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Rezension


Filmstart: 3. Januar 2013

Jack Reacher (USA 2012)


Regie: Christopher McQuarrie / Mit Tom Cruise, Rosamund Pike, Richard Jenkins, Werner Herzog u. a.


Cruise im Korsett der Konventionen



Jack Reacher soll ein Held sein, der sich über Regeln hinwegsetzt – das Drehbuch unterstützt es nicht.

Nach der Presseaufführung des neuen Thrillers mit Tom Cruise in Berlin, die picke-packe voll war, weil schließlich viele Kollegen wissen wollten, womit Cruise sich nach seiner gescheiterten Ehe und seinem umstrittenen Scientology-Engagement so beschäftigt, erlebten die Journalisten eine denkwürdige Überschneidung von Film und Realität: Während auf der Leinwand in Jack Reacher ein kaltblütig verübter fünffacher Massenmord zu sehen war, ereignete sich fast zur selben Zeit an einer Grundschule im Örtchen Newtown im US-Bundesstaat Connecticut eine ähnliche, indes viel blutigere Tragödie: Ein junger Mann tötete an seiner ehemaligen Schule 26 Menschen und sich selbst mit Gewehrschüssen. Die Realität erwies sich wieder einmal als grausamer und irritierender als die Fiktion, zumal der Thriller Jack Reacher lediglich sein Potential an Action, nicht aber an Originalität ausschöpft.



Rosamund Pike und Tom Cruise in Jack Reacher - Foto (C) Paramount Pictures



Dabei beginnt der Film nicht nur optisch recht vielversprechend: Nach dem Massenmord, der am helllichten Tag an einem belebten Platz in Pittsburgh begangen wird, ist der vermeintliche Täter schnell gefasst: ein im Irak traumatisierter bzw. geistig aus der Spur geratener Ex-Elitesoldat der US-Armee. Dieser einstige Amokläufer, gegen den auch nun wieder sämtliche Indizien sprechen, kann nichts zu seiner Verteidigung beitragen, will aber, dass ausgerechnet der ehemalige Militärpolizist Jack Reacher sich seines Falles annimmt. Reacher, von Cruise noch etwas maskuliner, aber auch ironischer gespielt als die ähnlich gestrickte Mission Impossible-Figur, ermittelt gegen den Willen der Polizei und Staatsanwaltschaft auf eigene Faust, wobei er einzig die junge, ebenso attraktive wie scharfsinnige Anwältin (Rosamund Pike) des Beschuldigten auf seiner Seite weiß.

Bis zu dem Moment, an dem beide herausfinden, dass die vermeintlich sinnlose Bluttat in Wirklichkeit einer klar motivierte Intrige ist, bleibt die Geschichte auch für den Zuschauer schwer zu durchschauen und daher interessant. Leider klappert die Story des Films in der zweiten Hälfte sämtliche Stereotypen ab, die aus US-Thrillern und -Polizeifilmen sattsam bekannt sind: Da gibt’s den bösen Russen im Hintergrund (Regisseur Werner Herzog mit schwerem deutschen Akzent!), die Killertypen ohne Skrupel, den korrupten (farbigen!) Polizisten und die mutige, aber letztlich hilflose Heldin, die vom Helden in einem Himmelfahrtskommando gerettet werden muss. Klaro, dass Tom "Lonely Wolf" Cruise trotz Kugelhagel und Dauerregen letztlich die Oberhand (aber nicht das Oberhemd!) behält. Gab’s alles schon schlechter, aber auch besser.




Werner Herzog als böser Russe in dem Thriller Jack Reacher - Foto (C) Paramount Pictures



Das eigentlich Enttäuschende ist, dass die im Verlauf der Handlung angesprochenen, heiklen Themen wie Waffenfetischismus in der amerikanischen Gesellschaft, die psychischen Folgen des Afghanistan- und Irakkriegs für die US-Soldaten und die korrumpierenden Machenschaften von Baukonzernen bloßes Schattentheater bleiben, das schon vor dem Showdown keinerlei dramaturgische Bedeutung mehr hat. So kommt es, dass ausgerechnet der schauspielerisch unbegabte Werner Herzog mit seiner karikaturenhaften Verkörperung eines dämonischen Bösewichts ganz gut in den Film passt, der nach und nach ins Schablonenhafte abgleitet.

Wenn aus Jack Reacher eine Nachfolge-Serie von Mission Impossible werden soll, ist zwar ein halbwegs passabler Anfang gemacht, aber beim nächsten Mal müssen die Drehbuchautoren mutiger und kritischer sein. Zumindest mutiger und kritischer als die Mehrheit der amerikanischen Gesellschaft, die trotz der vielen Massaker in den vergangenen Jahren nicht für eine Verschärfung des Waffenrechts eintreten mochte. Aber wenn schon die Fiktion die heruntergetrampelten Pfade nicht verlässt – was soll man dann erst von der Realität erwarten? (P. S.: Ein bisschen bewegt sich nun wohl doch.)



Szenenbild aus Jack Reacher - Foto (C) Paramount Pictures


Max-Peter Heyne - 4. Januar 2013
ID 6460

Weitere Infos siehe auch: http://www.jackreachermovie.com


Post an Max-Peter Heyne



 

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