Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 4

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Ausstellung

8. 11. 2013 - 31. 12. 2014 - Neue Nationalgalerie

AUSWEITUNG DER KAMPFZONE

Die Sammlung. 1968-2000


Anna und Bernhard Blume, Küchenkoller (Detail), 1986/87 | Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 || Foto: Anna und Bernhard Blume



Die Neue Nationalgalerie ist mit ihrer gestern Abend eröffneten letzten Ergänzungs-Schau zum Präsentieren ihres kaum dann noch zu überblickenden Gesamtbestands der Kunst des 20. Jahrhunderts erst einmal am Ende ihrer Fahnenstange angelangt. Bis 31. Dezember nächsten Jahres - denn ab Januar 2015 wird der Ludwig Mies van der Rohe-Bau vier Jahre lang geschlossen und saniert - hat sie sich jetzt was ganz Besonderes erdacht:

"Nach den Ausstellungen Moderne Zeiten (1900-1945) und Der geteilte Himmel (1945-1968) folgt nun der Blick auf die Jahre zwischen 1968 und 2000. Als Leitmotiv dient der Romantitel von Michel Houellebecq Ausweitung der Kampfzone. Der französische Autor beschrieb mit diesem Roman aus den 1990er Jahren das Lebensgefühl einer kapitalistisch orientierten Generation, die ihr gesamtes Dasein als Kampfzone an wechselnden Fronten begreift.

In der bildenden Kunst, bis 1989 in Deutschland noch geteilt, spiegeln sich in vielerlei Hinsicht die zum Teil heftigen Kämpfe der Gesellschaft wider. Zugleich bildeten sich in der Kunst dieser Zeit eigene Konfrontationen aus. Die Sammlungspräsentation lenkt mit einer Auswahl hochkarätiger Kunstwerke den Blick auf diese verschiedenen 'Kampfzonen' auf die großen politischen Themen und Bilder ebenso wie auf die Fragen nach den Grenzen der Kunst, die durch Fotografie, Video, Performance, Objekt- und Konzeptkunst in den Jahren von 1968 bis 2000 eine beständige 'Ausweitung' erfuhren. Zu sehen sind unter anderem zentrale Werke von Barnett Newman, Joseph Beuys, Andy Warhol, Katharina Sieverding, Werner Tübke, Rebecca Horn, Andreas Gursky und Wolfgang Tillmans."


(Quelle: Neue Nationalgalerie)


* * *


In 17 unterschiedlich großen Räumen wird zu 17 Themen unterschiedlich abgehoben. Noch bevor es allerdings zum offiziellen Eingang geht, befindet sich der Ausstellungsbesucher (kostenunpflichtig) in dem mit Joseph Beuys' restaurierter Installation Richtkräfte einer neuen Gesellschaft gänzlich ausgestalteten Foyer - die Arbeit stammt von 1974 und gilt (nicht nur für die Nationalgalerie, die es besitzt) als eines der bedeutendsten Werke des späten 20. Jahrhunderts.

Der erste Themen-Raum, "Soldaten", ist und bleibt dann auch - für mich - der ansprechendste und informativste: 54 entweder originalgroße oder vergrößerte oder verkleinerte Zeitungsausschnitte und -fotos hat der Künstler Wolfgang Tillmans, Soldiers - The Nineties (Installation III), an die Wände pinnen lassen. Es sind überwiegend Abbildungen von Soldaten, die sich hie und da und "in neuerer Zeit" auf Kriegsschauplätzen und/oder bei Militäreinsätzen aufzuhalten den Befehl bekamen. Merkwürdiger Weise sieht man keine Schreckensszenen. Nichts von Tod und todbringenden Maskulins; das überkommene Klischee vom "Mann als Krieger" wird bei Tillmans absichtlich geglättet und beinahe schon zivilisiert. Man sieht entspannte, freudige Gesichter; Szenen bei bzw. nach getaner Arbeit. Nur die unvorschriftlich und salopp getragnen Uniformen, Helme, Stiefel usf. assoziieren, dass da irgendwie auch noch was Anderes außer Sich-von-getaner-Arbeit-Auszuruhen mitspielt. Irgend so was, was tatsächlich auch mit Krieg und Tod und Leid zu tun oder zu schaffen hätte. Dieses mitzudenken, sollte dann wohl auch die Aufgabe des Werkbetrachters sein.

Dem gegenüber Andy Warhols Camouflage (1986) - nichts außer so Soldaten-Tarnstoff im Cinemascope-Format.




Katharina Sieverding, Schlachtfeld Deutschland XI/78, 1978 | Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 || Foto: Jens Ziehe


Andere Themen-Räume tragen Titel wie z.B. "Atelier" und "Malmaschine" - mit Rebecca Horns Installation Die Malmaschine (Arie in Schwarz) von 1991.

Oder "Mohn und Gedächtnis". Hier mit Ausschnitten aus Werner Tübkes malerischer Auseinandersetzung Frühbürgerliche Revolution in Deutschland (vier Vorarbeiten aus dem spektakulären Bad Frankenhauser Panoramabild unter dem gleichen Titel) - und die meisten Ausstellungsbesucher konzentrieren sich dann auch auf jene Tübke-Bilder, mit den Tausenden von winzigkleinen Menschenabbildungen...

Wolfgang Mattheuer - wie Tübke ebenfalls ein Maler aus der DDR - ist mit dem Bild Die Ausgezeichnete vertreten; auch sein Mann mit Maske steht im gleichnamigen Themenraum.

Witzig und aufschlussreich zugleich, wie sich der allgemeine Kriegsschauplatz spätestens ab den 1980ern auf die Privatsphären des inter- oder außerfamiliären Menschdaseins reduzieren tat; als Beispiel dienen die ironisch-provokanten Arbeiten der westdeutschen Anna & Bernhard Blume - - Küchenkoller sowie Atelier heißen die dargebrachten Dinge resp. künstlerischen Werke. Toll!!

Und apropos privater Kriegsschauplatz:

Penis and Vagina (Pink) von Paul McCarthy steht dann ebenso zur Diskussion gestellt wie Volksempfängers (raumfüllend im "Volksempfänger"-Themenraum) von Edward Kienholz.

Alles in Allem schon spektakulär.



Bewertung:    



Gisela Herwig - 9. November 2013
ID 7350
Neue Nationalgalerie
Potsdamer Straße 50
10785 Berlin

Öffnungszeiten:

Di, Mi, Fr | 10 - 18 Uhr
Do | 10 - 20 Uhr
Sa, So | 11 - 18 Uhr
Mo geschlossen


Weitere Infos siehe auch: http://www.neue-nationalgalerie.de


Post an Gisela Herwig



  Anzeigen:




KUNST Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

AUSSTELLUNGEN

BIENNALEN | KUNSTMESSEN

INTERVIEWS

KULTURSPAZIERGANG

MUSEEN IM CHECK

PORTRÄTS

WERKBETRACHTUNGEN
von Christa Blenk



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)