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Rezension

Clint Eastwood beweist erneut seine Klasse als Regisseur für Musikfilme mit der Adaption des Broadwaymusicals The Jersey Boys



Bewertung:    



Der neue Film von Regisseur Clint Eastwood kommt ziemlich aus der Lamäng. Kurzfristig und ohne großen Werbeaufwand wird die filmische Umsetzung des erfolgreichen Musicals The Jersey Boys im Hochsommer zwischen US-Blockbustern versteckt. Immerhin wird auf diese Weise sichtbar, dass der gute Clint weder eine Armada von Special-Effects-Experten noch digitalen Tricktechniken braucht, sondern wie gewohnt auf die Attraktivität seiner Charaktere und des Zeitgeistes der Ära vertraut, in der seine Geschichte angesiedelt ist. Vielen US-amerikanischen Zuschauern dürfte der Titel bekannt sein, denn Eastwood, die Komponisten und auch einige der Schauspieler haben das gleichnamige Musical bereits zusammen sehr erfolgreich am New Yorker Broadway aufgeführt und waren damit auch auf einer ausgedehnten Tour durch die USA.




The Jersey Boys - Foto (C) Warner Bros.



Eastwood zeigt den Aufstieg und Fall einer in den frühen sechziger Jahren außerordentlich populären Teenie-Pop-Band (heute würde man wohl eher von Boygroup sprechen), deren Mitglieder sich zunächst unter den Bandnamen Varietones der Four Lovers versuchten. Doch erst als The Four Seasons konnten die vier Bandmitglieder Frankie Valli, Tommy DeVito, Bob Gaudio und Nick Massi ihre unterschiedlichen Talente effektiv kombinieren und richtig durchstarten: Große Billboardhits wie „Sherry“, „Big Girls don’t cry“, „Walk like a Man“ oder „Candy Girl“ katapultierten The Four Seasons zwischen 1962-1964 an die Spitze des Trends, der als weißer Rhythm n' Blues bzw. Blues in die Geschichte einging. Das Bühnenmusical und der Film konzentrieren sich auf die wesentlichen Entwicklungsschritte der Band und die entscheidenden dramatischen Verwicklungen, die letztlich schon nach wenigen Jahren zur Auflösung der Gruppe führten, als sie mitten in einer Tournee steckten. Im Mittelpunkt stehen die unterschiedlichen Charaktere mit ihren Eigenheiten und Temperamenten, die auf lange Sicht eben doch nicht vereinbar waren. Vor allem der schlitzohrige, aber besonnene Familienmensch Frankie Valli, dessen ungewöhnliche Falsettstimme dem Gesang der Gruppe ihren markanten Stempel aufdrückte, geriet oft mit seinem Freund aus Jugendtagen, Tommy DeVito, aneinander, der sein aufschneiderisches, prolliges Gehabe auch als erfolgreicher Bandmanager nicht aufgeben konnte und wollte.




The Jersey Boys - Foto (C) Warner Bros.



Ganz unbefangen und hinter witzig zeigt Regisseur Eastwood gleich zu Beginn, dass die Jungs aus Jersey bzw. Brooklyn allesamt eine kriminelle Ader und jede Menge Verbindungen zur halbseidenen Szene hatten. Der misslungene Raub eines Safes oder der Einbruch in eine katholische Kirche (zum Austesten der Akustik!) sieht noch wie ein Dummer-Jungen-Streich aus, aber später – als die Gruppe schon längst im Plattenstudio als Backgroundsänger engagiert sind – müssen Mafiagelder ausgeliehen werden, damit es eine Karrierestufe weiter gehen kann. Tommy DeVito hilft damit zwar der Gruppe aus dem endlosen Klein-Klein, legt aber zugleich aber die Axt an ihre gemeinsame Zukunft an. Immerhin kann der in Sachen Musik zu Sentimentalität neigende Mafiaboss aus Jersey – mit gelassener Gentleman-Attitüde von Christopher Walken gespielt – das Schlimmste verhindern. Doch der Zerfall der Gruppe auf dem Höhepunkt ihres Erfolges ist unvermeidlich. Trotz privaten Kummers – Scheidung, Tod der ältesten Tochter – gelingt allein Sänger Frankie Valli eine Fortsetzung der Karriere, wenn auch achterbahnmäßig. Eastwood durchbricht den altmodischen, überwiegend chronologischen Aufbau der Handlung damit, dass er alle vier Bandmitglieder ihre persönliche Sicht der Dinge zwischendurch direkt in die Kamera sprechen lässt, so als würde er die Zuschauer auffordern, für Jeden von ihnen Verständnis aufzubringen.




The Jersey Boys - Foto (C) Warner Bros.



Ansonsten verlässt sich der Regieroutinier auf die noch immer mitreißende Musik der Evergreens, die schauspielerischen und gesanglichen Qualitäten seiner jungen Kollegen John Lloyd Young, Erich Bergen, Vincent Piazza und Michael Lomenda (die die alten Songs mit ihren Stimmen neu aufgenommen haben) und den Charme der Vorlage, die eine vergangene Epoche der US-Populärkultur aufleben lässt und anhand der unterschiedlichen Protagonisten und ihrer persönlichen Schicksale akzentuiert. Ein trotz 134 Minuten kurzweiliger Film alter Schule, der aber nicht altmodisch wirkt.


Max-Peter Heyne - 4. August 2014 (2)
ID 7990


Post an Max-Peter Heyne



 

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