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Ungarn: Volksaufstand in Budapest, 23. Oktober 2006

Der ehemalige Spitzen-Diplomat Ungarns hätte kaum falscher liegen können – und am späten Abend des 23. Oktober bat er sogar um Entschuldigung für seine falsche Einschätzung der Lage. Er hatte einen von Auseinandersetzungen freien Jubiläumstag der ungarischen Revolte von 1956 erwartet – doch das Gegenteil war der Fall. „Diese Brutalität von Seiten der Polizei hätte ich niemals erwartet“, kommentierte er das Geschehen.

In der Tat, was die Polizei in Budapest am 23. Oktober vorführte, war ein Meisterstück totalitärer Staats-Präsenz und hatte den Anstrich eines kommunistischen Regimes. Zum Beispiel am Ferenc Deak-Platz am späten Nachmittag. Dort befeuerten die Kräfte die bis dahin nur drohenden Demonstranten mit Tränengas-Granaten. Als die Oppositions-Anhänger drei Fahrzeuge einer Ausstellung zum 50. Jubiläum des Aufstands gegen die sowjetische Besatzung in Gang brachten – darunter ein Panzer – eskalierte die Situation. Noch dazu, weil Tausende friedlicher Demonstranten zu diesem Zeitpunkt in Bewegung waren und sich auf die Konfrontation zwischen Polizei und Protestierenden zu bewegten. Die Polizei feuerte hunderte von Metern weit wahllos in eine Menschenmenge mit Alten Menschen und Kindern, ehe Panik ausbrach – weil eine Formation von 12 Pferden durch die Menge galoppierte, die Reiter mit emporgereckten Schlagstöcken. Die Pferde rissen einen Spalt in die Menge, die Polizei feuerte unterdessen weiter mit den Tränengas-Granaten auf die Hauptstraße, aber auch in die Nebenstraßen, in denen die – überwiegend friedlichen – Demonstranten Zuflucht suchten.

„Sagen Sie den Menschen in Deutschland, dass wir uns dieses hier niemals hätten vorstellen können“, kommentierte ein Demonstrant später bei der Einweihung des zentralen Erinnerungsdenkmals für die Aufständischen von 1956. Dann drehte er sich um und skandierte zusammen mit Hunderten von Oppositionsanhängern: „Diktator! Diktator!“ Auch die Vertreter der Presse wurden Zeuge diktatorischer Einschüchterungspolitik. Als eine Gruppe akkreditierter Journalisten am Abend einen Ort der Auseinandersetzung inspizierte – mit Erlaubnis der Polizei – wurde sie von anderen Polizisten zunächst weggedrängt, dann beleidigt. Eine ungarische Kollegin – die eine Formation von drohenden Polizisten fotografierte – wurde von einem Polizisten auf das Übelste persönlich beleidigt und eingeschüchtert. Ein Polizist ließ sich mit den Worten vernehmen, er habe keine Lust, mit seinem Gesicht im Internet zu kursieren. Er wird wissen, warum er darauf keine Lust hat. Denn für die ungarische Regierung dürfte es durchaus zum Problem werden, wenn dieses Ausmaß der polizeilichen Gewalt gegen eine Demonstration an einem staatlichen Feiertag zum Bestandteil der öffentlichen Diskussion werden sollte.



Tim Farin - Büro für Stilsicherheit, 24. Oktober 2006
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Tim Farin
Büro für Stilsicherheit

Konradstraße 14
50937 Köln
0178 274 1502

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