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Rezension


Die Independent-Produktion Kid-Thing blickt in den Schlund kindlicher Amoral




Ein Kinderspiel

Kinder können manchmal ganz schön grausam sein, wenn sie an die falschen Eltern geraten. Und Provinz kann überall grausig sein, aber im texanischen Hinterland besonders, wo Provinzialismus Armut und Langeweile bedeutet. In der amerikanischen Independent-Produktion Kid-Thing bedingt bzw. gebiert das eine das andere: Die öde, gottverlassene Gegend gebiert das Böse in Person eines 10jährigen, blonden Mädchens.



(C) Verleih W-Film



Annie, von Sydney Aguirre mit strenger Kühle gespielt, ist ein garstiges Kind, das bei ihrem heruntergekommenen und versoffenen Vater auf einer Ranch aufwächst. Beim Herumstreunen in den Wäldern der Umgebung hört sie eines Tages unverhofft die Stimme einer Frau aus einem tiefen Erdloch herauftönen – was für die Heranwachsende lediglich eine von vielen anderen Merkwürdigkeiten der Erwachsenenwelt ist. Statt der in das überdimensionierte Loch gefallenen Unbekannten möglichst schnell zu helfen, spielt sich Annie zu einer Herrin über Leben und Tod auf und treibt fiese Spielchen mit der Hilfsbedürftigen. Teils, um deren Leidensfähigkeit auszutesten, wohl aber auch, um mehr über sich selbst und die eigenen dunklen Seiten zu erfahren.



(C) Verleih W-Film



David Zellners subtile Metapher über das Entstehen von Inhumanität wäre als ca. 20minütiger Kurzfilm sicherlich kraftvoller gewesen als diese abendfüllende, insgesamt doch etwas langatmige Version. Der Regisseur hat deutlich mehr Interesse an atmosphärischen Beschreibungen z.B. von Agonie und emotionaler Versteppung als an äußerer Handlung. Ihm liegt daran, die Parallelen zwischen dem Charakterbild des Kindes und der Mentalität in der US-amerikanischen Provinz herauszuarbeiten: eine kuriose, beunruhigende Mischung aus Naivität, Selbstbezogenheit und sadistischen Impulsen, die zu aggressiven Miniaturen wie der Zerstörung eines Geburtstagskuchens mittels eines Baseballschlägers, aber eben auch dem Quälen einer Gefangenen führen. Wobei übrigens bis zum Schluss nicht gänzlich klar wird, ob die Episode mit dem Loch im Wald nicht bloß Annies Fantasie entsprungen ist, die sich mangels Abwechslung selber eine imaginiert.



(C) Verleih W-Film



Die Schriftstellerin Antje Radeck-Strubel hat in einem Interview einmal gesagt, dass sie als Kind noch ohne bestimmte Absichten und Ziele einfach so in der Landschaft umhergestrolcht ist. Und sie fragte sich, ob die Kinder von heute so etwas überhaupt noch praktizieren würden – angesichts der ständig auf Kinder einströmenden Lern-Erwartungen und medialen Botschaften eine berechtigte Sorge. In Kid-Thing ist das anachronistische Streunen immerhin noch einmal zu sehen – wenn auch mit wenig nachahmenswerten Folgen.


Bewertung:    



Max-Peter Heyne - 20. August 2013
ID 7071
KID-THING (USA 2013)
Regie und Drehbuch: David Zellner
Mit Sydney Aguirre, Nathan Zellner (auch Kamera), David Zellner u.a.


Weitere Infos siehe auch: http://www.kidthing.wfilm.de


Post an Max-Peter Heyne



 

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Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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