Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Rezension


Filmstart: 22. September 2011

Attack the Block (Großbritannien 2011)

Drehbuch und Regie: Joe Cornish


Bissig sind in Joe Cornishs Sci-Fi-Horrorkomödie nicht nur die Aliens, sondern auch die Dialoge. Alles fängt ganz „normal“ an. Die Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker) hat eine Wohnung im Süden Londons bezogen, mitten im sozialen Brennpunkt der Hochhaussiedlungen. Das bekommt sie auch zu spüren, als sie abends auf dem Nachhauseweg von einer bewaffneten Jugendgang überfallen wird. Die Gang lässt aber von ihr ab, als plötzlich ein Feuerball explodiert und ein einzelner Alien vom Himmel fällt. Die Jungs jagen und töten das Wesen. Stolzerfüllt schleppen sie den Kadaver in den „Block“, in ihr Hochhaus. Zwei der wenigen Erwachsenen, zu denen sie Kontakt halten, sind Dauerkiffer Ron (Nick Frost) und der größenwahnsinnige Drogendealer Hi-Hatz (Jumayn Hunter). Aber die sind keine Hilfe, als die Lage ernst wird und noch viel mehr Aliens kommen und den Block angreifen. Als es die ersten Todesopfer zu beklagen gibt, hilft aufgrund der Notlage einzig die Krankenschwester Sam, die kurze Zeit vorher noch das Opfer der Gang war. Sie versorgt Wunden, so gut es ohne Krankenhaus möglich ist. Und sie setzt sich, zunächst gezwungenermaßen, mit den Jugendlichen auseinander, denn alleine hätte keiner eine Überlebenschance. Um den Block vor den Aliens zu schützen, reichen Gewalt und die Fähigkeit zu töten nicht aus, dafür hätten die „Vorbilder“ im Block gereicht. Aber die Jugendlichen, allen voran ihr Anführer Moses (John Boyega), müssen klug sein, vorausschauend, besonnen, schnell und mutig. Vor allem aber müssen sie in einer Weise zusammenhalten und über sich hinauswachsen, wie das noch nie zuvor nötig war. Es geht nicht nur um den Block, sondern darum, die ganze Erde vor der Invasion von Aliens zu schützen und die Jugendlichen sind die Einzigen, die sich der drohenden Gefahr bewusst sind und handeln müssen, bevor es zu spät ist.


Ausgerechnet Moses (John Boyega) und seine Gang müssen die Menschheit vor Aliens retten © Capelight Pictures


„Attack the Block“ ist Jugenddrama, Science-Fiction, Horrorfilm, Sozialdrama und Komödie in einem und das in einer gelungenen Mischung. Für Drehbuch und Regie zeichnet sich Joe Cornish verantwortlich, der in Großbritannien ein berühmter Comedian ist. Das ist auch der Grund, warum der Film trotz aller sozialkritischen und Thrillerelemente eine Komödie ist. Cornish hat ein untrügliches Gespür dafür, die Komik aus den ungewöhnlichen Situationen herauszuarbeiten. Allein die Idee ist genial, die Rettung der Menschheit in die Hände von kriminellen, bildungsfernen Jugendlichen zu legen. Sind sie doch selbst die „Aliens“ und Ausgegrenzten unserer Gesellschaft. Sie verteidigen ihren Block zunächst so, als sei es ein Videospiel. Die Kameraführung beschönigt nichts. Da ist der schreckliche Aufzug, den man nicht einmal im Schutzanzug betreten möchte, die unwirtlichen Korridore, die Außenbereiche aus Beton, das ganze, fast lebensfeindliche Umfeld. Aber die Jugendlichen kämpfen darum, denn es ist die einzige „Welt“ , die sie haben. Die meisten Erwachsenen bekommen nichts auf die Reihe, die Polizei peilt auch nichts und jagt sogar die Falschen. Cornish führt uns die Absurdität der Lebensumstände dieser Schicht vor Augen und unser Versagen als Gesellschaft. Durch das Lachen aber versüßt er uns das Schlucken dieser an sich recht bitteren Pille.

Der Film entstand zu der Zeit als die Studentenproteste gegen die Erhöhung der Studiengebühren in Großbritannien zu Jugendkrawallen ausarteten und viele Ursachenforscher auf den Plan riefen. Viel gebracht, scheint das noch nicht zu haben. Auf die Gewalt wurde überwiegend mit staatlicher Gegengewalt reagiert. Cornish hat das Drehbuch aus Sicht der Krankenschwester Sam geschrieben, die stellvertretend für uns „normale“ Bürger steht. Sie spiegelt aber die Froschperspektive der Jugendlichen wider, die ganz andere Verhaltensmuster und Wahrnehmungen haben. Jeder ist zunächst eine Insel, seien es die Jugendlichen, die Krankenschwester, der Kiffer oder der Drogendealer. Am Ende überleben nur die, die anpassungsfähig sind, Allianzen auch mit ehemaligen Gegnern bilden können und zu gemeinschaftlichem Handeln in der Lage sind. Cornish sorgt dafür, dass es dabei viel zu schmunzeln und zu lachen gibt.


Helga Fitzner - 24. September 2011
ID 5400

Weitere Infos siehe auch: http://www.attacktheblock-film.de


E-Mail an Helga Fitzner



 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)