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Salzburg Museum| Neue Residenz, Kunsthalle, 23. Juli bis 12. Oktober 2008

ENTDECKTE MODERNE 1910–1945

Bilder aus der Sammlung Gerhard Schneider

Sonderausstellung im Salzburg Museum

Die Sonderausstellung ENTDECKTE MODERNE 1910–1945 in der Kunsthalle des Salzburg Museum | © Salzburg Museum



Das Salzburg Museum in der Neuen Residenz zeigt in der Kunsthalle die neue Sonderausstellung „ENTDECKTE MODERNE 1910–1945: Bilder aus der Sammlung Gerhard Schneider“.

Worum geht es hier? Es handelt sich um die Kunst zwischen 1910 – 1945, die während der nationalsozialistischen Diktatur verboten wurde. „Entartete Kunst“ war der offiziell propagierte Begriff für die aufgrund rassentheoretischer Begründungen diffamierte Moderne Kunst. Künstler, die nicht den nationalsozialistischen Idealen folgten oder die Kommunisten oder Juden waren, wurden verfolgt und man belegte sie mit Berufs- und Malverboten, ließ ihre Kunstwerke aus Museen und öffentlichen Sammlungen entfernen, man beschlagnahmte ihre „Entartete Kunst“ und zwangen sie auszuwandern oder man ermordete sie.

Nachstehend ein Werk von Gerd Böhme, wie es von den Nationalsozialisten Kunst als entartet gekennzeichnet wurde. durchgestrichen und „entartet“.


Dokumentiertes Beispiel für „entartete Kunst“, Gerd Böhme, Illustration zu „Strindbergs Rausch“, 1920, Lithografie, © Sammlung Schneider


Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus oder Kubismus galten als „entartet“, darunter unter anderem die Werke von Max Beckmann, Max Ernst, Elfriede Lohse-Wächtler, Fritz Duda, *Valentin Nagel, *Albert Birkle, Erich Fraaß, Karl Hofer, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, *Slavie Soucek.
(*Hier handelte es sich um Salzburger Künstler.)

1938 gehörte Salzburg dem Großdeutschen Reich an und somit begann hier die erste Station der Propaganda-Ausstellung „Entartete Kunst“. Die Ausstellung war bis 4. bis 25.September 1938 im Festspielhaus zu sehen.

Am 30. April 1938 kam es in Salzburg zur ersten und einzigen Bücherverbrennung in Österreich, für die der Salzburger NS-Funktionär Karl Springenschmid den Residenzplatz auswählte. Die Nationalsozialisten forderten auch private Haushalte zur Abgabe verbotener Bücher auf. 1.200 Bücher wurde aus Leihbüchereien, Buchhandlungen und privaten Haushalten abgeliefert.
(Karl Springenschmidt wurde selbst zum Autor und brachte jahrzehntelang im Stocker Verlag Graz nationalsozialistische Literatur wie z.B. „Die Gebirgsjäger“ heraus.)


Künstler, die in Salzburg zu sehen und der Salzburger Künstlergruppe angehörten


Valentin Nagel, Frau mit Schleife im Haar, um 1930, Öl auf Leinwand, © Sammlung Schneider


Valentin Nagel geboren am 12. April 1891 in Germsheim/Pfalz. Er war ein deutscher Maler des synthetischen Kubismus und der Neuen Sachlichkeit. In der Zeit zwischen 1925 bis 1928 besuchte er in München die „Schule für bildende Kunst“. Sein Schicksal steht stellvertretend für eine Künstlergeneration, die durch den Ersten Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise und den Nationalsozialismus mit Judenverfolgung, radikaler Kunstdiffamierung der Verfemung begabter Kunstschaffender geprägt wurde. Valentins Nagels künstlerisches Werk war in der öffentlichen Wahrnehmung nicht existent. Unter den einschränkenden Maßnahmen der Nationalsozialisten lebte der Künstler zuletzt in totaler Zurückgezogenheit in Salzburg und starb am 8. Jänner 1942 in München.


Albert Birkle, Zeichnung zum Farbbild „Unter den roten Fahnen“ , 1919, Kohle auf Papier, © Sammlung Schneider


Albert Birkle geboren am 21. April 1900 in Berlin war ebenfalls ein deutscher Maler und kam 1932 nach Salzburg, wo er auch am 29. Jänner 1986 verstarb.

Als er nach Salzburg kam, konnte er bereits ein bemerkenswert umfangreiches Schaffenswerk vorweisen. Er stand zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit – teils ins Phantastische überzeichnet. In seinen Arbeiten stellt er oft einen engen Bezug zur christlichen Passion her. Sein Werk „Große Kreuzigung“ erregte bereits 1922 großes Aufsehen. Bekannt sind seine vielen kirchlichen Glasfenster, so z.B. in der Blasiuskirche in Salzburg. Aber auch in Washington schuf er Kirchenfenster. In seinen Bildern setzte er sich vor allem mit Menschen seiner Umwelt auseinander. Er prangerte vor allem Arbeiterelend, Großstadtlaster und Entmenschlichung an. Seine Figuren sind bleiche Menschen unter roten Fahnen, Menschen und Soldaten als kraftlos-ferngesteuerte Marionetten, oder stehen für das Elend der Vertriebenen. "Unter den roten Fahnen", "Die Mütter", und "Ausgebombt" sind neben "Hitlers Einzug in Österreich" anklagende Bilder aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges.


Erich Fraaß, Nöthnitzer Grund, um 1930, Öl auf Leinwand, © Sammlung Schneider


Erich Fraaß wurde am 14. April 1893 in Glauchau geboren. Er war der Sohn eines Webermeisters. 1910 besuchte er in Dresden die Kunstgewerbeschule, wo er dann an die Dresdner Kunstakademie wechselte. Fraaß war Mitbegründer der „Neuen Dresdner Sezession“ und gehörte deren Vorstand an. Durch die Nationalsozialisten wurde ihm die Künstlerschaft aberkannt. Er gehörte während der Kriegsjahre zur „Gruppe der Aufrechten“, die aus sieben Dresdner Malern bestand. Erich Fraaß verstarb am 9. Jänner 1974 in Dresden.

Der Expressionismus wurde zwar nach dem 2. Weltkrieg rehabilitiert, nur zum Nachruhm kamen auch wieder nur diejenigen, die während der Schreckensherrschaft schon einen Namen hatten. Vergessen und Übergangen wurden jene junge Künstler, die den Expressionismus auf vielfältigste Weise weiterführten. Eine Chance dieser Künstler wahrgenommen zu werden, bestand noch eher in der ehemaligen DDR, doch auch dort gerieten sie wieder in das Schussfeld der Zensur.
Die „ENTDECKTE MODERNE 1910–1945“ ist ein Teil (ca. 100 Werke) einer Sammlung von Dr. Gerhard Schneider aus Olpe (Nordrhein-Westfalen) die auf Wanderschaft geht. Die 1. Station beginnt in Salzburg und geht dann weiter nach Berlin, wo sie im Stadtmuseum, jedoch in einem viel größerem Umfang als in Salzburg gezeigt wird. Von Berlin aus geht es dann weiter in andere deutsche Städte wie z.B. nach Bayreuth, wo die Ausstellung im Kunstmuseum zu sehen sein wird.


Auszug aus dem Pressebericht Salzburg Museum: Der deutsche Sammler Dr. Gerhard Schneider war einer der ersten und eifrigsten, der auf diese „verschollene Generation“ hingewiesen hat. Ursprünglich Antiquar, erlebte er seine Initialzündung, als er vor etwas mehr als zwanzig Jahren auf den Nachlass des vollkommen unbekannt gebliebenen Malers Valentin Nagl stieß, dessen Schaffen 1988 erstmals in Salzburg gezeigt wurde. Instinktiv erkannte Schneider, dass auf diesem Gebiet weitere ungeahnte, kaum beachtete Schätze zu heben waren. Mittlerweile ist die Sammlung auf mehr als 2.000 Werke von über 300 Künstlern angewachsen, kann auf eine ständige Präsentation im Kunstmuseum Solingen und eine steigende Resonanz in der Öffentlichkeit verweisen.

Die Ausstellung ist sehr interessant und empfehlenswert.


Christa Linossi - red / 18. August 2008
ID 3957
Zur Sonderausstellung erscheint ein umfassender Katalog mit 532 Seiten und mehr als 600 Abbildungen, erhältlich im Museumsshop für € 39,--.

Weitere Infos siehe auch: http://www.salzburgmuseum.at





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