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Deutsches Kino

Die deutsche Freundesgeschichte Hin und weg führt immerhin zu ernsten Themen hin statt weg, aber hin und weg ist der Zuschauer deswegen nicht



Bewertung:    



Welcher Hafer hat eigentlich die deutschen Drehbuchautoren gestochen, dass zurzeit so viele Ensemblestoffe geschrieben werden? Es wimmelt von Gruppengeschichten! Dort eine Gruppe von Liebeskranken, die nicht wissen, wohin mit ihren Gefühlen und Launen (Lügen und andere Wahrheiten), hier eine Gruppe von Arbeitslosen, die dank Schauspielunterricht neuen Mut schöpfen (Ein Geschenk der Götter). Demnächst kommt noch ein Liebes- und Lügenreigen à la Bäumchen-wechsel-Dich in die Kinos (Bocksprünge) - aber vorher machen sich noch ein paar befreundete Paare Hin und weg auf eine Radtour, die unter einem traurigen Vorzeichen steht: Hannes ist todkrank, und für ihn wird es definitiv die letzte Tour werden, denn er hat sich zu einem schweren Schritt entschlossen: den freiwilligen, begleiteten Suizid.



Hin und weg - Foto (C) Majectic Filmverleih


Das klingt tieftraurig, aber dennoch ist Hin und weg kein reinrassig schwerblütiges Drama, sondern eine erstaunlich leichthändig inszenierte Mischung aus Drama, flottem Roadmovie und sanfter Komödie. Dank glaubwürdig entwickelter, vielschichtiger Figuren, die den Schauspielerinnen und Schauspielern eine gute Rampe bieten, wirkt die Geschichte zudem über weite Strecken glaubhaft. Ob ein Todkranker allerdings trotz fortschreitender Gesundheitsprobleme sich unbedingt noch eine superanstrengende Radtour zumutet, statt mit der jahrelangen Tradition aus gutem Grund einfach mal bricht und mit den Freunden lieber im Flieger an die Algarve oder nach Sizilien jettet, sei dahingestellt. Dem Ensemble gelingt es jedenfalls, den skeptischen Zuschauer auf die dramaturgisch etwas slalomartig geratene Reise mitzunehmen.

Neben dem glücklichen, aber wegen der Krankheit am Rande der Verzweiflung taumelnden Paar Kiki und Hannes (Julia Koschitz und Frauenschwarm Florian David Fitz) ist da noch Hannes jüngerer Bruder Finn (Volker Bruch), der zunächst wütend darauf reagiert, dass ihm der Ernst der Lage ebenso wie allen anderen Freunden verheimlicht wurde. Er kriegt dann aber buchstäblich wieder die Kurve; was auch für das Ehepaar Mareike und Dominik (Victoria Mayer und Johannes Allmayer) gilt, bei denen wegen der Kinder und des Ehealltags keine erotische Spannung mehr aufkommen will (und sei es mithilfe eines getrennt unternommenen Ausflugs in den Swingerclub). Man gibt sich dann aber angesichts des viel dramatischeren Leids der Anderen noch eine neue (ungewisse) Chance. Und dann ist da noch der Frauenheld Michael (wie immer ganz direkt drauflos gespielt von Jürgen Vogel), der alles anmacht, was bei 3 nicht auf den Bäumen ist. Schon seine Bereitschaft, einmal in Frauenkleidern die Seiten zu wechseln, zeigt, dass er kein klassischer Macho ist, sondern die Richtige einfach noch nicht gefunden hat. Doch auch für ihn hält die Radtour eine Schicksalsfügung parat: Sabine (in Person der adretten Miriam Stein).



Hin und weg - Foto (C) Majectic Filmverleih


Die Chancen, die das Szenario außerdem noch geboten hätte, etwa dass die Freunde ganz neue Seiten an sich entdecken oder die süddeutschen oder französischen Landschaften in die chronologische Dramaturgie eingebunden werden, werden nicht genutzt. Dies ist wohl der verständlichen Überlegung geschuldet, das Drehbuch nicht überfrachten zu wollen, aber wie unterschiedlich souverän Freunde mit einer Todesnachricht umgehen, haben wir u.a. im englischen Drama Peter‘s Friends - Freunde sind die besten Feinde (1992, mit dem großartigen Stephen Fry) schon besser gesehen. Zum Schluss, als das Thema Sterbehilfe die Geschichte abschließt, gewinnt Hin und weg noch einmal an Spannung und Gewicht. Schon durch die Selbstverständlichkeit, mit der dieser Schritt (in Belgien, wo derlei gesetzlich klarer geregelt ist als in Deutschland) im Film dargestellt wird, zwingt Autor und Regisseur Christian Zübert jeden Zuschauer/jede Zuschauerin dazu, seine/ihre Meinung zu der heiklen Frage eines freiwilligen, vorzeitigen Ausscheidens aus diesem irdischen Jammertal zu überdenken. Das ist nicht wenig bei einem Unterhaltungsfilm, der nicht auf die Tränendrüse drückt, sondern sich der Frage behutsam und voller Ernsthaftigkeit nähert. Um der manchmal etwas betulichen Story noch mehr Pfiff zu verleihen, wäre allerdings eine kräftigere Prise frechen Witzes oder Galgenhumor à la Peters‘ s Friends nötig gewesen.



Hin und weg - Foto (C) Majectic Filmverleih


Max-Peter Heyne - 22. Oktober 2014
ID 8187
Weitere Infos siehe auch: http://www.hinundweg-film.de


Post an Max-Peter Heyne



 

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