössische Kunst, sei es Plastik, Gemälde oder Foto.

Die Idee des Weichzeichners ist nicht neu. Schon Leonardo überraschte mit seinem Sfumato. Dementsprechend darf die Mona Lisa nicht fehlen. Der erste Künstler, der sich einer Art abstrakter Undeutlichkeit verschrieb, war der Engländer William Turner. Von ihm ist das Bild Landschaft mit Fluss und Bucht (1845) aus dem Louvre gekommen. Gerhard Richter ist mit mehreren Arbeiten vertreten, darunter Autoporträt 1996, Blumen (815-1) und Onkel Rudi. Beeindruckend Hans Hartungs Werk T1982-H31 (185 x 300 cm). Das schöne Blau heißt das Ölgemälde (2008) von Miriam Cahn. Francis Bacon flackert uns mit einer Studie zu seinem beeindruckenden Gemälde Innozenz X von Velazquez entgegen. In der Schau sind weiterhin u.a. Werke von Claude Monet, Edvard Munch, Van Gogh, Marc Rothko, Albert Oehlen, Tania Mouraud, Ugo Rondinone, Luc Tuymans, Pippilotti Rist, Sugimoto sowie das Bild Pasadena von Sigmar Polke zu sehen. All diese Künstler widmen sich in einigen ihrer Arbeiten dem „Unscharfen“, streifen immer an der Grenze des Wahrnehmbaren herum. Ein ausgiebiges Kapitel befasst sich mit der Unschärfe in der Fotografie, darunter die Arbeit von Thomas Ruff jpeg ny01 (Untergang des World Trade Centers). Albert Londe bringt die Radiographie ins Spiel. Es sind verwackelte Aufnahmen von Gliedmaßen einer Mumie. Londe war 1884 Direktor eines Pariser Krankenhauses. Von Mimmo Rotella eine Bearbeitung des Fotos Jacqueline Kennedy, aufgenommen am Tag der Ermordung von JF Kennedy. Das verwackelte Bild sorgt für eine gewisse Anonymität. Nan Goldins Arbeit 1st days in quarantine, Brooklyn, NY 2020 ist ein buntes, verwischtes Stillleben, das im Lookdown entstand. Robert Capas Foto zeigt die US-Truppen, die 1944 in der Normandie, Omaha Beach, landen. Ein Highlight der Ausstellung ist das knapp 30 Minuten Video Chott-El Djerid von Bill Viola (1979).

Die transparenten Trennwände zwischen den Räumen setzen die Eindrücke der gelebten Unschärfe fort. Wieder im Freien und bei 33 Grad, flimmert die Nachmittagssonne durch den Sand in den Tuilerien und katapultiert uns erneut in eine Fata Morgana. Wir wollen unsere Brille wechseln, sie scheint nicht mehr richtig eingestellt zu sein.

Die Schau ist ein Loblied auf das Undeutliche, auf die Verschwommenheit der Kunst in unserer Welt, die sich auch mit Konturen nicht einfangen lässt, auf die Unsicherheit der Erinnerung, auf das Fragile und auf die individuelle Wahrnehmung bis an den Rand des gerade noch Erkennbaren und ist auch eine Suche nach Identität.

Einige Exponate kommen aus unterschiedlichen Pariser Museen, sind Leihgaben von europäischen und US-Museen oder stammen aus Privatsammlungen. Claire Bernardi und Emilia Philippot haben diese großartige Schau, die am 18. August endet, kuratiert.



Saalansicht von Dans le flou in der Pariser Orangerie | Foto: Jean-Noel Petit

Christa Blenk - 13. August 2025
ID 15409
Weitere Infos siehe auch: https://www.musee-orangerie.fr


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