Noch bis zum 1. Dezember 2013 | Martin Gropius Bau, Berlin
MERET OPPENHEIM. RETROSPEKTIVE
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Porträt mit Tätowierung, 1980, Schablone und Spray auf Foto, Foto: Heinz Günter Merbusch, Düsseldorf, Privatsammlung, (C) VG Bild-Kunst, Bonn, 2013 | Design: www.noraska.de | Ausstellungsplakat zu: MERET OPPENHEIM. RETROSPEKTIVE, 16.8.-1.12.2013, Martin Gropius Bau
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Meret Oppenheim (1913-1985) war eine gebürtige Berlinerin. Sie gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen des magischen Surrealismus. Sie wäre am 6. Oktober 100 Jahre alt geworden.
Jetzt hat ihr ihre Geburtsstadt - aus dem besagten Jubiläumsanlass - eine 200 Exponate umfassende Retrospektiv-Ausstellung im Nachhinein geschenkt. Das ist die erste ihrer Art, die es je in Berlin gegeben hat; sie läuft seit letzten Freitag und dauert noch bis zum 1. Dezember.
Wir flanierten gestern Nachmittag durch die Ausstellungssäle des Martin Gropius Baus im 1. Stock und stellten einen großen Besucherandrang fest; ein hoher Prozentsatz Frauen...
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Meret Oppenheim, Husch-Husch, der schönste Vokal entleert sich, 1934, Privatsammlung | Foto: Roland Aellig, Bern © VG Bild-Kunst, Bonn, 2013
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2002 veröffentlichte der Suhrkamp Verlag einen Lyrikband der Oppenheim. Sie schrieb ja auch Gedichte. Das eine oder andere ist so auch - konsequenter Weise - neben paar ihrer gehängten Bilder, frei zum Nachlesen, vertikal an die Wand gekartet. Sie sind schlicht und schön. Zumeist empfinden sie sich ganz und gar romantisch und "beschäftigen" sich daher auch entsprechend - beispielsweise mit der Günderode...
Gleich im ersten Saal wird dem Besucher unter dem Vitrinenglas, wo sich diverse Autografen-Blätter Oppenheims zum Anschauen befinden, grafiologisch vorgeführt, wie "nüchtern" und präzise (also lesbar) ihre Handschrift ist. Sie tat ja auch ein Leben lang Träume von sich protokollieren; ihre elterliche Herkunft (Vater: Arzt) machte es ihr da leicht, sehr früh bereits mit Schriften C. G. Jungs (der quasi ein Kollege ihres Vaters war) Kontakt zu haben. Auch ist eine Art "Attest" zu sehen, wo sich der besagte C. G. Jung beruhigend zu der Psychoanalyse Merets, die sich scheinbar auch im väterlichen Auftrag und/oder aus purer Neugier auf die Couch des Populären legte, gegenüber dem Kollegen äußerte - frei nach dem Motto, dass sich doch der Vater keine Sorgen weiter um die Tochter machen sollte; Künstler wären nun mal so, also "normal" ganz anders wie die anderen "Normalen"...
Von heut' auf morgen, 1931, tat die Oppenheim beschließen, Künstlerin zu werden. Sie reiste hierzu (mit ihrer Maler-Freundin Irène Zurkinden) nach Paris; dort trank sie sich als Allererstes Einen an und drang sehr forsch und mutig ins "le Dome" ein... Die französische Hauptstadt beherbergte zu dieser Zeit solch weltberühmte Koryphäen wie Alberto Giacometti, Hans Arp oder André Breton, Marcel Duchamps, Max Ernst - mit ihnen allen wurde Oppenheim bekannt.
Sie interessierte sich jedoch nicht nur für Malerei; auch Möbel, Schmuck, Kostüme, Masken usf. tat sie entwerfen und kreieren. Sie war Autodidaktin!
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Meret Oppenheim: Man Ray, Erotique voilée-Serie mit handschriftlich markierten Ausschnitten des Künstlers, 1933, Galerie 1900–2000, Paris | © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn, 2013
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In einem anderen Ausstellungssaal hängen viele der Fotos, die Meret Oppenheim wohl auch "berüchtigt" machten - von Man Ray ließ sie sich beispielsweise splitternackt fotografieren; was zur damaligen Zeit schon unerhört gewesen sein musste und (folglich) skandaliert wurde.
Überhaupt zeigen die vielen Bilder und Porträtaufnahmen, dass die Oppenheim bis in das reifere Alter eine ungewöhnlich schöne Frau gewesen war! Ihre Gesichtszüge scheinen fast kantig und doch wiederum sehr weich zu sein. Ihr Blick ist einnehmend und wach. Man könnte sich gut vorstellen, in ihrer Nähe akzeptiert und also "gleichberechtigt" aufgehoben gewesen zu sein; eine Vermutung wohl - mehr nicht...
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Meret Oppenheim: Pelzhandschuhe, 1936, Ursula Hauser Collection, Schweiz | Foto: Stefan Altenburger Photography, Zürich © VG Bild-Kunst, Bonn, 2013
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Die Oppenheim'sche sog. Pelztasse von 1936 (ein Projekt, was leider nicht im Martin Gropius Bau zu sehen ist) machte die Künstlerin mit einem Schlage weltberühmt. Seither wurde sie immer wieder "nur" auf diese sog. Pelztasse im Künstlerischen reduziert, was auch dann ihre 18 Jahre (!) währende Schaffenskrise auslöste.
Als sie die künstlerische Pause 1954 endlich überwunden glaubte - um die Zeit fing sie dann an, sich (wie bereits erwähnt) mit Möbeln, Masken und Kostümen zu beschäftigen - , kristallisierte sich noch einmal, mehr denn je, ihr künstlerischer und vor allem feministisch-künstlerischer Selbstwert laut heraus. Einer ihrer markanten Schlagsätze aus dieser Zeit lautet: "Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie sich nehmen." (1975)
Bewertung:
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Gisela Herwig - 20. August 2013 ID 7069
MERET OPPENHEIM. RETROSPEKTIVE (Martin Gropius Bau, 16.08.-01.12.2013)
Kuratorin: Heike Eipeldauer
Eine Ausstellung des Martin-Gropius-Bau Berlin und des Bank Austria Kunstforum Wien - veranstaltet von den Berliner Festspielen
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia
Weitere Infos siehe auch: http://www.gropiusbau.de
Post an Gisela Herwig
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