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Ausstellung

Nach 40 Jahren

eine längst

fällige erste

Retrospektive



Bewertung:    



Die Dresdener Künstlerin Angela Hampel (geb. 1956 in Räckelwitz in der Oberlausitz) ist mit ihren starken, farbgewaltigen Frauenportraits aus der ostdeutschen Kunstszene vor der Wende nicht wegzudenken. Schon Mitte der 1980er Jahre konnte sie mit ihrem neoexpressionistischen, an die Westberliner Neuen Wilden erinnernden Malstil erste Erfolge im Westen erzielen. Junge, selbstbewusste Frauen mit Punkfrisur passten nicht so recht ins Bild der DDR-Kulturfunktionäre, waren im Straßenbild der Großstädte der End-DDR aber eine nicht mehr zu ignorierende Tatsache. Dass Angela Hampel die Motive für ihre Gemälde meist aus der antiken Mythologie holte, ist dabei sehr typisch für die oft stark symbolhafte Malerei der unangepassten ostdeutschen Avantgarde. Hinter der Maske hieß nicht umsonst eine Ausstellung über Kunst in der DDR 2018 im Museum Barberini in Potsdam, bei der Angela Hampel mit einem Selbst mit Flügeln (1987/88) vertreten war.

Das Gemälde ist nun auch Bestandteil einer umfangreichen Retrospektive, die die Städtische Galerie Dresden der Künstlerin noch bis zum 11. September ausrichtet. Ob Salome mit dem Haupt des Täufers, die Kindsmörderin Medea oder die Amazonenkönigin Penthesilea, in Hampels Werk ist der gegen männliche Vorherrschaft aufbegehrende Frauentypus in grelle Farben getaucht. Schon zu DDR-Zeiten hat sie Künstlerbücher und Illustrationen etwa zu Kleists Penthesilea-Novelle oder Christa Wolfs Kassandra geschaffen. Weitere große Themen der Malerin sind Tier und Mensch sowie die Beziehung zwischen Mann und Frau, expressiv befreite Sexualität verbunden mit der Darstellung von Tieren. Immer wieder tauchen dabei Schlangen oder gehörnte Wesen auf.



Angela Hampel: Gestürzte (1990), Mischtechnik auf Faltrollos | Foto: Stefan Bock


In den Galerieräumen sind ca. 60 Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle von den 1980er Jahren an bis heute ausgestellt. Daneben auch die Installation Offene Zweierbeziehung, 1989 zusammen mit Steffen Fischer für die 12. Kunstausstellung des Bezirkes Dresden geschaffen, in der Angela Hampel den problematischen Beziehungen zwischen den Geschlechter darstellt. Lebensechte Fiberglasfiguren hängen dazu in Netzen gefangen wie in unlösbaren patriarchalen Zusammenhängen. Für eine weibliche Wahrnehmungsweise aus weiblichem Identitätsgefühl steht nach der Wende der Zusammenschluss von 23 Künstlerinnen in der Dresdner Secession 89. Angela Hampel beschäftigt sich in den 1990er Jahren auch verstärkt mit Kunst-Performances. Die Raum-Installation Gestürzte, 1990 [s. Foto oben] auf große Faltrollos gemalt, hängt hier von der Decke des großen Treppenhauses.

Die wilde, expressiven Farbspiele der 1980er Jahre mit den Gemälden Salome, Medea, Columbine, Penthesilea oder dem Kassandra-Zyklus setzen sich nach der Wende fort, wenn auch die Formen etwas weiblicher werden. Mit Phönix, Seeschlange oder Selbstbildnissen als Königin von Saba und Selbst mit Salamander bleibt Angela Hampel ihren Bildthemen treu. Dazu treten düstere Vanitas-Darstellungen wie Traurige Ernte mit Sensenfrau und Totenköpfen oder Kopf mit Schädel. Vieldeutig ist das Gemälde Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Viele der Papierarbeiten beschäftigen sich wieder mit dem eigenen Körper, der Sexualität oder in den Zeichnungen aus der Serie Schächtung mit dem Leiden von Tieren. Surreale Maskenspiele in den Gemälden Kein Ort. Nirgends (Titel einer Novelle von Christa Wolf) und Herzallerliebster mein stehen neben schroffen Felslandschaften wie Karakum, Matterhorn und Machapuchare, die Angela Hampel nach Auslandreisen malt.

Im Projektraum Neue Galerie, auf der anderen Seite der Foyertreppe ergänzt eine Auswahl von Angela Hampels Druckgrafiken und Künstlerbüchern die Hauptausstellung der Gemälde und Zeichnungen. Besonders eindrucksvoll sind die Serie Kassandra/Penthesilea, die Paarbilder oder Tier/Mensch-Wesen. Sehenswert auch die Künstlerbücher zur Penthesilea und zu Texten von Elke Erb. Noch bis zum 11. September dauert diese umfassende, längst fällige Personale, die man nicht verpassen sollte.



Werke von Angela Hampel in der Städtischen Galerie Dresden | Foto: Stefan Bock

Stefan Bock - 30. Juli 2022
ID 13733
Weitere Infos siehe auch: https://galerie-dresden.de/


Post an Stefan Bock

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