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DVD-Kritik

Dement

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Frauen



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Dustin Hoffmann in Rain Man, Leonardo di Caprio in Gilbert Grape, Tom Hanks in Forrest Gump – Hollywood liebt Filme über Menschen mit Handicap. The Father (2020), Still Alice (2014) oder Away from her (2006) über das Thema Demenz wurden hochgelobt. Die jeweiligen Hauptdarsteller*innen erhielten für ihre Rolle als Demenzkranke den Oscar respektive den Golden Globe.

Auch Wege des Lebens – The Roads not taken (2020) wurde mit Staraufgebot in großen Teilen in den USA gedreht. Der 52jährige spanische Oscarpreisträger Javier Bardem mimt Leo, einen Schriftsteller, der unter einer Demenz leidet. Er liegt abwesend in seinem kargen Zimmer im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn. Subways fahren kreischend an seinem Fenster vorbei. Der sichtlich antriebslose Leo reagiert nicht auf das Läuten der Tür oder das Klingeln des Telefons. Er träumt realitätsfern von früheren Lebensphasen, die filmisch illustriert werden.

Schon bald stürmen zwei schöne Frauen, die sich um sein Wohlergehen sorgen, sein Appartement. Die bemühte und aufmerksame Haushaltshilfe Xenia (Branka Katic) säubert die Räumlichkeiten fürsorglich. Im Filmzentrum steht jedoch das Verhältnis zwischen Leo und seiner aufopferungsbereiten, bedingungslos zugewandten und zunehmend verzweifelten Tochter Molly (Elle Fanning). Die zweiundzwanzigjährige Journalistin betreut ihren hilflosen Vater im Filmverlauf einen Tag lang. Sie bringt ihn zum Optiker und zum Zahnarzt. Bei der Zahnärztin uriniert er in seine Hose. Als Molly ihn auf der Toilette wäscht, schaut er wie durch sie durch. Des Öfteren ist die überforderte, unkoordinierte und ein bisschen verpeilte Molly damit konfrontiert, dass ihr desorientierter Vater unerwartet reagiert oder sie ihn aus den Augen verliert.

Die britische Regisseurin Sally Potter wurde 1992 mit ihrer kongenialen Verfilmung von Virginia Woolfs Orlando bekannt. Auch hier zeigte Potter in unterschiedliche Zeitebenen eine opulent bebilderte Biographie voller realitätsferner Momente und unkonventioneller Gedanken mit einer unnahbaren Hauptfigur.

In Wege des Lebens verliert sich die Perspektive des Schriftstellers, der aufgrund von Demenz keine Worte mehr findet und nicht mehr kommunizieren kann, in ungeordneten Bahnen. Leo denkt an seine große Liebe Dolores (Salma Hayek) in Mexiko. Damals schafften es beide nicht, gemeinsam einen erlittenen Verlust zu verarbeiten. Er erinnert sich an eine Griechenlandreise, wo er mit der jungen, schönen amerikanischen Touristin Anni (Milena Tscharntke) flirtete. In der Realität treffen er und Molly seine einstige Frau Rita (Laura Linney). Rita zog die gemeinsame Tochter Molly groß und leistet auch in der Gegenwart Leo als Ärztin Beistand. Es bleibt unklar, warum sich die Frauen im Leben Leos so sehr für ihn aufopfern. Molly verteidigt etwa Leo gegenüber Rita, obwohl er sich schon vor Einbruch der Krankheit wenig um seine Tochter bemühte.

*

Die 72jährige Sally Potter verarbeitet in ihrem Film den Verlust ihres jüngeren Bruders Nic, der an Demenz litt und 2013 verstarb. Für ihren jüngsten Film besorgte sie neben der Regie auch die Buchvorlage, den Schnitt und die Musik. Das melancholische Drama erzählt überzeugend von einem Verlust des Zeitgefühls durch Demenz. Es porträtiert zugleich, wie besorgte Angehörige unter Druck geraten können, wenn pflegebedürftige Eltern nicht durch das Gesundheitssystem ausreichend versorgt werden.

Ansgar Skoda - 22. Oktober 2021
ID 13231
Weitere Infos siehe auch: https://www.zorromedien.de/


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