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Grace Is Gone

(USA 2008)

Regie: James C. Strouse
Musik: Clint Eastwood

Starttermin 28. August 2008

Sie haben doch alles richtig gemacht. Sie waren eine ganz normale, patriotische Familie und Familienvater Stan Phillips (John Cusack) hat trotz seiner Sehschwäche sogar versucht, sich beim US-Militär einzuschleichen. Nach der Bedrohung durch islamische Terroristen wollte er sein Land verteidigen und in den Irakkrieg ziehen. Dass das nicht klappte, nagt an ihm. Schlimmer noch, seine Frau Grace war tauglich und wurde problemlos eingezogen. Während seine Frau Soldatin im Irak ist, geht Stan seiner öden Berufstätigkeit nach und kümmert sich rührend um die beiden Kinder. Seine Tochter Heidi (Shélan O’Keefe) ist Teenager und beginnt, eigene Wege zu gehen und die Geschehnisse zu hinterfragen. Sie schaut trotz Verbot heimlich die Nachrichten. Nesthäkchen Dawn (Gracie Bednarczyk) ist eine wunderbar verspielte und unbekümmerte Achtjährige. Soweit ist die unspektakuläre US-amerikanische Familienidylle intakt. Das ändert sich schlagartig, als eines Morgens zwei Uniformierte vor der Haustür stehen. Stan weiß, was das zu bedeuten hat...


© Central Filmverleih


Er ist völlig traumatisiert, denn er hat nicht nur den plötzlichen Tod seiner gefallenen Frau zu verkraften, er muss es auch den Töchtern beibringen. Dazu ist er einfach nicht in der Lage. Jetzt, wo seine Frau dafür gestorben ist, muss er die Zweifel an seinen Idealen und der Berechtigung des Krieges immer stärker unterdrücken. Es kann und darf nicht sein, dass seine Frau für einen fragwürdigen Einsatz gestorben ist. So kommt er auf die Idee, mit seinen Kindern in den Freizeitpark „Enchanted Garden“ zu fahren. Mit diesem „verzauberten Garten“ will er seinen Töchtern noch ein letztes Stückchen Paradies mitgeben, bevor er ihre Kinderwelt für immer zerstören muss. Der Park liegt am anderen Ende der USA und die drei haben eine mehrtägige Fahrt vor sich.


© Central Filmverleih


Auf dem Weg dahin führt Stans erster Weg zu seiner Mutter, die aber gerade in Urlaub ist. Stattdessen findet er seinen pazifistischen Bruder John (Alessandro Nivola) im Haus vor, der von Graces Tod noch nichts weiß. Es kommt, wie immer, zu einer Auseinandersetzung zwischen Stan und dem Kriegsgegner. Als John erfährt, dass Grace tot ist und die Töchter nichts davon wissen, ist er entsetzt. Noch bevor er etwas daran ändern kann, bricht Stan mit seinen Kindern überhastet auf. Seiner großen Tochter Heidi kommt die Sache immer seltsamer vor, sie kann sich aber keinen Reim darauf machen. In einem Streit mit ihrem Vater zeigt sie sich verärgert darüber, dass ihr Vater immer verlangt, dass die Mädchen, wer weiß wie, fröhlich sein sollen. Sie spürt, dass die Idylle nur aufgesetzt ist.
„Grace Is Gone“ ist der Debütfilm des Regisseurs James C. Strouse, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Er hat die Lebenssituation amerikanischer Militärfamilien eingehend recherchiert. So sehen wir Stan bei der Gruppentherapie von Menschen, die Angehörige im Irakkrieg haben. Er ist der einzige Mann in der Frauenrunde. Regisseur Strouse zeigt auch sehr eindrücklich, wie anders Menschen Fernsehnachrichten schauen, wenn sie Betroffene sind. „In Militärhaushalten werden Nachrichtensendungen nicht auf die leichte Schulter genommen“, erklärt er. „Sie werden letztlich als etwas Gefährliches betrachtet. Eltern sind da sehr beschützend. In einer Situation wie der derzeitigen gibt es so viele verschiedenen Meinungen, dass es für ein Kind schnell verwirrend sein kann.“


© Central Filmverleih
Neben den sehr sparsam verwendeten, für den Irakkrieg spezifischen Charakteristika zeigt der Film ganz allgemein den schmerzensreichen Weg der Trauerbewältigung. John Cusack spielt seine Rolle sehr zurückgenommen. Er ist ein unauffälliger Jedermann mit billigem Brillengestell, einem leicht hinkenden Gang und zerknautschen Hosen. Seine Versuche, ein guter Vater zu sein, pendeln zwischen Strenge und Inkonsequenz, seiner Arbeit geht er ordnungsgemäß und leidenschaftslos nach. Eigeninitiative hat er wenig, seine Kinder liebt er sehr und versorgt sie gut. Kurz ein ganz alltäglicher Mensch. Der aber wird plötzlich von seiner Trauer übermannt und der Überforderung, die das Kriegsgeschehen mit sich bringt. Graces Tod ist keine Privatsache, er steht in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Der Film beschränkt sich klugerweise auf das Schicksal dieser einen Familie und sehr gut besetzten Kinderrollen. Trotzdem kann er als stellvertretend angesehen werden für das böse Erwachen einer ganzen Nation, die erst spät erfahren hat, dass die „Beweise“ für irakische Atomwaffen falsch waren. Damit hat keine akute Bedrohung bestanden, die den Angriffskrieg auf den Irak gerechtfertigt hätte. Auch wenn der Film die private Ebene nie verlässt und es vermeidet, die Trauer politisch auszuschlachten, bezieht er indirekt doch Position. Allein der Titel ist doppeldeutig. Grace ist zum einen ein Frauenname, das Wort hat aber viele Bedeutungen, darunter: Anmut, Anstand, Güte, Wohlwollen und Würde. Im Religiösen steht es für die göttliche Gnade. All das ist verloren, wenn es heißt: „Grace Is Gone“. Die sensible Filmmusik schrieb Clint Eastwood.


Helga Fitzner - red / 3. September 2008
ID 3975
Grace Is Gone
Regie:James C. Strouse
Länge:85 (Min)
Verleih:Central Film
Startdatum:28.08.2008
Produktionsort/- jahr:USA 2007
FSK: 12

Hauptdarsteller: John Cusack, Doug Dearth, Alessandro Nivola, Gracie Bednarczyk, Shélan O'Keefe

Weitere Infos siehe auch: http://www.graceisgone-themovie.com/





 

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