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Mehr als nur verpackte Luft - Big Air Package von Christo im Gasometer in Oberhausen



Christos Big Air Package mit Besuchern im Gasometer Oberhausen 2013 - Foto: Wolfgang Volz




Der Inhalt kann den Geruch seiner Verpackung annehmen, das gilt auch für den Big Air Package. Wer den riesigen, aufgeblähten Sack betritt, ist umhüllt von diffusem, weißen Licht und - einem Hauch von Plastikduft. Die weißen Gewebebahnen, die die 177 000 Kubikmeter Luft ummanteln, duften dieses besondere Aroma aus. Doch die Welt im Luftpaket wird auch aus anderen Gründen unwirklich. Auf dem weißen Boden bewegen sich fast schemenhaft Menschen, die angesichts der Ballonhöhe von 90 Metern wie Zwerge wirken. Ihre Stimmen haben in diesem Raum einen eigentümlichen Hall. Ein Scherzbold gibt einen lauten Rülpser von sich, der nach oben steigt und sich verliert. Dort zeigen die weißen, lichtdurchlässigen Stoffbahnen leichte, harmonische Schattierungen, die durch den Lichteinfall der Dachfenster und durch zusätzliche 60 Strahler erzeugt werden.

„Der innere Raum ist vermutlich der außergewöhnlichste Aspekt von allen Air Packages, die wir seit 1966 realisiert haben. Von innen wirkt der ganze Raum wie eine 90 Meter hohe Kathedrale.“, erklärt Christo.

Christo gilt als Verpackungskünstler. Der Reichstag, Pont Neuf und eben ganz normale Luft wurden von ihm und von seiner inzwischen verstorbenen Frau Jeanne-Claude eingefangen und verhüllt. Bei Luft macht erst die Verpackung den Inhalt, denn Luft wird hier zu mehr als bloßer Luft, und ein Eintauchen in diese läßt den Besuch des Big Air Package zum grandiosen Erlebnis werden. Einige Liegekissen im Inneren laden zum Schauen und Träumen ein. Der Raum inspiriert zu ungewöhnlichen Ideen. Eine Frau fotografiert hier eine Mainzelmännchenfigur, die angesichts der umgebenden Größe noch winziger, doch keineswegs verloren erscheint.

Wie dünne Spinnenfäden zeichnen sich die 4500 Meter Verpackungsseil auf der Hülle ab. Wer sehen will, wie das Ganze funktioniert, kann das Luftpaket von außen inspizieren. Bei 50 Metern Durchmesser bleibt immerhin ein schmaler Umlauf im Gasometer frei. Durch den gleitet auch ein gläsernen Fahrstuhl, der den Besucher bis zum oberen Ende des Luftpakets, vorbei an jedem Verpackungsknoten hebt.

Unten entläßt der Fahstuhl den staunen Zuschauer in eine Ausstellung, die die Montage des Giganten in Fotografien und Entwürfen dokumentiert. Die Installationen von Christo sind auch logistische Herausforderungen, hier wurden immerhin über 5000 Tonnen Material - Textilbahnen, die drei Fußballfelder füllen könnten - in Position gebracht. Durch einen Projektionstisch unter dem Package kann der Besucher zudem die Menschen, klein wie Ameisen beobachten.

In der untersten Ebene des Gasometers werden andere Projekte Christos und Jeanne-Claudes in großen Fotografien dokumentiert, z.B. Valley Curtain (1972),  Surrounded Islands (1983), The Pont Neuf Wrapped (1985), Wrapped Reichstag (1995) oder The Gates (2005). Den Gasometer in Oberhausen wählte Christo einzig zum zweiten Mal für ein Werk aus. Vor 14 Jahren positionierte er dort 13 000 farbige Fässer in der Abschlussinstallation The Wall für die Internationale Bauausstellung Emscher Park.

Wie alle Kunstobjekte von Christo, wird es auch den Big Air Package nur eine begrenzte Zeit geben. Zum Jahresende werden die 177 000 Kubikmeter Luft wieder „freigelassen“, doch bis dahin ist noch genügend Zeit für eine Reise nach Oberhausen.



Gasometer Oberhausen mit Plakat Big Air Package - Foto: Thomas Machoczek


Ellen Norten - 1. Juli 2013
ID 6910
Christo: Big Air Package (16.03. – 30.12.2013)
Gasometer Oberhausen
Di – So | 10 – 18 Uhr


Weitere Infos siehe auch: http://www.gasometer.de


Post an Dr. Ellen Norten



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