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Rezension

Filmstart: 20. Februar 2014

Monuments Men – Ungewöhnliche Helden (D/USA 2013)

Goerge Clooneys Verfilmung einer realen Geschichte mit Staraufgebot schwelgt und trieft vor aufdringlichem und romantisierendem Hollywood-Pathos



Monumentaler Kitsch

George Clooneys neuer Spielfilm basiert auf dem Buch The Monuments Men (2009) von Robert M. Edsel, das die Geschichte der Monuments, Fine Arts und Archives Section, einer Abteilung zum Schutz des Kunstguts, beschreibt. Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wird auf Initiative namhafter Museumsdirektoren eine Truppe von Offizieren gebildet, die allesamt Kunst- und Museumsfachleute sind. Ihre Aufgabe ist es, durch Krieg und Plünderung bedrohte Kunstgegenstände zu schützen und den rechtmäßigen Eigentümern wieder zuzuführen.




Bill Murray, Bob Balaban, George Clooney, John Goodman und Matt Damon in Monments Men - Foto (C) © 20th Century Fox



Zusätzliche Aktualität erfährt der realhistorische Hintergrund durch den medienwirksamen Fund einer großen Anzahl von Bildern in der Wohnung von Cornelius Gurlitt in München und jüngst auch in Salzburg. Viele von Gurlitts Bildern stehen im Verdacht Raubkunst aus der Nazi-Zeit zu sein. Ein heikles Thema also, dem sich der Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Hauptdarsteller George Clooney widmet.

Doch schon zu Filmbeginn bei der Rekrutierung der Offiziere entwickelt sich das Drama zu einer Kriegsklamotte. Kommiss-Übungen, Helmtätscheln und bissig-betuliche Bemerkungen sollen wohl Lacher aus dem Filmpublikum kitzeln. Zudem wird romantisierender Pathos in Form von süßlicher Musikuntermalung (Soundtrack: Alexandre Desplat) über all das Schreckliche und Grauenhafte gegossen - schwerverletzte, verblutende Soldaten und das Zahngold unzähliger ermordeter Holocaust-Opfer – alles verschwindet in einer Kitschsuppe. In der Bundesrepublik Deutschland haben wir eine Haltung und einen Umgang mit dieser abscheulichsten Phase unserer Geschichte entwickelt, aus der sich eine derartige Darstellungsweise verbieten sollte. Doch Hollywood hat dieses Problem mit unserer Geschichte nun einmal nicht.


Unglaubwürdige Figuren und Rohrkrepierer


Den meisten Charakteren fehlt es an Glaubwürdigkeit. Cate Blanchett überzeugt anfangs in ihrer Rolle als Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin des Pariser Jeu de Paume, die für die deutschen Besatzer in Paris arbeiten muss. Wenig nachvollziehbar erscheint es aber, wenn ihre Figur Claire Simone den amerikanischen Befreiern ihre Zusammenarbeit verweigert, aus Angst, diese könnten die Kunstwerke wiederum in die USA bringen, obschon sich selbige noch in den Händen der Deutschen befinden. Erst als sie begreift, dass die Deutschen bei ihrer Niederlage alle Kunstwerke vernichten könnten, ist sie bereit den Kunstschutzoffizier James Granger (Matt Damon) eigene Informationen anzuvertrauen. Nun lädt sie ihn sogar abends zu sich nach Hause ein, trägt dann ein Kleid im französischen Chic, schenkt Rotwein ein, flirtet und versucht Granger zu verführen. Dies gelingt ihr zwar nicht, aber er erhält die gewünschten Auskünfte.




Matt Damon und Cate Blanchett in Monments Men - Foto (C) © 20th Century Fox


Auch Bill Murray bleibt als Captain Rich Campbell in diesem Drama erstaunlich farblos. In seinen bekannteren Filmen entsteht eine Spannung oftmals dadurch, dass bei allem Turbulenten, was um ihn herum geschieht er selbst unbeteiligt-stoisch dreinschaut und sich auch ebenso teilnahmslos gemächlich bewegt. Hier bestand seine direkteste Umgebung allerdings aus seiner Uniform und seinem Helm. Diese Verkleidung stellt einen denkbar geringen Kontrast zu seinem Gesichtsausdruck dar, sodass der besagte Effekt in der Uniform stecken bleibt – quasi ein Rohrkrepierer.


Hochmoralische und selbstgerechte Sentenzen


All das ist nur nichtssagend und vorhersehbar. Geradezu unerträglich ist George Clooney als Frank Stokes, der schon beim Rekrutieren seiner Sondereinheit (unter anderem auch John Goodman, Jean Dujardin, Hugh Bonneville, Bob Balaban und Dimitri Leonidas) dermaßen einvernehmlich lächelt, dass sich keiner der gestellten Aufgabe zu entziehen vermag. Clooney in seiner Rolle als Stokes: „Ich sehe nicht nur gut aus, ich kann auch basteln.“ Keine Gelegenheit lässt er aus, hochmoralische und selbstgerechte Sentenzen zum Besten zu geben - angefangen bei einer floskelhaften Verehrung von Michelangelo und van Eyck, bis zu „unseren Werten“ und „unsere Art zu leben“, was auch schon von amerikanischen Präsidenten zu hören war. Dies tut Clooneys Stokes obendrein in der deutschen Synchronisation mit einer erstickt klingenden Synchronstimme von Detlef Bierstedt. Aber was Clooney den Zuschauern sagen will geht noch monumentaler: zum Beispiel in der Minen-Szene, wenn Damons Figur James Granger auf einer Tretmine stehen bleiben muss, damit diese nicht explodiert. Eine Vorrichtung muss konstruiert werden, die Rettung ermöglicht. Hier kommen dann die Klamotte mit ihren müden Witzchen und ein Schuljungen-Helden-Pathos zusammen, wenn Stokes (Commander und Regisseur in Personalunion) in seiner gewinnenden Art vorschlägt, dass auch in der besonders kritischen Phase alle Kameraden bei Granger bleiben, anstatt sich in Sicherheit zu bringen. Weltfremder geht es kaum noch – wer hätte denn Hilfe rufen und sich um Verletzte kümmern können, wenn es schief gegangen wäre? Auch in der finalen Schlussszene hat es einen sehr faden Beigeschmack, wenn Stokes dem eiskalt-arroganten Nationalsozialisten Colonel Wegner (Holger Handtke) lächelnd erklärt, dass er diesen nach seiner Hinrichtung ganz einfach voller Genugtuung vergessen werde. Es ist traurige Tatsache, dass gerade viele der Opfer des Holocaust in Vergessenheit gerieten, weil ganze Bevölkerungsgruppen ermordet wurden, sodass keiner mehr da war, der sich an jemand persönlich hätte erinnern können. Hinzu kam dann noch die Verdrängung in der Nachkriegszeit, in der viele Täter unbehelligt leben konnten.




Bob Balaban, George Clooney, John Goodman und Matt Damon in Monments Men - Foto (C) © 20th Century Fox



Ocean’s Monuments Men in World War II



Als dann noch Schloss Neuschwanstein als Kulisse aufwarten darf, fragte sich der Zuschauer, ob die Story in einer James-Bond-Folge oder einem Ocean’s-Ten-Prequel stimmiger gewesen wäre, immerhin spielen Clooney und Damon ja auch bereits im letztgenannten Parodie-Dreiteiler bereits Seite an Seite. Denn in seinem historischen Bezug und der beanspruchten Ernsthaftigkeit ist der Film kläglich gescheitert. Letztlich ist es egal, worum es geht – ob Weltkrieg, Nazi-Verbrechen, Kunstraub, Gerechtigkeit – es wird nur ein weiteres Denkmal für das Hollywood-Pathos errichtet. Somit wird aus The Monuments Men leider ein Monument des Kitschs.

Zum Ende hin tritt der nächste Gegner auf die Bildfläche: die nun ihrerseits kunstraubende Sowjetunion. Damit ist der beginnende Ost-West-Konflikt zitiert. Die Monuments Men nehmen zunächst Reißaus. Aber wer weiß, ob uns eine Fortsetzung erspart bleibt.


Bewertung:    


Ansgar Skoda - 17. Februar 2014
ID 7607
Weitere Infos siehe auch: http://www.monumentsmen-derfilm.de


Post an Ansgar Skoda

ansgarskoda.wordpress.com



 

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= schon gut


= geht so


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