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Ein wenig Enttäuschung war zu spüren, als die amerikanische Komödie The Big Sick beim Festival im tschechischen Karlovy Vary (Karlsbad) im Juli als Abschlussfilm präsentiert wurde, aber niemand des Filmteams nach Europa herübergereist war. Immerhin ist der Hauptdarsteller Kumail Nanjiani in den USA ein Stand-Up-Comedian, und er hat zusammen mit seiner Ehefrau und Ko-Autorin Emily V. Gordon im Drehbuch ihre eigene Geschichte als Paar, das aus unterschiedlichen Kulturen kommt, erzählt. Da hätte man doch gerne mehr als ein kurzes, unverbindliches Grußwort erlebt, das Nanjiani aufgezeichnet hatte.

Die Story der beiden Liebenden erinnert stark an den Überraschungserfolg My Big Fat Greek Wedding, der schon eine Ewigkeit zurückzuliegen scheint und an den die damaligen Erfinder nie haben anknüpfen können. Die 2002 von Joel Zwick inszenierte Ehekomödie war allerdings in vielen Szenen überspitzter und alberner als nun The Big Sick (Regie: Michael Showalter), obwohl der Culture Clash zwischen den Liebenden heftiger ausfällt. Waren es in Greek Wedding eine griechisch-orthodoxe, südländisch-temperamentvolle Braut und ein "white saxon protestant", die sich verlieben und zur Enttäuschung vieler Familienangehöriger auf beiden Seiten verheiraten wollen, sind es in The Big Sick ein pakistanischer Liebhaber und eine "white saxon protestant".

Vor allem für Kumail (Kumail Nanjiani), der auf der Bühne den abgebrühten Zyniker gibt und in Beziehungen zu einer gewissen Distanz neigt, ergeben sich durch die sich anbahnende Liebesgeschichte massive Probleme. Zum einen, weil seine Familie, Eltern und Bruder, ständig versuchen, ihn mit einer pakistanischen Braut zu verkuppeln – und vor allem seine Mutter das so bitterernst meint, dass sie eher mit ihrem Sohn brechen will statt eine weiße Amerikanerin als Schwiegertochter zu akzeptieren. Zum anderen steht Kumail seinem emotionalen Glück aber auch selbst im Wege, weil er sich zu einer Frau nie wirklich mit aller Konsequenz bekennen musste, solange er seinen Eltern die Schuld an seiner emotionalen Zurückhaltung zuschreiben konnte.

Die ebenso pfiffige wie selbstbewusste Psychologiestudentin Emily (Zoe Kazan) will sich aber nicht mit einer unverbindlichen Liebelei zufriedengeben und stellt Kumail nach einem emotionalen Hindernislauf vor die Wahl: Sie oder seine Familie. Kumail will zwar die nötige Stärke aufbringen, um sich gegen die traditionellen Eltern durchzusetzen, aber da ist es schon zu spät, und Emily ist fort. Kumail scheint alles verloren zu haben – bis er erfährt, dass Emily in ein lebensgefährliches Koma gefallen ist – The Big Sick. Nun ist der verhinderte Bräutigam gefordert und muss nicht nur der Totkranken gegenüber Größe zeigen, sondern auch Emilys provinziellen Mittelschichtseltern (Ray Romano und eine ins maskenhafte geliftete Holly Hunter) über ihre Verzweiflung hinweghelfen.

Die dramatische Wendung hin auf die Intensivstation führt nicht dazu, dass über die verhinderte Romanze Zuckerguss ausgeschüttet wird. Dafür ist die Geschichte zu unaufgeregt und bisweilen sogar lakonisch erzählt – und man merkt, dass das Autorenduo mit viel authentischen Details seine eigene Liebesgeschichte wiedergibt. Dies schließt schräge Witze und schwarzen Humor keineswegs aus, und vor allem die Wandlungen des scheinbar komplett in die urban american culture assimilierten, in Wahrheit aber zwischen pakistanischen und US-amerikanischen Einflüssen zerrissenen Kumail werden mit viel Verständnis und Sympathie diagnostiziert. Der Preis, den er für sein Bekenntnis zu Emily zahlen muss, ist hoch (wenn auch unklar bleibt, ob der Bruch mit seinen Eltern für immer ist). Pure Multikulti-Harmonie wie seinerzeit Greek Wedding bietet The Big Sick letztlich nicht: Die Stärke der jungen Westlerin gegenüber der resoluten, pakistanischen Mama besteht darin, nicht dogmatisch auf ihrem Standpunkt zu verharren und auch verzeihen zu können.



The Big Sick | (C) Weltkino Verleih

Max-Peter Heyne - 21. November 2017
ID 10387
Weitere Infos siehe auch: http://www.thebigsickmovie.com


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