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Hollywood

Schwacher Blockbuster mit großen inhaltlichen Schwächen



Bewertung:    



Die neuste Umsetzung des legendären Hercules-Stoffes ist misslungen. Das hat verschiedene Gründe. Allen voran ist die so inhaltsreiche Geschichte erschreckend schlecht umgesetzt worden. In diesem Fall beruht sie auf dem Graphic Novel Hercules: The Thracian Wars. Halbgott Hercules (Dwayne "The Rock" Johnson) ist hier ein Söldner, der mit seiner Truppe um Wahrsager Amphiaraus (Ian McShane), dem messerwerfenden Strategen Autolycus (Rufus Sewell), Amazone Atalanta (Ingrid Bolso Berdal) und dem Geschichtenerzähler Iolaus (Reece Ritchie), der überdies der Neffe von Hercules ist, Aufträge für Geld annimmt. Als Lord Cotys (John Hurt) seine Dienste erbittet, kommt der Sohn des Gottes Zeus mit seinen Gefährten, um Cotys und dessen Reich vor den bösen Zentauren zu beschützen und die Soldaten auszubilden. Doch Cotys spielt nicht mit offenen Karten.



Hercules (Dwayne Johnson) bildet die Soldaten von Lord Cotys (John Hurt) aus. | © Paramount Pictures Germany


Viel Wert wird auf die Entwicklung der Charaktere nicht gelegt. Eigentlich sind alle Archetypen, wie man sie schon dutzendfach in anderen Blockbustern gesehen hat. Hier sind die klischeebelasteten Charaktere auch noch deutlich schlechter dargestellt als in vergleichbaren Filmen. Hercules ist der typische Antiheld, ein keuleschwingender, charismatischer Anführer, der mit inneren Problemen zu kämpfen hat, die anhand von Flashbacks gezeigt werden. Die Nebencharaktere sind ebenso typisch wie hohl. Die harte Amazone, der nerdige Neffe, der sprücheklopfende Kumpel und der für schlaue Weisheiten stehende Wahrsager. Von den Bösewichten ganz zu schweigen. Durch all diese Klischees fällt eine Identifikation schwer, zumal Hercules auch nicht immer nachvollziehbar ist, weil es klaffend große Logiklöcher gibt. Hier können zwei Streitwagen eine ganze Armee stoppen, und in einer anderen Schlacht halten drei Bogenschützen eine ganze Horde anrennender Gegner auf. Auch im Showdown gibt es unzählige Fehler, die einem ins Auge springen. Außerdem gibt es immer wieder Bildfehler, wo ein schlechter Schnitt offenkundig wird (Streitwagen fährt in die eine Richtung, im nächsten Schnittbild in die andere).



Der Streitwagen ist dank Amazone Atalanta (Ingrid Bolso Berdal) und dem wilden Tydeus (Aksel Hennie) eine mächtige Waffe. | © Paramount Pictures Germany


Dies bestärkt die Erkenntnis, dass hier kein Wert auf Details gelegt wird. Alles, wirklich alles, bleibt sehr oberflächlich. Die ersten Gegner wirken wie Tiere und verhalten sich auch so. Martialisch wird hier gebrüllt, um dem Gegner (Hercules) Angst einzuflößen, was natürlich nicht funktioniert. Es wird auf die einfachsten Effekte zur Beeinflussung der Zuschauer gesetzt.

Des Weiteren fehlt hier an vielen Stellen die Balance. Die Mischung aus den wenigen Szenen, in denen die Geschichte mal ohne dümmliche Sprüche vorangetrieben wird und den langgestreckten Kampfszenen, stimmt nicht. Es fehlt ein gutes Drehbuch. Es fällt schwer, sich an gute Storysequenzen zu erinnern, weil diese so selten und dann so belanglos sind.

Auch die Nebenkategorien können nur bedingt überzeugen. Die Kameraführung setzt die Darsteller oft aus der Froschperspektive heroisch in Szene, hat aber auch einige Ruckeleinlagen zu bieten. In einige Aufnahmen erkennt man ein beschränktes Budget, teilweise sogar Unschärfe.

Die Landschaften wurden passend ausgesucht, doch auch hier wirkt vieles altbekannt. Neue, verblüffende und abwechslungsreiche Locations wie etwa in Kampf der Titanen, Troja sucht man hier vergeblich. Auch die Musikuntermalung fällt nicht auf und bleibt nicht in Erinnerung. Sie ist schwach, weil hier wenig Atmosphäre und Stimmung generiert werden.

Die Schauspieler mühen sich, doch auch sie können nur begrenzt überzeugen. Dwayne „The Rock“ Johnson ist als Hercules noch am überzeugendsten. Der sonst kahlgeschorene ehemalige Wrestler trägt diesmal eine Jesus-Frisur und kann wie in anderen Action-Filmen (Fast Furious Fiveund Six, Spiel auf Bewährung) routiniert seine Leistung dank seiner großen körperlichen Präsenz abrufen. Dem Oscar-nominierten John Hurt (Der Elefantenmensch, Midnight Express) kauft man indes die Rolle des gierigen Herrschers, der sogar noch seine Feldzüge anführt, nicht ab. Dafür ist der 74jährige zu alt und wirkt neben den ganzen Actionstars in den Schlachtszenen auch deplatziert. Joseph Fiennes, Rufus Sewell und Ian McShane bleiben in ihren kleinen, schlecht geschriebenen Rollen blass.



Hercules (Dwayne Johnson) mit seiner Keule im Kampf gegen einen Wilden. | © Paramount Pictures Germany


Die Spezialeffekte sind Durchschnitt. Auch in 3D wirkt der Film nicht sonderlich beeindruckend. Hier sind optische Kracher wie die Hobbit oder Planet der Affen: Revolution um Längen besser. Die ganze Ausstattung wirkt zweitklassig. Das gilt sowohl für die Kostüme, bei denen man das Gefühl hat, sie bereits mehrfach gesehen zu haben, als auch für die 3D-Effekte, die lange nicht so plastisch und schön ausgearbeitet sind wie bei vielen anderen Filmen. Einige Effekte wirken erschreckend billig. Ganz zu Beginn kriechen Schlangen aus einer Statur und wirken so unecht, dass sich der Zuschauer fragt, warum das den Verantwortlichen nicht aufgefallen ist.

Insgesamt also eine enttäuschende Umsetzung von Regisseur Brett Ratner, der schon mehrfach bewiesen hat, dass er es besser kann (Rush Hour 1-3, Roter Drache, After the Sunset). Hercules ist sein bisher schlechtester Film, noch schwächer als X-Men: Der letzte Widerstand.


Stefan Bröhl - 3. September 2014
ID 8060
Weitere Infos siehe auch: http://www.hercules-movie.de/


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