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Feuilleton


19. 1. - 17. 3. 2013, C/O Berlin

LIEBE GLAUBE HOFFNUNG

Ulrich Seidl




Vom Wiener Filmemacher Ulrich Seidl gibt es diesen hammerharten österreichischen Milieufilm Hundstage (2001), der es zu "überösterreichischer" Berühmtheit brachte - hin und wieder ist er mal auf Arte oder/und auf 3.Sat zu bestaunen; und wir Fernsehzuschauer staunen dann jedes Mal nicht schlecht, was Alles - außer An der schönen blauen Donau oder so - im Piefke-Nachbarland, wo Viele dann so aussehen und klingen wie als ob sie viel und gerne üppig viele Mehlspeisen verzehren würden, menschlich-möglich ist. [Jetzt aber Schluss mit diesen leidigen Klischees!]

In einem vierjährigen Produktionszeitraum entstanden Seidls drei - ursprünglich als ein einziges (dreiteiliges) Produkt geplant - Spielfilme mit den Titeln Liebe, Glaube, Hoffnung; und er hatte sie hiernach als Paradies-Zyklus herausgegeben und auf internationalen Festivals gezeigt - - Hoffnung (als dritter sowie letzter jener "Unter"-Titel) wird dann bei der diesjährigen Berlinale vorgestellt...

Im Postfuhramt Berlin in der Oranienburger Straße - dort ist seit geraumer Zeit der Galeriestandort der Stiftung der C/O Berlin Foundation - gibt es noch bis März des Jahres 40 Standfotografien aus den Paradies-Filmen von Ulrich Seidl zu besichtigen; die Ausstellung hat folgerichtig (s. o.) ihren dreidimensionalen Titel LIEBE GLAUBE HOFFNUNG abgekriegt:




Foto aus der Serie Paradies Liebe (2012) © Ulrich Seidl



Teresa (50) ist als Sextouristin an den Badestränden Kenias unterwegs. Dort werden sie und andere als sog. Sugar Mamas von den einheimischen sog. Beach Boys "abklassifiziert" - jetzt finden quasi Ausbeutungen gegenseitig statt; die Frauen wollen schöne steife Jungenschwänze, und die Jungen wollen schönes hartes Frauengeld. Das scheint - laut Bildaussagen (aus dem Liebe-Film) - recht gut und auch unkompliziert zu funktionieren. Freilich sieht man gleich das Ungleichpaarige sofort; meistens manifestiert es sich als dick & dünn. Schaut man dann allerdings was tiefer und womöglich auch "dahinter", ist ein trostlos-unförmiges Unmaß Traurigkeit und Widersinn in diesem ganzen zweiseitigen Treiben zu erkennen. Doch was soll's; wir registrieren, dass Teresa ihren Spaß gesucht/gefunden hatte, und wir unterstellen ihr jetzt nicht, dass sie das Alles etwa unglücklicher, als sie vielleicht so schon war (wir wissen's nicht), gemacht gehabt hätte...



Foto aus der Serie Paradies Glaube (2012) © Ulrich Seidl



Anna Maria (50) ist die Schwester von Teresa - welche ihresteils in ihrem Sexurlaub auf das Keniatisch(st)e begattet worden war - und treibt es, ganz im Gegensatz zu ihrer "ausgehungerten" Verwandten, während ihrer Röntgenassistentinnen-Ferien karg und missionarisch. Mit einer sog. Wandermuttergottes-Statue, die 40 Zentimeter lang ist, geht sie auf katholische Bekehrungs-Tour. "So viele Menschen sind vom Sex besessen. Befrei' sie aus ihrer Hölle", werden ihre Standfotografien (aus dem Glaube-Film) schriftlich sowie auf Genitalienhöhe kommentiert. Auch sieht man, diesbezüglich anmahnend, ein Foto mit 6 schwulen Männern, die es sich in einer Cruising-Zone unter freiem Himmel sexuell ganz gut geh'n lassen... In dem Tafel-Text erfahren wir dann auch, dass der seit Langem schon vermisst geglaubte Ehemann Anna Marias - ein Muslime (!) - plötzlich aus Ägypten rückgekehrt gewesen wäre; selbiger wäre zudem an einem Rollstuhl gefesselt.



Foto aus der Serie Paradies Hoffnung (2012) © Ulrich Seidl



Melanie (13) ist die pubertierende und übergewichtige Tochter von Teresa und zu einem Diät-Camp-Kurs in das österreichische sog. Wechselgebirge (von ihrer Mutter?) abgestellt gewesen. Dort verliebt sie sich zum ersten Mal in einen Mann. Selbiger ist der Heimleiter der Abnehm-Anstalt und um 40 Jahre älter als die schwärmerisch Verliebte... Und auch hier sehen wir (aus dem Hoffnung-Film) ein ungleich auf uns wirkendes "Problem-Paar"; aber das vermeintlich Justiziable dieser "problematisch" hätte seienden Geschichte wird durch nichts Entsprechendes belegt. Zu sehen ist das einfältige, schwärmerische Kind und ein ihr irgendwie doch hilflos ausgesetzter und sehr gut aussehender Mittfünfziger - das schönste Foto: wie sie Beide in dem Wald, ganz unschuldig und angezogen und sich nicht berührend nebeneinander liegen.


* * *


Sehenswerte Schau.

Ein Blick hinter die oberflächig scheinende Kulisse unserer Gesellschaft.

Einfach schön (und irgendwie auch witzig).


Bobby King - 22. Januar 2013
ID 6500
C/O Berlin präsentiert erstmals eine Ausstellung von Ulrich Seidl mit ca. 60 Standbildern aus der Trilogie.

Zeitgleich erscheint eine Publikation mit Texten von Elfriede Jelinek, Marina Abramovic, Helene Hegemann, Ulrich Seidl u. a. bei Hatje Cantz.


Weitere Infos siehe auch: http://www.co-berlin.info


Post an Bobby King



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