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Rezension

Von Paris nach Marokko und zurück in der überdrehten Farce Paris um jeden Preis




Ich kann so nicht arbeiten!

Nachdem ich ein paar Minuten in der Komödie von Koautorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin Reem Kherici (eine dieser bildschönen Französinnen mit marokkanischen Wurzeln) verbracht habe, dachte ich erst einmal „auweia, das kann ja heiter werden“. Denn ich war irritiert und genervt von dem überdrehten, hysterischen Tonfall und Tempo der Inszenierung, die loslegt, als wolle sie alle französischen Boulevardstücke in 10 Minuten pressen. Die ersten Szenen spielen in einem exquisiten Pariser Modehaus, wo der schwule, aber strenge Chef von seinen Mitarbeiterinnen höchsten Einsatz unter Aufgabe jeglichen Privatlebens verlangt und dann noch untereinander ausspielt. Abends geht es dann für die happy few mit viel Buhei, Bussi-Bussi und Chi-Chi in die angesagten Shows und Clubs. Dass es trotz aller durch den Mix gerührten Klischees und Klamauk dann im weiteren Verlauf doch noch auf angenehme Weise heiter und unterhaltsam wurde, war nicht unbedingt zu erwarten. Offenkundig wollte Reem Kherici auf Nummer sicher gehen und ihr ernstes Thema möglichst massenkompatibel und locker-flockig präsentieren.

Denn was ihrer Heldin passiert, kann vielen Immigranten passieren, die einige Zeit in Frankreich leben, aber aus afrikanischen Ländern abstammen: Nach einer aufgesetzt fröhlichen Party gerät die Designerin Maya mit ihren besten Freunden, dem Pärchen Marine und Nicolas, in eine Routinekontrolle der Polizei. Die Flics zögern nicht lange und setzen Maya, deren Aufenthaltsgenehmigung schon seit Ewigkeiten abgelaufen ist, in Abschiebehaft. Erst kurz vor dem Abflug Richtung Marokko wird der jungen Frau, die längst fest in die Pariser Gesellschaft integriert ist, dass es die Beamten mit der Abschiebung ernst meinen. Sie muss tatsächlich in eine Welt zurück, mit der sie als europäisierte Araberin alm liebsten nichts mehr zu tun haben will.




Paris um jeden Preis - Foto (C) Polyband

Paris um jeden Preis - Foto (C) Polyband

Paris um jeden Preis - Foto (C) Polyband



Der Rest der turbulenten, dann auch mit ruhigen und ernsten Untertönen versehenen Story ist der eines Kulturschocks: Maya, die ihr Herkunftsland nur vom Wegschauen kennt, muss sich auf die kärgliche, ländliche Umgebung ihres Elternhauses und die traditionellen Sitten, die vor allem ihr Vater pflegt, einstellen. Außerdem muss Maya mithilfe von ihren Pariser Freunden alles unternehmen, damit ihre prekäre Lage nicht ihrem Arbeitgeber zu Ohren kommt. Der leibliche Bruder entpuppt sich zwar als emotionale Stütze, aber er nimmt seine kleine Schwester auch ganz schön hopps, indem er ihr z.B. weismacht, ein Freund von ihm wolle Maya (noch immer mit Sommerkleid und High Heels) mit einem kleinen Motorboot über das Mittelmeer schmuggeln. Klaro, dass es in dieser klischeefreudigen Komödie ein Happy End gibt und Maya nicht nur zurück nach Paris, sondern auch in ihren Job kann (allerdings: ist diese Psychomühle so toll?).

Die Funken, die aus der Konstellation Pariser Champagnerchic hier, marokkanische Hinterwäldlertum dort, herausspringen, weiß Reem Kherici durchaus gewinnbringend, also komödiantisch, zu nutzen. Leider bleibt sie bei vielen Szenen aber im Oberflächlichen und unverbindlichen haften, so als solle man all die Mühen und emotionalen Probleme, die sich aus dem Schicksal ihrer Protagonistin ergeben, nicht zu ernst nehmen. Eine Prise mehr Tragik oder Drama hätte es aber schon sein müssen, um den Film reicher und letztlich auch unterhaltsamer zu machen als er in dieser schaumig-aufgeschlagenen form ist.


Bewertung:    



Max-Peter Heyne - 20. Mai 2014 (2)
ID 7848
Weitere Infos siehe auch: http://www.paris-um-jeden-preis.de/


Post an Max-Peter Heyne



 

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= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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