Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 4

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Ausstellung

Noch bis 23. Februar 2014 - Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris

SERGE POLIAKOFF

Le rêve des formes (Der Traum von den Formen)


Serge Poliakoff, Forme, 1968, Huile sur toile, 162 x 130 cm, Collection particulière, Paris © Archives Serge Poliakoff | © ADAGP, Paris 2013



Ein Klassiker der Moderne kehrt nach über 40 Jahren in das Musée d'Art Moderne (Museum der Modernen Kunst) in Paris zurück.

Ein Bild, drei Bilder, tausend Bilder, alles das Gleiche, sagte Serge Poliakoff. Seine Bilder kommunizieren untereinander und schaffen eine nachhaltig formelle und ausdrucksstarke Kontinuität - überlegte sich die Kuratorin Dominique Gagneux.

Man nehme: von Matisse die Poesie, von Kandinsky den Konstruktivismus, von Rothko die elegant-minimale Chromatik; dann vereine man dieses mit sinnlich-organischen, geometrischen und plastischen Farb-Formstrukturen und rühre solange, bis eine perfekte Symbiose erreicht ist. Das sind Poliakoffs harmonische Bilder – leise und unaggressiv, unverwechselbar und einzigartig. Dieser Eintopf hätte natürlich schon mal anbrennen können. Die hier ausgestellten Exponate verkünden aber das Gegenteil. Poliakoff wusste genau, wann jedes einzelne Werk „gar“ war. Weniger ist mehr!

In seiner russischen Heimat hat er sich mit Ikonenmalerei befasst. Die Erinnerung daran hat ihn sein Leben lang begleitet; und wenn man die Augen halb verschließt, kann man diese Ikonen in seinen Bildern wiederfinden. Aber die Werke des 1940 verstorbenen Paul Klee hat er sicher auch gekannt.

Serge Poliakoffs Arbeiten trugen nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend zur Durchsetzung des abstrakten Expressionismus bei. Für ihn gab es eine klare Trennlinie: Abstraktion = Freiheit und Realismus = Diktatur. Er war der wichtigste Vertreter der Zweiten Schule von Paris. Diese Bewegung ließ 1950 die französische Hauptstadt nochmals als Kunstmetropole auflodern, bevor die Flamme endgültig erlosch und der Stern der Kunst über New York aufging. Natürlich auch, weil viele Künstler vor und während des Krieges Europa verlassen mussten. Trends und Kunstrichtungen waren ab Mitte der 50er Jahre über den Atlantik nach Europa gekommen.

1900 war Poliakoff in Moskau geboren worden, verließ aber bereits 1917, im Trubel der Oktoberrevolution, für immer seine Heimat. In den 20er Jahren gelangte er auf Umwegen über halb Europa schließlich nach Paris, wo er sich anfangs als Gitarrenspieler in Kabaretts übers Wasser hielt. Seine Mutter hatte ihm eine musikalische Erziehung mit auf den Weg gegeben. Zwischendurch nahm er Malunterricht in Paris und London. Durch die Bekanntschaft mit Kandinsky, Otto Freundlich und dem Ehepaar Delaunay kam er schließlich ganz zur Malerei. Poliakoff fand seine Form- und Farbkompositionensprache (seine Lieblingsfarben waren Rot – Gelb – Blau) ebenfalls über Umwegen erst nach dem Zweiten Weltkrieg und nach einer figurativen, recht akademischen Initiationphase (Landschaften, Akte) - immer hin und hergerissen zwischen Fauvismus und Orphismus. Während der bedeutendste Vertreter der Farbfeldmalerei (colour field), Mark Rothko, seine monochromen Felder übereinander stapelte, füllte Poliakoff den Leinwand-Raum mit nebeneinander bzw übereinander positionierten Strukturen. Wie ein Rubik's Cube, der entweder von fachmännischer flinker Hand oder mit gebremster verhaltener Energie entschlüsselt wird. Puzzleartig vermischen sich die Formen, immer klaren Linien folgend und Raum und Oberfläche den nötigen Respekt zollend. Erst am Ende seines Lebens – ähnlich wie sein Zeitgenosse Rothko - kam er auf die Farbe Schwarz, und seine Bilder wurden karger.

Poliakoff jonglierte sein Leben lang zwischen Bohème und Dandy, brauchte die Unordnung im selben Maß wie er schöne Kleidung haben musste. Gepflegte Umgangsformen und elegante Restaurants gehörten genauso zu ihm wie schmutzige Arbeitsschürzen. 1962 ist er Franzose geworden, und im gleichen Jahr wurde er in den französischen Pavillon zur BIENNALE nach Venedig eingeladen.

1969/1970 bereitete das Museum für Moderne Kunst eine wichtige Retrospektive über ihn vor, diese sollte er aber nicht mehr erleben: Serge Poliakoff starb im Oktober 1969 in seinem Atelier in Paris.




Serge Poliakoff, Composition, 1950, Huile sur toile, 130 x 97 cm, Museum Würth, Künzelsau © Museum Würth, Künzelsau/ Photo Philipp Schnborn, Munich | © ADAGP, Paris 2013



Bewertung:    


Christa Blenk - 1. Dezember 2013
ID 7411
Die Kuratorin der Ausstellung, Dominique Gagneux, hat für diese umfassende Retrospektive 150 Schlüsselwerke (darunter 70 Gemälde, Gouachen, dekorative Glas- und Textilarbeiten sowie Zeichnungen) herangeschafft, die allesamt zwischen 1936 und 1969 entstanden sind. Visuelles und auditives Archivmaterial über sein Leben bereichern die gelungene Ausstellung, die noch bis zum 23. Februar 2014 im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris zu sehen ist.

(Nach dem Ausstellungsbesuch kann man sich auf die schöne Terrasse der Cafeteria setzen und – den Eiffelturm vor den Augen – einen Café Crème trinken).


Weitere Infos siehe auch: http://www.mam.paris.fr/en


Post an Christa Blenk

eborja.unblog.fr



  Anzeigen:




KUNST Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

AUSSTELLUNGEN

BIENNALEN | KUNSTMESSEN

INTERVIEWS

KULTURSPAZIERGANG

MUSEEN IM CHECK

PORTRÄTS

WERKBETRACHTUNGEN
von Christa Blenk



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)