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Das Studentenfilmfestival Sehsüchte in Babelsberg blickte in die Zukunft des Kinos




Der umfassende Blick

Beim größten europäischen Festival für den Film- und Fernsehnachwuchs, den Sehsüchten, wurden in diesem Jahr nicht nur aktuelle Highlights von Filmstudenten aus aller Welt, sondern auch neue Entwicklungen im Bereich der Kinotechnologie präsentiert. Im Rahmen des Sonderprogramms „Retro/Futuro“ konnten einige Festivalbesucher, darunter eine Gruppe chinesischer Studenten der Nationalen Chinesischen Fernsehakademie aus Peking, einen Ausschnitt aus dem ersten deutschen Kinofilm werfen, der in der 180-Grad-Technik gedreht wurde: Die Reise der Imagonauten ist als Kooperation der Babelsberger Film- und Fernsehhochschule mit dem Heinrich-Hertz-Institut in Berlin entstanden, wo man Kameras entwickelt hat, die nicht einfach nur auf IMAX-Dimensionen vergrößerte Bilder wiedergeben, sondern bereits beim Aufnahmeprozess ein geschlossenes 180-Grad-Bild digital aufzeichnen.

Ähnlich wie die Filmfiguren des Science-Fiction-Thrillers wurden auch die Sehsüchte-Besucher Teil eines sich noch im Anfangsstadium befindlichen Experimentes – freilich ohne so gravierende Folgen: Während es bei den Imagonauten um manipulierte Erinnerungen bei den Versuchspersonen geht, blieb die suggestive Wirkung der improvisierten 180-Grad-Projektion begrenzt: Nur wer in einer der ersten Reihen saß, wurde von der suggestiven Wirkung des Panoramas erfasst. Die ersten Szenen des Films zeigen den Spreewald in voller Pracht, so als würde man selbst hineinfahren. Wenn es nicht eine bestimmte Bewegung innerhalb des Bildes gibt, liegt die Entscheidung beim Zuschauer, ob er wie üblich direkt in die Mitte oder aber zu den Bildrändern schauen möchte.

Der Vorteil: Ähnlich wie bei der 3D-Technik wird man stärker ins das Bild hineingezogen – man sieht quasi endlich den Wald anstatt nur lauter Bäume. Doch zu viele Bildinformationen oder zu schnelle Kamerabewegungen können leicht überfordernd wirken und Schwindel erzeugen. Auch dieser Effekt erinnert an die 3D-Technik, die von der 180-Grad-Projektion eventuell schon in einigen Jahren abgelöst wird, um Zuschauer vom Pantoffelkino wieder zurück in die Kinosäle zu locken. Denn wenn der Innovationsgrad von 3D ausgereizt ist, bietet das weniger umständliche und ohne Brillen auskommende 180-Grad-Kino weiterhin eine Möglichkeit, Zuschauer mit visuellen Mitteln anzusprechen, die in dieser Größe nur im Kino funktionieren.




So sehen Sieger aus: Nicht nur beim Deutschen Filmpreis, auch beim Studentenfilmfest Sehsüchte an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg waren Regisseur Jan Ole Gerster und Schauspieler Tom Schilling mit Oh Boy in der Kategorie Spielfilm erfolgreich. - Foto (C) Sehsüchte

Regisseur Andreas Dresen (Halt auf frier Strecke) entschied als Jurymitglied bei der Katgeorie Kurzfilm mit. - Foto (C) Sehsüchte

Schauspielerin Aylin Tezel (rechts) und Regisseurin Pola Beck gewannen Preise mit ihrem Spielfilm Am Himmel der Tag. - Foto (C) Sehsüchte



Zwar ist derzeit noch nicht ganz klar, ob die 180-Grad-Technik zukünftig in regulären Kinos – die erheblich umbauen müssten – oder eher in den noch übrig gebliebenen IMAX-Kinos bzw. in Vergnügungsparks eingesetzt wird. Auch ist die riesige Masse an digitalen Terrabyte, die im Kamerarekorder schon bei nur wenigen Minuten von 180-Grad-Bildern anfallen, noch ein Hindernis beim Drehen außerhalb eines Studios, denn es muss viel Zubehör mitgeschleppt werden. Aber die Technologie wird nicht nur in Berlin und Babelsberg ständig weiterentwickelt. Der nächste Schritt ist eine bereits als Prototyp vorhandene Kamera für 360-Grad-Bilder, die vor allem bei dokumentarischen Aufnahmen genutzt werden kann, bei denen es keine wirklich unerwünschten Bildelemente gibt.

Bei einer inszenierten Geschichte stellt schon die 180-Grad-Technik die Macher vor etliche Herausforderungen: Vieles, was am Set naturgegeben nicht zur Szene passt, muss verdeckt oder aufgehübscht werden, was bei einem 45-Minüter wie Die Reise der Imagonauten erheblichen Aufwand bedeutet. So wurde der Spreewald unter anderem deshalb ausgewählt, weil dort kaum störende Schilder ins Blickfeld geraten. Die am Projekt beteiligten Filmstudenten haben für den Film eine Story entworfen, bei denen Menschen von Forschern in der Zukunft künstliche Bilder ins Hirn eingepflanzt oder herausgelöscht werden können. Ganz so schlimm wird es mit der 180-Grad-Technik sicher nicht werden, aber Gewöhnungssache ist sie allemal.

Das eigenverantwortlich von medienwissenschaftlichen Studenten organisierte Sehsüchte-Festival fand diesmal nicht im Babelsberger Thalia-Kino, sondern komplett auf dem Studiogelände und der angrenzenden Filmhochschule statt, was die ohnehin eher familiäre Atmosphäre zu einem intern anmutenden Studententreff eindampfte. Vorzüglich in diesem Jahr hingegen das über alle Präsentationsplattformen durchgehaltene Design.


Max-Peter Heyne - 6. Mai 2013
ID 6739

Weitere Infos siehe auch: http://www.sehsuechte.de


Post an Max-Peter Heyne



 

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