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Neues deutsches Kino

Die Nymphomanin

und der

Wahlkämpfer



Bewertung:    



Ein dankbar leichter und sehr schöner Film ist seit heute in deutschen Kinos zu sehen: Überleben in Brandenburg von Zoltan Paul (1953-2022), einem österreichischen Schauspieler, Regisseur und Musiker ungarischer Herkunft - wir hatten uns bereits, aber das sei nur nebenbei vermerkt, vor ungefähr neun Jahren mit Amok - Hansi geht's gut, einem seiner vielleicht besten Filme, die er gemacht hatte, wohlwollend auseinandergesetzt.

Und hier der Plot zu seinem neuesten und letzten Streich:


"László Kovács, Autorenfilmer, wird die Finanzierung für sein Filmprojekt abgesagt: Zu alt, weiß und obendrein Herzprobleme! Fazit: Nicht mehr vermittelbar. Wollte der Ungar vom Balaton nicht mal ganz hoch hinaus? Was nun? Weiter seiner erfolgreichen Frau auf der Tasche liegen? László schlittert in eine waschechte Lebenskrise und findet erstmal Trost in der faszinierenden Anziehungskraft einer 'Wahnsinnsfrau' aus dem Nachbardorf. Als sich aber ein Rechtspopulist im 120 Seelendorf zum einzigen Bürgermeisterkandidaten aufstellen lässt, besinnt sich László. Um 'den rechten Deppen zu verhindern', lässt er sich als liberaler Gegenkandidat aufstellen.

Bleibt nur die Frage ob Lászlós Ehe und er selbst den Dorf-Wahlkampf überleben?"


(Quelle: ucm.one)


*

Der See, auf dem der Film beginnt und endet, stinkt - einer der Gründe, weswegen Zoltan Paul (als László Kovács) etwas später in den Wahlkampf gegen seinen ehemaligen und inzwischen nach rechts außen abgedrifteten Schulkumpel Joachim Paul Assböck (als Tilo Weidland) zieht.

Die nicht mal hundert Einwohnerseelen zählende Dorfklitsche im Brandenburgischen trieb jedoch noch andere (v.a. hinzugezogene) Blüten - allen voran Sabine Waibel (als eine mit Hamburger Autokennzeichen motorisierte und nymphomanisch veranlagte "Borderlinerin"), die sowohl mit dem Rechts- als auch jetzt, seitdem sie ihn auf dem besagten See zum ersten Mal begegnete, Linksaußen eine animalische Beziehung aufzubauen sich bemühte; kurzum:

Unser László tappt in ihre erotische Falle, erlebt mit ihr seinen womöglich letzten Frühling und zieht sich nach seinem allerletzten Geschlechtsakt mit ihr einen zünftigen Hexenschuss zu, worauf ihn die Verursacherin dieser körperlichen Beeinträchtigung halbnackt vor seinem eigenen Haus abstellt - nicht um sich Tage später noch an ihm, der sie nach seiner altersbedingten Hexenschusspleite vernunftgeleitet "fallen ließ", zu rächen, indem sie Halb- und Vollnacktbildchen, die sie von ihm knipste, als sie während ihres gemeinsamen Liebesspiels total auf Droge waren, in den Wahlkampf und an seine Ehefrau (genial gemimt von Zoltan Pauls früherer Gattin Adele Neuhauser!) per Whatsapp aussandte.

Aber der kurzzeitige Seitensprung des Gatten macht der Gattin, die als gutbetuchte und sehr großzügige Weltfrau irgendwelche kanadische Unterhaltungsserien dreht, schlussendlich überhaupt nichts aus; Altachtundsechziger halt. Ja und der Wahlkampf war dann auch längst ausgestanden, und mit 87:84 Stimmen ging unser László als Sieger aus der Wahl hervor und darf bzw. muss nun Bürgermeister in der Klitsche sein.



Sabine Waibel (als Lisa) und Zoltan Paul (als László) in Überleben in Brandenburg | (C) UCM


Gut funktionierende Ossi-Komödie mit entsprechendem Seitenhieb-Potenzial in Richtung Westen.

Besonders gut: die laienschauspielernde Einbindung der brandenburgischen Dorfbewohner - siehe Lászlós Haustür-Wahlkampf.

Alles sehr vergnüglich und sehr kurzweilig.
Bobby King - 11. April 2024
ID 14695
Director’s Note von Ben von Grafenstein:

"Leider wohnt der Entstehungsgeschichte des Films etwas sehr Trauriges bei. Zoltan und ich, wohnten am selben Brandenburger See, nur ein paar Ruderschläge entfernt. Fast jedes Wochenende verbrachten wir in den letzten Jahren dort mit Freunden. Wir haben getrunken, gestritten, inspirierende und weniger inspirierende Gespräche geführt – ein bisschen wie im Film. Vor ein paar Jahren fragte mich Zoltan, ob ich nicht mit ihm an seinem letzten Film vor der Rente arbeiten wolle. Wir haben angefangen über die Story zu sprechen. Da er die Hauptrolle spielte, fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm zusammen Regie zu führen. Selbst in Filmprojekte involviert, musste ich absagen. Dann ist Zoltan überraschend gestorben und alle waren geschockt. Zwar waren die Hauptdreharbeiten abgeschlossen, aber der unfertige und noch nicht funktionierende Film lag brach.

Es gab viele Ansätze, den Tod von Zoltan mit Nachdrehs und Voiceovers im Film zu integrieren. Erst nach langem Ringen habe ich mich dazu entschlossen den Staffelstab, die Regie, zu übernehmen und all diese Konzepte zu verwerfen. Etwa über ein Jahr hinweg habe ich an dem Film montiert und mich dabei auf Story, Figuren und Humor konzentriert. Da wo es nötig war, wurden Dialoge geschrieben und eingefügt und das Ende in Form eines Kiss Offs nachgedreht. Zusammen mit Julian Adam Pajzs, Zoltans Sohn und Filmmusiker, wollten wir beide nicht die ausgetretenen Pfade von Volksmusik, Western oder Country beschreiten, die man oft in deutschen Dorfkomödien hört. Inspiriert von Altmeister Piero Umiliani und südamerikanischen Rhythmen, entstand eine Mischung aus Lo-Fi Soundästhetik und emotionalem Score, die dem Film etwas Besonderes, Warmes und zugleich Schräges verleiht."


(Quelle: ucm.one)


Weitere Infos siehe auch: https://ucm.one/de/ueberleben-in-brandenburg/


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