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Rezension

SERAPHINE

Ein Film von Martin Provost mit Ulrich Tukur und Yolande Moreau


Cover (C) TS Productions

In der Metzgerei zweigt sie heimlich Blut ab, das sie für ihr unvergleichliches Rot verwendet. Die übrigen Farben mischt sie aus Pflanzen, die sie in der Natur sammelt. Da sie sich keine Leinwand leisten kann, nimmt sie als Untergrund eine Holzplatte für ihre Blumenbilder. In der Kirche klaut sie das Wachs von den gespendeten Kerzen, mit dem sie ihre Naturfarben konserviert. Séraphine bleibt stets verbunden mit der Natur. Wenn sie traurig ist, spricht sie mit den Bäumen, den Blumen und den Insekten. Dann geht es ihr wieder besser. Manchmal nimmt sie sich einen Klappstuhl mit und setzt sich ruhig unter einen Baum und genießt die Stille. Immer dabei hat sie ihren Korb, in dem sie alles verstaut, was sie gebrauchen kann, von der Färberpflanze bis zur übrig gebliebenen Stulle.

Durch Zufall entdeckt der deutsche Kunstsammler Wilhelm Uhde die Künstlerin, die ihr Leben tagsüber als Putzfrau fristet und nachts malt. Durch ihn bekommt sie ihre ersten Ausstellungen, bevor ihre Bilder von Museen aufgekauft werden. Als der erste Weltkrieg ausbricht, muss Uhde fliehen. Séraphine rettet aus seinem verwüsteten Haus ihre Bilder und Uhdes Notizbuch.
In den Wirren entdeckt sie im Krämerladen einen Ballen Malerleinwand, den sie sofort mitgehen lässt. Dadurch ist sie in der Lage, in den folgenden Jahren großformatige Bilder zu malen. Darüber versäumt sie, für sich zu sorgen und wird 1927 fast verhungert von Uhde gefunden. Er ist begeistert von ihren Fortschritten, bezahlt ihr Lebensmittel und Malutensilien, stellt ihre Bilder aus. Der plötzliche Überfluss steigt Séraphine zu Kopf, sie wird größenwahnsinnig. Als sie, gekleidet im Brautkleid mit Schleier, ihre Haushaltsgegenstände im Städtchen verteilt, wird sie von der Polizei in ein Irrenhaus gebracht, das sie bis zu ihrem Tode nicht verlassen wird. Erschütternd ist der Anblick, der sie in der Zwangsjacke zeigt.

Yolande Moreau verkörpert Séraphine perfekt bis in die Fußspitzen. Sie bewegt sich, wie nur jemand gehen kann, der entweder nur barfuß läuft oder in groben Schnürschuhen. Diese Schnürschuhe sind an den Sohlen mit Eisen beschlagen – auf dem Kopfsteinpflaster gut zu hören - und müssen ein Leben lang halten. Sommer wie Winter werden sie angezogen. Wunderbar auch, wie sie immer die selbe zerzuppelte Frisur trägt - jahrein, jahraus, selbst noch in der Psychiatrie.
Sie zeigt Séraphine aber auch in stillen Momenten, in denen sie sich auf ihre Arbeit, das Malen, konzentriert.

Glaubwürdig stellt Ulrich Tukur den schöngeistigen Kunstsammler Wilhelm Uhde dar.
Er spielt genau den Typ eines Menschen, der sich nicht um Politik kümmert, aber ein ausgeprägtes Gefühl für Recht und Unrecht hat. Der sich nur auf seine eigene Urteilskraft verlässt und damit Künstler wie Picasso und Rousseau entdeckt. Er ist sowohl Geschäftsmann, behält den Umsatz im Auge, als auch Künstler.
Innere Spannung zeigt er beim Warten auf Séraphine, die er seinen Freunden vorstellen will. Sie aber verschwitzt den Termin vollkommen. Schließlich ist der Sonntag ihr freier Tag.
Stark sind auch die traurigen Momente, wie beim Tod seines Lebensgefährten. Ihm kommen die Tränen, als er Séraphine jammernd und schreiend in der Zwangsjacke erlebt. Er weint vor sich hin als sie ihn nicht erkennt.

Séraphine – dieser Film ist zu Recht ausgezeichnet mit 7 Césars:
Beste Hauptdarstellerin
Bester Film
Bestes Drehbuch
Beste Kamera
Beste Kostüme
Beste Ausstattung
Beste Musik




Yolande Moreau als Seraphine - Foto (C) TS Productions


Gesine Bodenteich - red. 27. Mai 2010
ID 00000004643
SERAPHINE
Besetzung:
Séraphine ... Yolande Moreau
Wilhelm Uhde ... Ulrich Tukur
Anne Marie ... Anne Bennent
Madame Duphot ... Geneviève Mnich
Helmut ... Nico Rogner
Minouche ... Adélaïde Leroux
Duval ... Serge Larivière
Mère Supérieure ... Françoise Lebrun
Stab:
Regisseur: Martin Provost
Produzenten: Miléna Poylo, Gilles Sacuto
Drehbuch: Martin Provost, Marc Abdelnour
Kamera: Laurent Brunet (AFC)
Ton: Philippe Van den Driessche
Ausstattung: Thierry François
Kostüme: Madeline Fontaine
Schnitt: Ludo Troch
Musik: Michael Galasso
Produktion: TS Productions

Weitere Infos siehe auch: http://www.seraphine-derfilm.de





 

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Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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