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Filmkritik

Heiliger

Bimbam



Bewertung:    



Wenn man den Titel des britisch-irischen Thrillers The Killing Of A Sacred Deer (auf Deutsch: Die Tötung eines heiligen Hirsches) deuten wollen würde, müsste man im Griechisch-Mythologischen herumwühlen - Artemis, die Göttin der Jagd, erzürnte sich darüber, dass der mykenische König Agamemnon einst in ihrem Hain 'nen Hirsch erlegte; das bestrafte sie, indem sie seiner Griechenflotte eine Windflaute auf offner See bescherte, was die Weiterfahrt nach Troja erst einmal zunichte machte; und nur wenn er seine Tochter Iphigenie opferte, könnte die Windstille dann wieder aufgehoben werden. Eine Art von Schuld & Sühne-Wechsel, wie es ihn, auch alttestamentarisch (Abraham opfert Sohn Isaak, weil Gottvater es so bestimmte), immer wieder gab... Giorgos Lanthimos, der seinen Film mitproduzierte und zudem Regie führte, und Efthymis Filippou dachten sich diesen Wink mit Zaunspfahl aus, und Raffey Cassidy (eines der zwei Geschwister der in sich geschloss'nen Film-Familie) hätte in der Schule einen Aufsatz zu dem Thema abgeliefert, der bei ihren KlassenkameradInnen gut angekommen wäre usf.

Der Vater-Mutter-Kind(er)-Kosmos wird mit den zwei Hollywoodern Colin Farrell und Nicole Kidman sowie den jugendlichen Darstellern Sunny Suljic und Raffey Cassidy verkörperlicht. Das Elternpaar ist arztmilieuig (er: Kardiologe, sie: Ophthalmologin), die beiden Kinder (Bob & Kim) in unterkühltem Dauerzustand. Überhaupt spürt man - bis zu der Hälfte des Zweistundenstreifens - keine "Ausströmung" von Liebe, Wärme oder was in dieser Weise. Ein schier unwohnlicher Ort emotionalen Gleichmuts; Schreckensdasein schon an sich.

Von Anfang an bestimmt der 16jährige Barry Keoghan die linear nach vorn strebende Filmhandlung - der Herzchirurg trifft ihn, fernab seiner gefühlseiszapf'nen Häuslichkeit, in Restaurants, draußen im Freien oder gar bei sich auf Arbeit also in der Klinik. Waren, sind und/oder werden sie ein Paar? was ist die Klammer dieser ungleichen Beziehung?? Nach und nach wird klar, dass es auch hier um Vater-Mutter-Kind-Ähnliches geht. Der Junge will den Arzt mit seiner Vaterwitwe plump verkuppeln - und der Arzt besucht die Zwei; die Kuppelei misslingt. Allmählich kommt heraus: Der Jungenvater wurde einst vom Herzchirurgen, der angeblich alkoholisiert gewesen war, zu Tode operiert - für diesen Jungenvatermord verlangt die jugendliche Halbwaise nun Sühne, will ein Sühneopfer - - und so prophezeit er, mystisch-mythologisch, was in Folge alles kommen wird; ab jetzt kippt der bis da präsent gewesene Gefühlseiszapfen-Realismus in klischeehaften und handwerklich sehr gut gemachten Horror:

Die zwei Kinder können plötzlich nicht mehr laufen, kommen auf die Intensivstation und werden, weil sie außerdem von da ab nichts mehr essen wollen, zwangsernährt... Zum Schluss kriegt Iphigenie-Bob, der kleine Bruder, Augenbluten, was bedeutet, dass es ohnehin sehr bald mit ihm zu Ende geht - - der Arzt erschießt ihn "rechtzeitig" noch vorm Normaltod; und es wird der Eingangschor aus Bachs Johannespassion lautstark hinzugesungen.

Hä???

*

Manisch zitierte Pasolini's, auch.




The Killing Of A Sacred Deer mit Barry Keoghan (re.) und Colin Farrell | (C) Alamode Film

Bobby King - 30. Dezember 2017
ID 10449

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