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ACHTUNG BERLIN | 19. - 26. April 2017

Ausgewählte Filme (1)

MILLENNIALS /
HARD & UGLY



Neben dem Bezugspunkt Berlin gaben die Beiträge des 13. ACHTUNG BERLIN new berlin film award auch wieder einen guten Überblick über alternative Produktionsweisen und Finanzierungsmöglichkeiten jenseits der öffentlichen Film-Fördertöpfe. „Berlin Independent“ heißt dann auch eine der Nebensektionen, in der laut Festivalkatalog Spielfilme präsentiert werden, „die sich vom Mainstream deutlich abheben und formal durch eine eigene Handschrift auszeichnen, Mut beweisen und damit neue Perspektiven auf den deutschen Film eröffnen.“ Eine relativ repräsentative Werksschau des neuen deutschen Kinos aus Berlin als Ergänzung zum Spielfilmwettbewerb.


Hard & Ugly oder Millennials heißen diese typischen Berlinfilme, in denen die Stadt als erweiterte Kulisse immer mit präsent ist.

* *

Im Wettbewerbsbeitrag Millennials von der jungen Regisseurin Jana Bürgelin spielt Berlin als Kulisse aber eher eine untergeordnete Rolle. Der Generationenstreifen über die heute mittezwanzig- bis mittedreißigjährigen Großstädter könnte auch in jeder anderen europäischen Metropole so oder so ähnlich laufen. Die Regisseurin lässt ihren Film dann auch konsequent in der Nacht spielen. Sie hat sich dazu zwei Menschen aus der breit gestreuten Kreativszene Berlins als Hauptprotagonisten gewählt.

Für die Regisseurin Anne, gespielt von Anne Zohra Berrached (selbst erfolgreiche Regisseurin von Filmen wie 24 Wochen), läuft es karrieremäßig eigentlich ganz gut. Nur ein unerfüllter Kinderwunsch lässt der Mitdreißigerin keine Ruhe. Aber der geeignete Partner ist nicht in Sicht. So lässt sie ihre Fruchtbarkeit untersuchen, geht zur Lippenkosmetik oder spielt die Babysitterin für eine Bekannte. Der Wunsch schwanger zu werden, beherrscht sogar ihre filmische Arbeit. Die Kamera begleitet Anne fast dokumentarisch zu Probendrehs, auf Partys mit Freunden, ins Kosmetikstudio oder zu einer Filmpremiere. Letztendlich entscheidet sie sich dazu, ihre Eizellen einfrieren zu lassen.

Ein guter Freund Annas, der Fotograf Leo (Leonel Dietsche), steckt ebenfalls in einer Sinnkrise. Er ist erst vor kurzem wegen seiner Partnerin nach Berlin gezogen. Aber die plötzliche Nähe bekommt der Beziehung auf Dauer nicht gut. Nebenbei versucht Leo noch relativ erfolglos seine Fotografien bei Galerien und Zeitschriften unterzubringen. Die Ergebnisse einer gemeinsamen, recht betrunkenen Fotosession mit einem Freund vom Theater stellt dieser schließlich selbst in einer Galerie aus, ohne dass Leo davon profitieren kann. Die Frustration treibt den ziellosen jungen Mann bei endlosen Fahrten durch die Berliner Nacht in Tabeldancebars und zu Straßenprostituierten.

Die dunkel-melancholische Grundstimmung des Films wird noch durch den emotional aufgeladenen Soundtrack aus Klaviermusik von Chopin und minimalistischer Technomusik verstärkt. Die Darstellung der Ruhelosigkeit einer Generation zwischen beruflicher Selbstverwirklichung und der Suche nach dem ganz persönlichen Glück kann durchaus überzeugen. Nebenbei vermittelt Jana Bürgelins Film auch noch recht gut die geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Sichtweisen auf Lebenssinn und Glücksanspruch.



Bewertung:    



Dagegen ist Hard & Ugly (Berlin Independent) schon eher eine launige Liebeskomödie. Fitnesstrainer Et (Volksbühnenschauspieler Patrick Güldenberg) wird von seinem sonst recht anhänglichen süddeutschen Chefpärchen (Maximilian Gehrlinger und Nadine Karbacher) nahegelegt eine Pause einzulegen. Er passe nicht so recht ins Geschäftskonzept und wird deswegen kurzerhand gefeuert. Nicht viel besser ergeht es Carla (Kristin Becker), die von ihrem Verlobten kurz vor der Hochzeit vor die Tür gesetzt wird. Carla rettet Et vor dem Sprung von der Brücke und streift eine kurze Zeit mit ihm durch die Cafés und Clubs der Stadt, bis sich die beiden wieder aus den Augen verlieren.

Vom kluge Ratschläge gebenden Chefpärchen und einer Kollegin (Alina Adam) verfolgt, begibt sich Et auf die Suche nach Carla, die sich mit einem Arnold-Schwarzenegger-Verschnitt (Martin Bergmann) eingelassen hat. Auch hier lernen wir junge Leute kennen, die beruflich gerade nicht immer das machen, was ihnen eigentlich so vorschwebt. Verhinderte Theater- und LebenskünstlerInnen immer auf dem Sprung zur nächsten Performance oder vor die nächste U-Bahn. Berlin ist Hard & Ugly, wie schon ein Theaterstück des Regisseurs Malte Wirtz im Berliner HAU hieß, das er nun mit Hang zum trockenen Wortwitz und spontanen Slapstick verfilmt hat.

Auch die Film- und Theaterbranche selbst kommt hier nicht allzu gut bei weg. Als chaotische Lebensratgeberin lässt Carlas Mutter (Ria Schindler) die Macher eines kleinen Lokalsenders verzweifeln. Leider verfügt Et auf seiner Suche nach Carla nicht über einen geeigneten Schutzengel an seiner Seite, was die in Schwarz-Weiß und auch leicht überdrehte Beziehungskomödie, die zudem noch durch animierte Zwischenbilder von Pauline Flory auffällt, recht abrupt und offen enden lässt.



Bewertung:    



Hard & Ugly | (C) deja vu filmverleih

Stefan Bock - 27. April 2017
ID 9991
Weitere Infos siehe auch: http://achtungberlin.de


Post an Stefan Bock

blog.theater-nachtgedanken.de



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