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Museum im Check

MUSÉE

BOURDELLE

Spielplatz der Musen



Schotter und Geröll aus den städtischen Katakomben stellten seinerzeit die Basis für den Hügel Montparnasse dar. Schon ab Ende des 18. Jahrhunderts zog es die Menschen in die Musikhallen und Spielcafés im Quartier du Montparnasse. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Gegend rund um den Berg der Götter zum Treffpunkt und Mittelpunkt von Künstlern, es entstand eine Kunstakademie, und mit den Malern kamen auch die Musen. Zu den ersten, die sich dort ansiedelten, gehörten Alfons Mucha und Paul Gauguin. Die Weltausstellung 1889 machte das Viertel dann endgültig zur „Künstlerstadt“, die ihren Höhepunkt mit den sogenannten Années folles (den verrückten Jahren) Ende der 1920er Jahre erreichte. Modigliani, Brancusi, Fernand Léger, Picasso oder Apollinaire, nur um einige zu nennen, bevölkerten teilweise die Künstlerkolonie La Ruche. Man traf sich im Le Dôme, La Rotonde oder in La Closerie des Lilas - heute allesamt Restaurants im oberen Preissegment. Im Hotel Istria begann die Karriere von Man Ray, wo ihm unter anderem James Joyce oder Gertrude Stein Modell saßen.

Der junge Bildhauer aus dem Südwesten, Antoine Bourdelle (1861-1929), kam 1885 nach Paris und ließ sich in Montparnasse inmitten von Gärten und Weinbergen nieder. 40 Jahre sollte er dort leben und arbeiten. Heute trägt die kleine Straße, in der im Jahre 1947 das MUSÉE BOURDELLE eröffnet wurde, seinen Namen.



Das wiedereröffnete Musée Bourdelle in Paris | Foto: Christa Blenk


Vor zwei Wochen ist es nach zweijährigen Umbauarbeiten neu eröffnet worden und präsentiert sich hell, modern, attraktiv und aktiv. Dabei ging es aber nicht nur um ästhetische Veränderungen, sondern auch um umfangreiche Konsolidierungsarbeiten, immer darauf achtend, den historischen Kern nicht zu verraten. Atelier und Wohnraum wurden neu gestaltet, und im ersten Stock entstand ein sympathisches Café.

Von außen sieht das Gebäude wie jedes andere in dieser Pariser Ecke aus. Aber kaum ist man durch die Tür, vorbei an einer riesigen, furchterregenden Bourdelle-Schlange, wird man überrumpelt von einem ausgesprochen charmanten, wunderbaren, grünen Innenhof, der von riesigen, monumentalen Skulpturen bevölkert zu sein scheint.

Der thematische und chronologische Rundgang durch die Ausstellungshallen, das Atelier und die Werkstatt vermittelt einen perfekten Eindruck über Leben und Wirken dieses Künstlers, der als einer der ersten im 20. Jahrhundert diese monumentalen Skulpturen anfertigte, die man allesamt entweder im Original, in Bronze oder in Gips bestaunen kann. Hinter der großen Ausstellungshalle tritt man in einen weiteren, reichlich mit Skulpturen besetzten, länglichen Grünstreifen.

Im ersten Stock waren früher die Wohnräume des Ehepaares Dufet-Bourdelle. Nach dem Umbau gibt es dort nun ein Café-Restaurant, das den Namen von Bourdelles Tochter Rhodia trägt. Ein kurzer Aufenthalt ist sehr empfehlenswert, denn der Blick von dort auf den Zaubergarten ist beeindruckend, auch wenn die Häuser der Nachbarschaft aus den 1960er Jahren und der 209 Meter hohe Tour Montparnasse sich in den Garten drängen wollen.

*

Antoine Bourdelle hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, davon allein 110 Skulpturen. Zu seinen Hauptwerken zählen ein Herakles, ein sterbender Kentaurus, verschiedene Büsten von Beethoven und viele weitere Gestalten aus der griechischen Mythologie. Die Flachreliefs für das Pariser Théâtre des Champs-Élysées gehören auch dazu.



Blick auf Bourdelles´ Flachrelief vom Théâtre des Champs Elysées | Foto: Christa Blenk


Das Théâtre des Champs Elysées wurde 1913 in einem Mischstil von Klassizismus, Jugendstil und Art déco erbaut. Die Flachreliefs befinden sich auf der Fassade aus weißem Marmor und behandeln unterschiedliche mythologische Themen. Das bekannteste und vielleicht auch das schönste ist „Der Tanz“. Bourdelle hatte sich schon 1909 für die Tänzerin Isadora Duncan als Modell geschieden, die ihn als Glucks Iphigenie im Théâtre Châtelet so sehr faszinierte, dass er mehrere Tage hintereinander ihre Vorstellung besuchte. Die Flachreliefs entstanden zwischen 1910 und 1913.

Pathos und Megalomanie waren ständige Begleiter des Künstlers. Bourdelle hat einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte der Bildhauerei geleistet hat. Künstler wie Giacometti, Germaine Richier, Aristide Maillol, Henri Laurens haben bei ihm gelernt.

Antoine Bourdelle hat als 13jähriger die Schule verlassen und in der Tischlerei seines Vaters in Montauban (Nähe Toulouse) als Holzschnitzer angefangen. In Montauban hat er bei Ingres Unterricht genommen.



Der Garten des wiedereröffneten Musée Bourdelle in Paris
Foto: Christa Blenk


Antoine Bourdelle ist heute außerhalb von Frankreich weniger bekannt. Der Platz des französischen Vorzeige- Bildhauers um 1900 ist von Rodin besetzt, für den Bourdelle knapp 20 Jahre gearbeitet hat.

Noch ist das Museum nicht von Touristen überlaufen, und in zwei Stunden ist man durch. Der Eintritt ist gratis; nur für Sonderausstellungen muss man bis zu 10 Euro bezahlen. Aktuell [noch bis zum 16. Juli 2023] werden die Arbeiten von Philippe Cognée gezeigt.

* *

Das Viertel Montparnasse auf der linken Seite der Seine gehört zum XIV. Arrondissement. Nicht weit entfernt von diesem Garten-Museum liegt eine weitere grüne, friedliche Oase: der Friedhof Montparnasse. Dort kann man viele von den Künstlern und Intellektuellen besuchen, die um 1900 und weit in die 1930er Jahre hinein die kleinen Ateliers in Montparnasse bewohnten und die Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflussen und dirigieren sollten.


Christa Blenk - 29. März 2023
ID 14123
MUSÉE BOURDELLE
18 rue Antoine Bourdelle
75015 Paris

Tel.. +33 (0) 1 49 54 73 73

Öffnungszeiten
Di - So | 10 - 18 h
Mo und an Feiertagen | geschlossen

Eintritt
frei!
(außer bei Wechselausstellungen | 8 - 10 EUR)


Weitere Infos siehe auch: https://www.bourdelle.paris.fr


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