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Französisches Kino

Not macht

erfinderisch

– und rebellisch



Bewertung:    



Sandra (Cécile de France) war vor 15 Jahren einmal Schönheitskönigin in der Provinz im Norden Frankreichs. Sie hat es danach tatsächlich geschafft, dem „Armenhaus Frankreichs“ zu entfliehen und lebte 15 Jahre an der Côte Azur. Nun kehrt sie mit blauen Flecken und einem Köfferchen in ihre Heimat zurück und steht vor dem Wohnwagen ihrer Mutter, die auf einem Camping-Platz lebt. Die einzige Arbeit in der strukturschwachen Region gibt es in einer Fischfabrik, also fängt sie dort an und verbringt den Tag damit, Fische in Konserven zu stopfen. Sie freundet sich mit ihrer älteren Kollegin Nadine (Yolande Moreau) und der alleinerziehenden Mutter Marilyn (Audrey Lamy) an. Es dauert nicht lange, da macht sich ihr Chef Jean-Mi (Patrick Ridremont) an sie heran, und der ist es aufgrund seiner Machtposition gewohnt, dass ihm die Frauen zu Willen sind. Es kommt leider zu zwei Missgeschicken, denn bei der versuchten Vergewaltigung von Sandra klemmt Jean-Mi sich den Penis im Spind ein, woraufhin dieser ihm abfällt. Dann stürzt er noch so unglücklich eine Treppe hinunter, dass er sich das Genick bricht. Das könnte schon das Ende der Geschichte sein, neuer Chef, neuer Missbrauch, wenn da nicht die Tasche mit einer Riesensumme Bargeld in seinem Spind läge und drei Frauen zugegen wären, die am Existenzminimum und ohne Perspektive leben.



Marilyn (Audrey Lamy), Sandra (Cécile de France) und Nadine (Yolande Moreau) haben ein Geheimnis | (C) Concorde Filmverleih


Der Drehbuchautor und Regisseur Allan Mauduit macht zwar Anleihen bei Quentin Tarantino und dem sozialkritischen britischen Regisseur Ken Loach, stellt sich daraus aber ein eigenes Menü zusammen. Es ist abends, die drei Frauen waren von Jean-Mi abkommandiert worden, alles zu reinigen und die Fabrik zu schließen. Nun ergeben sich zwei Fragen, wohin mit dem Geld und wohin mit der Leiche? Nun ja, was die Frauen wirklich können, ist Konserven herstellen, also wird die Maschine wieder angeworfen. Sie gehen in den nächsten Tagen wie gewohnt zur Arbeit, als wenn nichts geschehen wäre, werden aber von der Polizei befragt, weil sie ihren verschwundenen Chef als letzte gesehen haben. Nicht ganz so zart gehen belgische Mafiosi mit ihnen um, um deren Geld es sich handelt, aber die bekommen es nun mit geballter Frauen-Power zu tun. Denn die drei „Rebellinnen“ haben nicht vor, sich das Geld und damit ihre Zukunft wieder nehmen zu lassen und bekämpfen die Gangster mit ihren eigenen Mitteln und zeigen, dass auch sie in der Gegend herumballern können.

Allan Mauduit hatte in Frankreich mit seiner schwarzen Komödie einen Hit gelandet, entspricht sie doch dem Zeitgefühl. Die Gelbwesten kämpfen um eine Verbesserung der Lebensbedingungen, und die Frauen formieren sich global gegen sexualisierte Gewalt durch Männer. Ob man Jean-Mi nun gleich den Penis abfallen lassen muss, sei dahingestellt, aber viele Menschen kennen sicher fiese und ausbeuterische Chefs und könnten zumindest den Gedanken reizvoll finden, diese zu Fischfutter zu verarbeiten.

Im Film geht es turbulent und ziemlich gewalttätig weiter. Mauduit schildert die Härte ihres Lebens aber eindrücklich genug, um ihren Kampf glaubwürdig zu machen. Temporeich, mit wunderbaren SchauspielerInnen und viel Witz lässt er sich die Frauen zur Wehr setzen, die auf keinen Fall in ihr altes Leben zurück wollen. Zwischendrin gibt es auch zartere Momente und Situationen, die aus dem Leben gegriffen sind, dann geht es aber auch in Tarantino-Manier ungerührt weiter.

Im Augenblick besteht der Trend, klassische Männerrollen mit Frauen zu besetzen, Captain Marvel ist eine Frau, die X-Men haben eine weibliche Hauptrolle, die Men in Black derzeit auch. Ob das immer Sinn macht, ist fraglich. Bei den Rebellinnen ist aber ein Unterschied bedeutsam: Es geht den Frauen weder um Macht und Einfluss, sie kämpfen für sich und ihre Familien um eine menschenwürdige Existenz.
Helga Fitzner - 17. Juli 2019 (2)
ID 11572
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