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Rezension


Filmstart: 17. Januar 2013

Django Unchained (USA 2012)

Drehbuch und Regie: Quentin Tarantino




Quentin Tarantino hat scheinbar nicht nur seine geistige Schöpfung Django, sondern sich selbst von der Kette gelassen, oder besser gesagt, in Django Unchained sprengt er alle Ketten. Tarantino hat die Sklavengesellschaft des 19ten Jahrhunderts aufs Korn genommen und in der von ihm gewohnten Manier ad absurdum geführt. Warum er dafür die stilisierende Form des Spaghetti-Westerns gewählt hat, erklärt er so: „Das kann nicht albtraumhafter sein, als es in Realität war. Es ist unvorstellbar, sich die Schmerzen und das Leid auszumalen, die in diesem Land durchlebt wurden. Dies in der Interpretation eines Spaghetti-Westerns darzustellen, bot sich regelrecht an. Die Realität passt auf die größte Leinwand, die man sich für diese Geschichte vorstellen kann.“

Mitten in der Nacht irgendwo in einer verlassenen Gegend in den amerikanischen Südstaaten: Sklavenhändler treiben eine Reihe aneinandergeketteter Sklaven an, die sich nur mühsam und unter Schmerzen fortbewegen können. In diese an sich schon gespenstische Szenerie taucht eine kuriose Pferdekutsche auf mit einem riesigen Zahn auf dem Dach und einer seltsamen Person auf dem Kutschbock, die sich als Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz) vorstellt und dessen Begehr eine Unterredung mit dem Sklaven Django (Jamie Foxx) ist. Während die Sklavenhändler noch in Schockstarre über die Merkwürdigkeit und Dreistigkeit des nächtlichen Besuchers verharren, klärt Schultz mit Django die Frage, ob er die Brittle-Brüder kenne und wiedererkennen würde. Diese werden steckbrieflich gesucht. Wenn Django ihm bei der Kopfgeldjagd nach den Mördern hülfe, bekäme er von Schultz die Freiheit geschenkt. Da er nichts zu verlieren hat, willigt Django in den Deal ein. Die beiden machen sich also auf den Weg, und es ist der Beginn einer partnerschaftlichen Freundschaft zwischen ihnen. - Ach so: Die Sklavenhändler sind verstorben und die anderen Sklaven auf dem Weg in den Norden, wo es heißt, dass die Sklaverei dort abgeschafft sei.



Dr. Schultz (Christoph Waltz) weiht Django (Jamie Foxx) in die Kunst der Kopfgeldjagd ein - Foto © Sony Pictures Releasing GmbH


Django ist ein gelehriger Schüler. Schultz bringt ihm den Umgang mit dem Gewehr, das Lesen und andere nützliche Dinge bei. Auch nachdem die Brittle-Brüder erlegt sind, bleiben die beiden als Team bei der Kopfgeldjagd zusammen. Das ist ein einträgliches Geschäft, und Django will sich von seinem Anteil als freier Mann im Norden eine Existenz aufbauen. Dabei gibt es aber ein Problem. Seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) ist verkauft worden und befindet sich auf dem Gut Candyland des rücksichtlosen Calvin Candie (Leonardo DiCaprio). Der zuckersüße Name täuscht, denn Candie veranstaltet Kämpfe, in denen Sklaven bis auf den Tod gegeneinander antreten müssen. Der wohlhabende Candie würde sich für den Verkauf einer einzelnen Sklavin kaum interessieren und schon gar nicht einem „Nigger“ helfen, der mit ihr in Freiheit leben will.

Um an Candie heranzukommen, behauptet Schultz, ihm zu einem völlig überhöhten Preis einen seiner Kämpfer abkaufen zu wollen. Einzig der Haussklave Stephen (Samuel L. Jackson) riecht den Braten. Da er seinem Herrn treu ergeben ist, ein Scherge der bestehenden Machtordnung vor allem gegen die anderen Sklaven, klärt er Candie über die Finte auf. Das Ganze endet mit einem Massaker beachtlicher Größenordnung und in ironisch-drastischer Tarantino-Manier.



Stephen (Samuel L. Jackson) verrät seinem Herrn (Leonardo DiCaprio) den wahren Grund für das Auftauchen der ungleichen Partner - Foto © Sony Pictures Releasing GmbH


Während die erste Stunde des Films ein Showcase für Christoph Waltz als abgedrehter Kopfgeldjäger ist, kämpft in der zweiten Hälfte Jamie Foxx als schwarzer Held Django um seine Liebe und um seine Freiheit. Kerry Washington, die als seine Frau Broomhilda besetzt wurde, erzählt: „Was mich am meisten für das Projekt einnahm, war die Idee, dass in einer Zeit, in der Menschen afrikanischen Ursprungs nicht als menschlich angesehen wurden, diese Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen geschehen kann, obwohl sie damals rechtlich aus eigenem Antrieb gar nicht verheiratet sein durften. Sie waren keine eigenständigen Personen. Sie waren Besitz.“



Candie (Leonardo DiCaprio) erwischt Django (Jamie Foxx) und seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) - Foto © Sony Pictures Releasing GmbH



Tarantino zeigt den Aberwitz von Machtmissbrauch, des unkontrollierten Gebrauchs von Waffen und des skrupellosen Drangs zu töten. Den Klu-Klux-Clan stellt er als eine Horde dümmlicher Schießwütiger dar, deren weiße Kapuzen immer verrutschen, sodass sie nicht richtig sehen können. Was auch im übertragenen Sinne gilt: Letztendlich fällt die Unterdrückung und der Terror auf die Verursacher zurück.

Kerry Washington schätzt Tarantino so ein: „Er scheut nicht vor Gewalt zurück, vor Dunkelheit, vor der düsteren Seite der Seele. Ich denke, dass man jemanden finden muss, der vor all diesen Dingen keine Angst hat, wenn man eine Geschichte erzählen will, die in dieser Zeit stattfindet. Aber weil es im Grunde eine Liebesgeschichte ist, die wir erzählen, musste ihr Macher auch jemand sein, der an das Gute im Menschen glaubt, an die Liebe und die Schönheit, um in der Lage zu sein, trotz all des Bösen und Düsteren und all der Gier, die man miterlebt, an diese Liebesgeschichte zu glauben.“

Tarantino ist trotz des ernsten Themas ein vergnüglicher Film gelungen mit viel Action und Pyrotechnik, in dem sich viele Schauspielgrößen ein Stelldichein geben, darunter Don Johnson und „Ur-Django“ Franco Nero. Mit Django Unchained und dem neuen Film von Steven Spielberg Lincoln kommen zwei Filme in die Kinos, die ein düsteres Kapitel amerikanischer Geschichte abhandeln. Während Tarantino nach außen geht und in die Weite, ist Lincoln eher ein Kammerspiel über den Präsidenten, der sich für die Abschaffung der Sklaverei maßgeblich eingesetzt hat.


Helga Fitzner - 18. Januar 2013
ID 6488

Weitere Infos siehe auch: http://www.djangounchained.de


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