Wie ein Flügelschlag
ESSLINGEN: "Flux. Da fliegt das Leben" - Installation der Konzept-Künstlerinnen Albrecht und Parth im "off raum"
Von Gaby Weiß
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Ein Stillleben mit Obst nach Caravaccios Vorbild, Landschaftsidyllen als Wandschmuck, Stoffblumen-Rabatten in warmem Licht und ein Brautkleid, eben erst in den Schrank gehängt. Das Ambiente, das die beiden Konzept-Künstlerinnen Rosy Albrecht und Susanne Parth geschaffen haben, bedient auf den ersten Blick viele romantische Klischees. "Flux. Da fliegt das Leben" haben sie ihre Ausstellung im "off raum", die morgen Abend eröffnet wird, überschrieben. Mit einer großen Raum-im-Kunstraum-Installation aus Texten, Bildern und Gegenständen haben sich die beiden dem "Romantik"-Schwerpunkt des Literatursommers auf ganz eigene Art genähert.
Denn der schöne Schein all der vermeintlich so romantischen Accessoires trügt: Auf dem Bettlaken liegt ein Bild von einem Mann, ein fremder Mönch wurde in Caspar David Friedrichs Strandgemälde hinein appliziert, aus der Schublade heraus dämonisiert ein Kerl. rezitiert. An der Wand entzaubert Heinrich Heine das Reich der Gefühle als Scheinwelt, wenn er seine Version des Sonnenuntergangs preisgibt: "Hier vorne geht sie unter, und kehrt von hinten zurück."
Weltflucht im geschlossenen Raum Die beiden Künstlerinnen verstehen die Idee der Romantik als sehr subjektive Perspektive. "Man versucht, sich eine Welt zurecht zu legen, die mehr Schein ist als Sein. Wir unterstellen der Romantik, dass sie mit ihrer Weltflucht nur in einem geschlossenen Raum stattfinden kann", fasst Susanne Parth zusammen. Für "Flux" haben sie nach einem Interieur aus dem frühen 19. Jahrhundert das Schlafzimmer einer Dame nachgebaut und lassen den Besucher wie in ein Bild hineingehen. "Im Grunde ist der Mensch in der Romantik weltabgewandt und handlungsunfähig," führt die Tübinger Kunsthistorikerin Susanne Parth aus.
Kritisch geforscht Auch auf den Spuren der Romantik im Hier und Jetzt haben die beiden kritisch geforscht, legt Rosy Albrecht dar: "Wo findet eigentlich für uns Romantik statt? Beim Candlelight-Dinner, beim Waldspaziergang, bei einer Hochzeit in Weiß, am offenen Feuer, in Sehnsucht, Liebe und Glück." Jeder kennt, so die Esslinger Künstlerin, den Augenblick, zu dem man sagen möchte: "Verweile doch, du bist so schön. Jeder will das Glück festhalten. Aber es ist eine Sisyphusarbeit: Immer wieder will man an diesen Moment ran und erreicht ihn doch so selten." So kamen die beiden Künstlerinnen, schräg vorbei an Fluxus und Dada, auf den Titel ihrer Schau "Flux. Da fliegt das Leben." Hunderte von hauchzarten papierenen Schmetterlingen versinnbildlichen und versinnlichen diese Flüchtigkeit. "Dieser Flügelschlag von so vielen ist wie ein Pulsschlag. Und er hat Macht", betont Susanne Parth.
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Gaby Weiß / 11. Mai 2006
(C) Esslinger Zeitung, mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung
Weitere Infos siehe auch: www.off-raum.de
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