Die hintergründige, wortkarge Farce Workers könnte von Aki Kaurismäki stammen, ist aber mexikanischer Herkunft
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Warum eigentlich… bringen wir den Hund nicht um?
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„Rache ist eine Angelegenheit, die Leute mit Geschmack kalt genießen.“ Dieses aus der britischen Mörderkomödie Adel verpflichtet (Kind Hearts And Coronets) von 1949 zitierte Bonmot wäre ein treffendes Motto für die wunderbar wortkarge mexikanische Farce Workers. Regisseur und Drehbuchautor José Luis Valle González erzählt in zwei parallel verlaufenden Geschichten von demütigenden Situationen, die einige Angestellte erdulden müssen, weil sie vom Wohl und Wehe ihrer Arbeitgeber abhängen – in einem Fall sogar vom Wohl und Wehe eines Hundes. Hilft in einem gesellschaftlichen Umfeld mit sozialem Gefälle nur noch die Strategie subtiler Nadelstiche anstelle des organisierten Protestes, um die Rechte von Arbeitern und Angestellten durchzusetzen? Regisseur José Luis Valle zeigt jedenfalls, dass auch steter Tropfen den Stein aushöhlen kann. Und er nutzt dabei selbst auch eine äußerst dezente Dramatik, gegen die ein Aki-Kaurismäki-Film geradezu wie ein Actionspektakel wirkt.
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Jesús Padilla in Workers (1) - Foto © Bildkraft Filmverleih
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In der einen Geschichte wird der duldsame Rafael (großartiges Pokerface: Jesús Padilla), der seit 30 Jahren ohne einen einzigen Krankheitstag in einer Glühbirnenfabrik Reinigungsdienste versieht, vom Firmenchef über die Pensionsgrenze hinaus ausgebeutet, weil er sich noch immer illegal in Mexiko aufhält. Doch Rafael beweist genauso viel Geduld und Zielstrebigkeit bei der Durchsetzung seiner Ansprüche wie beim Erlernen des Lesens und Schreibens. In der anderen Geschichte muss die Haushälterin Lidia (stoischer Charme: Susana Salazar) ihre Skrupel beiseiteschieben, damit sie und die sechs weiteren Hausangestellten in den Genuss des Vermögens ihrer reichen Arbeitgeberin gelangen, die ihren eleganten Hund als einen der Erben eingesetzt hat. In beiden Fällen wagen die Benachteiligten den Aufstand – und zwar mit äußerster Behutsamkeit und Unauffälligkeit, aber auch Konsequenz: Seine bienenfleißigen, nie murrenden Helden der Arbeit, tun einfach das, was sie bisher vermieden haben oder nicht tun durften.
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Bárbara Rivemar und Susanna Salazar in Workers - Foto © Bildkraft Filmverleih
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Wer geglaubt hat, Mexikaner können keine Langsamkeit, der wird hier auf skurrile und stilsichere Weise eines Besseren belehrt. Denn die sozialkritische Aussage des Films entwickelt sich in betont zerdehnten, bedächtig inszenierten Szenen mit sparsamen Handlungen und Dialogen, die der Zuschauer selbst weiterdenken oder ergänzen darf. Das wirkt vor allem zu Beginn etwas mühsam, wenn die Struktur und Stoßrichtung der Handlung noch nicht klar auszumachen ist. Aber wer sich auf den langsamen Erzählrhythmus einlässt, wird mit einer scharfsinnigen, schwarzhumorigen Fabel belohnt, bei der trotz aller Ironie die bittere Wahrheit über die Verhältnisse zwischen Oben und Unten in Mexiko immer durchscheint.
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Jesús Padilla in Workers (2) - Foto © Bildkraft Filmverleih
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Bewertung:
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Max-Peter Heyne - 11. Dezember 2013 (2) ID 7452
Weitere Infos siehe auch: http://www.trigon-film.org/de/movies/Workers
Post an Max-Peter Heyne
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