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Ausstellung

Außer sich

EKSTASE im Kunstmuseum Stuttgart

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Das Kunstmuseum Stuttgart ist, abgesehen davon, dass es von ihr die Bestände übernommen hat, in seinem architektonisch eindrucksvollen Neubau weit mehr als der Nachfolger der Städtischen Galerie. Insbesondere mit seinen Sonderausstellungen konnte es überregionale Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die agile Direktorin Ulrike Groos kommt immer wieder auf unkonventionelle, interessante Konzeptionen. Ihre thematischen Ausstellungen versprechen, sich zu den üblichen Personalausstellungen zu verhalten wie ein Essay zu einer Monographie.

Idee und Umsetzung sind freilich zweierlei. Auch diesmal gewinnt man den Eindruck, Ulrike Groos hätte ihr Team zusammengerufen und es aufgefordert, anzumelden, was ihm zum Stichwort Ekstase so einfällt (man nennt das heutzutage Brainstorming). Da purzelt es durcheinander: Ekstase beziehungsweise die sich in Ekstase befindliche Figur als Gegenstand, Ekstase als Wirkung beim (teilnehmenden) Betrachter, Ekstase aus Auslöser von künstlerischer Produktion. Jeder diese Aspekte ließe sich weit über das in der Ausstellung Gezeigte hinaus abhandeln. Mit einander haben sie recht wenig zu tun.

Und dann gibt es da Exponate, die mit keinem der Aspekte von Ekstase einen Zusammenhang erkennen lassen. Der Pole Stanisław Ignacy Witkiewicz wäre jede Neuentdeckung wert – allerdings eher als Schriftsteller, denn als Maler –, aber auf Ekstase weisen zwar seine Biographie und Stellen in seinen Schriften, nicht aber die ausgestellten Porträts hin.

Im Erdgeschoss empfängt die Besucher eine Lichtinstallation von Carsten Höller, die wohl nach dem Willen der Aussteller Ekstase auslösen mag. Ehe man sie betritt, wird man allerdings gewarnt. Wer Pech hat, verlässt den Raum eher mit Kopfschmerzen oder leichtem Schwindel statt ekstatisch.

Im ersten Stockwerk erinnern Bilder von Lovis Corinth bis Pablo Picasso an Dionysos alias Bacchus und seine Gefolgschaft. Von hier ist es nicht weit zur religiösen Ekstase, die Bernardo Cavallini exemplarisch dargestellt hat. Der Schamanismus, der auf der jüngsten Biennale in Venedig breiten Raum beansprucht hat, ist auch hier präsent. Unter dem Titel Jugendkultur wird an die Rockmusik erinnert. Was sie tatsächlich an Ekstase auszulösen vermag, wird jedoch in diesem Rahmen nicht vermittelt.

Im zweiten Stockwerk wird die Ekstase des Sports eher beschworen als gezeigt. Umso dankbarer für die Visualisierung ist die Ekstase des Tanzes, etwa in Gemälden von Ferdinand Hodler, Emil Nolde oder Ludwig von Hofmann. Klar, dass der Hausheilige Otto Dix, von dem das Kunstmuseum die weltweit größte Sammlung besitzt, nicht fehlen darf. Der lässt sich zwar in der Nähe des Themas ansiedeln, aber er scheint an diesem Ort zu jeden Thema zu passen.

Buchstäblich naheliegend wird das Unterthema Rausch und Droge abgehandelt. Die Fotos etwa von Larry Clark suggerieren freilich eher Schmerz und Verzweiflung als Ekstase. Unter dem Schlagwort Liebesekstasen sieht man dann vorwiegend orgastisch verzerrte Gesichter.

Im dritten Stockwerk schließlich betritt man dann ohne Schuhe das von Marian Zazeela spartanisch gestaltete und von La Monte Young beschallte Dream House. Bei magentafarbenem Licht kann sich, wer will, stehend, sitzend oder liegend der Meditation hingeben. Ob sie oder er dabei in Ekstase verfällt oder einschläft, dürfte Dispositionssache sein. Analog zu Helmut Qualtingers unsterblichem Satz „Die Stierkämpf‘ – a matte Sache... Simmering-Kapfenberg, das nenn‘ i Brutalität...“ möchte man angesichts dieser durch den Namen La Monte Young geadelten Installation seufzen: „Die Rolling Stones, das nenn‘ i Ekstase...“

*

Die Ausstellung ist bis zum 24. Februar 2019 zu sehen und wird von mehreren Veranstaltungen begleitet. An einem Abend wird auch ein Filmprogramm angeboten. Der berühmte Film mit Hedy Lamarr ist nicht dabei. Er trägt den Titel Ekstase.

Thomas Rothschild – 14. November 2018 (2)
ID 11043
Weitere Infos siehe auch: http://kunstmuseum-stuttgart.de


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