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DVD-Kritik

Ma fatale,

free, flamboyant




Bewertung:    



Es knistert vor Einblendung des ersten Filmbildes hörbar. Erst wenige Sekunden später gibt die Leinwand den Blick frei auf eine Verkehrsampel. Das Lichtsignal einer Ampelanlage steht in Flammen. Die Straße erscheint menschenleer in der nächtlichen Großstadt. Dann zeigt eine Aufnahme eine junge Frau mit Schutzmontur, Schweißermaske und Flammenwerfer - eine unheilvolle Ankündigung. Die Feuermetapher wird filmmotivisch mehrfach aufgegriffen: Eine Pyromanin setzt nicht nur Ankerpunkte der chilenischen Hafenstadt Valparaiso in Brand. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín porträtiert in seinem Film Ema eine unberechenbare, lebenshungrige und manipulative Titelheldin. Sie stellt Gewohnheiten in Frage und weiß das Geschehen zielstrebig selbst zu lenken.

Ema erzählt auch von Schmerz und Aggressionen, Befreiung und Ekstase. Die junge Tänzerin Ema (Mariana Di Girolamo) lebt zusammen mit dem zwölf Jahre älteren Choreografen ihrer Tanztruppe, Gastón (Gael García Bernal). Das Paar adoptierte ein acht Jahre altes, schwieriges Waisenkind aus Kolumbien, da sie selbst keine Kinder bekommen können. Die frischgebackenen Eltern lieben das Kind, Polo, innig. Ema gab Polo jedoch nach einem Jahr zurück, nachdem es gewalttätig war und ihre Schwester schwer verletzte. Das Umfeld reagiert entsetzt über diesen Entschluss. Auch Ema überlegt es sich scheinbar noch einmal anders. Zu Filmbeginn besucht sie ein Sozialamt, um zu erfahren, was mit Polo geschehen ist. Die Sozialbeamtin (ausdrucksstark: Catalina Saavedra) erklärt ihr aufgebracht, dass das Kind schon längst von einer neuen Familie aufgenommen wurde. Ema ist darüber unglücklich. Sie führt verletzende Zwiegespräche mit Gastón. Er kontert ihre provokanten Vorwürfe aggressiv. Sie findet Trost im Tanz und bei ihren Tanzgruppe-Kolleginnen. Bald erwächst in ihr ein wagemutiger Plan.

Das Geschehen erschließt sich erst nach und nach. Szenen reihen sich achronologisch aneinander; Handlungen werden überblendet. Hypnotische Tanzszenen lösen die Filmhandlung ab. So erzählt Pablo Larraín die Geschichte beiläufig, eigenwillig und fragmentiert. Ema mit dem platinblondierten, zurückgekämmten Haar ist nicht nur auf der Tanzfläche eine schillernde Gestalt. Auch im realen Leben ist sie eine gewiefte Verführerin, die Männer und Frauen schnell für ihre Sache einnimmt. Sie beginnt Affären mit einem Feuerwehrmann (Santiago Cabrera) und einer Anwältin (Paola Giannini), die ihre Scheidung vorbereiten soll.

Laszive kreiseln die Hüften zu rhythmischer Reggaeton-Musik. Eindrückliche Choreographie-Szenerien etwa an einer Hafenmauer über dem Meer oder vor einer pulsierenden Feuerkugel verleihen dem Film stimmungsvoll Atmosphäre. Leider wirken manche Dialoge formelhaft oder affektiert. Das Geschehen erscheint auch etwas aufgeregt und reißerisch erzählt. Mariana Di Girolamo bannt den Zuschauer oftmals als selbstbewusste Titelheldin mit hungrig-forderndem, überlegenen Blick. Pablo Larraíns Drama hinterfragt traditionelle Familienkonstellationen und setzt hier schlussendlich neue Akzente. Ema ist ein radikaler, betörender, eigensinniger und lustvoll überzogener Film über loderndes Begehren jenseits der Normen.
Ansgar Skoda - 28. März 2021
ID 12837
Koch Films-Link zu Ema von Pablo Larraín


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