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Filmkritiken


Deutsche Kinoleinwände bleiben in den nächsten Monaten dank skandinavischer Schneefilme wie Into the White | An Enemy To Die For und Inuk weiß




Wenn das Eis schmilzt…

Wer angesichts des Tauwetters den Schnee vermisst, findet in den kommenden Monaten im Kino Trost. Dort werden zahlreiche skandinavische Filme anlaufen, von denen einer schneereicher ist als der andere. Zwei von ihnen - An Enemy To Die For (Kinostart: 14. März) und der an diesem Donnerstag (1. Februar) gestartete Into The White, der bereits im Titel auf die weiße Pracht verweist - sind deutsch-norwegisch-schwedische Koproduktionen. Beide sind kurzweilig und augenzwinkernd inszenierte Abenteuerfilme, die sich auch thematisch ähneln: Die Handlung spielt jeweils während des Zweiten Weltkrieges in den endlosen Weiten und der lebensbedrohlichen Kälte des Nordskandinaviens.




Into the white - Foto (C) capelight pictures



Während im Drama Into The White deutsche und englische Kampfpiloten (unter anderem gespielt von Florian Lukas und Harry Potter-Rotschopf Rupert Grint) ihre Differenzen überwinden müssen, um gemeinsam in einer Schneehütte überleben zu können, beschreibt An Enemy To Die For eine umgekehrte Situation: Mit Kriegsausbruch droht sich eine britisch-schwedisch-deutsch besetzte Polarexpedition (mit dabei Axel Prahl als Geologe Friedrich) inmitten einer lebensfeindlichen Umgebung in nationale Grüppchen aufzuspalten und zu bekämpfen.

Beide Filme liefen im vergangenen November auf den Nordischen Filmtagen Lübeck, einem der traditionsreichsten deutschen Filmfestivals, das bereits seit über 55 Jahren auf skandinavische Filme spezialisiert ist. Eine kleine Auswahl des letzten Programms ist unter dem Titel „Nordlichter“ erstmals im Bundesgebiet auf Tournee und gastiert derzeit in Berlin, passenderweise im Kino „Eiszeit“ (weitere Stationen sind Dresden und Düsseldorf). In zwei besonders unterhaltsamen Filmen der Reihe spielen passionierte Musiker auf: Im deutsch-finnischen Dokumentarfilm Soundbreaker der finnische Avantgarderock-Akkordeonmusiker Kimmo Pohjonen und in der skurrilen schwedisch-französischen Komödie Sound Of Silence eine Truppe anarchischer Jungmusiker, die auf allem spielt, was nicht niet- und nagelfest ist – die Körper betäubter Krankenhauspatienten inklusive.


* * *



Inuk - Foto (C) Neue Visionen



Bei den „Nordlichtern“ darf ein prächtig fotografierter Schneefilm nicht fehlen: Inuk (Kinostart: 7. Februar) gibt Einblicke in die oft problematischen Lebensumstände grönländischer Ureinwohner. Auch wenn die sozialen Probleme im Verlaufe des Films sich allzu abrupt im Eis auflösen, verleihen sie dem Film doch eine stärkere Brisanz als diejenigen, um die sich die oben genannten Kriegsdramen bemühen. Inuk ist ein junger Teenager, dessen Geschichte typisch für die Misere vieler junger Grönländer ist, und die der in Paris lebende, amerikanische Regisseur Mike Magidson bereits zweimal in Dokumentarfilmen gezeigt hat: Mit dem Wegfall jahrhundertealter Traditionen wie Fischfang und Robbenjagd und dem plötzlichen Einzug postmodernen Lebens mit Kreditkarten und Internet sind ganze Familien sozial abgestürzt und führen ein entwurzeltes Leben.

Die in Inuk gezeigten Sozialprojekte, mit denen versucht wird, junge Grönländer in den Norden des Landes zu schicken, wo sie mit den Lebensweisen ihrer Ahnen vertraut gemacht werden, finden so tatsächlich statt. Der erwachsene Hauptdarsteller Ole Jørgen Hammeken, der im Film den Robbenjäger Ikuma spielt, der zu einer Ersatzautorität für den vaterlos aufgewachsenen Inuk wird, leitet im echten Leben zusammen mit seiner Frau ein solches Jugendzentrum. Ansonsten unternimmt der charismatische Hüne Expeditionstouren innerhalb Grönlands, aber auch in kanadischen und russischen Polargewässern wie z.B. der ostsibirischen See, wo er schon einmal zehn Stunden auf wilder See im Rettungsboot ausharren musste, bis ihn ein Hubschrauberteam erlöste.

Bei seinen Polartouren gehören nicht nur Forscher, sondern mitunter auch abenteuerlustige Prominenz zu Hammekens Klientel – wie z.B. Monacos Prinz Albert, der sich revanchierte, indem er half, Finanzierungsengpässe bei Inuk zu überbrücken. „Die sozialen Probleme der Grönländer, die seit der Antike eine sehr unverfälschte, stark mit der Natur verbundene Gesellschaft waren, haben ihren Höhepunkt wohl überschritten“, meint Inuk-Regisseur Mike Magidson optimistisch. Die Modernisierung des Landes eröffne der jungen Generation auch neue Chancen. Inzwischen jedoch gibt es eine neue, die natürlichen Grundlagen und damit die letzten Reste grönländischer Traditionen bedrohende Gefahr: die Eisschmelze als Folge der globalen Klimaerwärmung.

„Wo wir vor zwei Jahren in Nordgrönland noch mitten auf Packeis gedreht haben, wäre dies teilweise schon nicht mehr möglich, weil vieles bereits unter Wasser steht“, berichtet Magidson. Wenn erst einmal größere Teile im Süden des Landes eisfrei sind, befürchten Magidson und Hammeken einen verstärkten Wettlauf der Großmächte, um die Rohstoffe Grönlands auszubeuten. Anziehungskraft übte der eisige Minikontinent schon immer aus, und deshalb war Magidson auch nicht der erste, der an so exotischen Orten wie Igdlorsuit und Nuugaatsiaq einen Film gedreht hat. Vor genau achtzig Jahren inszenierte Leni Reifenstahl an selber Stelle ihren Abenteuerfilm SOS Eisberg, bevor sie im Anschluss zur Lieblingsfilmemacherin der Nationalsozialisten avancierte.




Inuk - Foto (C) Neue Visionen


Max-Peter Heyne - 1. Februar 2013
ID 6520

Weitere Infos siehe auch: http://www.filmtage.luebeck.de


Post an Max-Peter Heyne



 

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