Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Extras und Specials
Pressemeldung 12. Juni 2004

11. Internationaler Comic-Salon Erlangen

Max und Moritz-Preis
www.comic-salon.de

Anläßlich des 11. Internationalen Comic-Salon fand am Abend des 12. Juni 2004 die Preisverleihung des Max und Moritz-Preises statt. Der traditionsreichste und angesehenste Preis in der deutschsprachigen Comic-Landschaft wurde im Rahmen einer großen Gala im Markgrafentheater der Stadt Erlangen verliehen. 1984 anlässlich des ersten Salons ins Leben gerufen und von Anfang an von Bulls Press, Frankfurt, gestiftet, würdigte die Jury bereits zum elften Mal herausragende Künstler, bestärkte verdienstvolle Verlagsarbeit und zeichnete junge Nachwuchstalente aus.
In diesem Jahr wurden mit dem Max und Moritz-Preis prämiert:
In der Kategorie:

Bester Comicstrip, deutschsprachig oder international "Strizz" von Volker Reiche

In der Laudatio heißt es: "Zwischen Underground und Industrie pendelnd bewegt sich Volker Reiche jetzt seit 35 Jahren durch die deutsche Comicszene. Er arbeitete für die Satirezeitschrift "Pardon" und für den Disney-Konzern, zeichnete die eigene, inzwischen legendäre Figur "Willi Wiedehopf" und arbeitet sich seit fast 20 Jahren an "Mecki", dem Maskottchen der Programmzeitschrift "Hör Zu" ab. Aber erst jetzt, seit dem 21. Mai 2002 hat Volker Reiche wohl seine ureigenste Geschichte erzählt. An diesem Tag debütierte in der FAZ der Strip "Strizz", für den die Bezeichnung "ein deutscher Doonesbury" wohl keine Übertreibung ist. Aus dem Alttag des Büroangestellten Strizz entwickelt Reiche seine Geschichten, bevölkerte sein Universum mit einer schrägen und komischen Familie und erzählt so ganz nebebei, wie es zugeht, in diesem Land im neuen Jahrtausend. Das ist manchmal sehr warmherzig, manchmal überaus zynisch, aber immer unterhaltsam. Und wie bei seinem Vorbild Gary Trudeau darf man auch bei Volker Reiche mit dem Unerwarteten rechnen. Wer weiß schon, wen Reiche aus seinem kleinem Universum mal umnietet? Der Preis für den besten auf deutsch erscheinenden Comicstrip geht an Volker Reiche."
In der Kategorie:

Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Ulf K.

In der Laudatio heißt es: "Ulf K. arbeitet gegen den Zeitgeist. In einer Phase geschwätziger Sprechblasen schenkt er dem Leser die Stille der Wortlosigkeit. In einer Epoche technoider und digitaler Hysterie greift er auf die Romantik zurück und bedient sich aus ihrem träumerischen aber auch alptraumhaften Fundus. Sein ebenso lakonischer wie zärtlicher Strich entfaltet Atmosphäre und bringt - meist kurze - Geschichten auf den Punkt. Ulf K. trägt - selten genug in diesem Medium - Poesie in den Comic Strip. Poesie, die den Leser in den Urlaub vom Werktag schickt, ohne den Alltag aus dem Blick zu verlieren."
In der Kategorie:

Beste deutschsprachige Comic-Publikation - Eigenpublikation

Hier zeichnet die Jury gleich zwei herausragende Werke aus.

"Held" von Flix - Carlsen Comics

Die Laudatio: "Held" von Flix ist eine große Ausnahmeerscheinung in den Comic-Publikationen der letzten Jahre. Hier findet sich nicht nur eine wirklich originelle und unverbrauchte Idee - nämlich eine autobiographische Comic-Erzählung, die nicht beim aktuellen Alter des Autors endet, sondern sein zukünftiges Leben darüber hinaus dazu erfindet; Nicht nur ein großes grafisches Talent, das mit sparsamen Mitteln viel zu erreichen mit humorvollen Zeichnungen auch Ernsthaftes darzustellen weiß; Nein, neben all dem findet sich vor allem auch ein großes erzählerisches Talent, dass den Leser in eine Welt zieht, die mit Humor und Augenzwinkern eigene Schwächen der Vergangenheit sowie eine durchaus denkbare mögliche Zukunft unserer Gesellschaft vorführt und dabei vor allem eines schafft: das Herz des Hineingezogenen zu erreichen und ihn tief zu involvieren in das Schicksal seines Protagonisten. Zweifellos eine große Leistung, zweifellos einen "Max und Moritz" Preis wert."

"Leviathan" von Jens Harder - éditions de l'AN 2

Aus der Laudatio: "Jens Harders "Leviathan" ist in jeder Hinsicht grenzüberschreitend. Zunächst ist es ein Buch in vier Sprachen, darunter Deutsch, von einem muttersprachlich deutschen Künstler, das in einem französischen Verlag erschien. Dann bedient es sich des Mythos vom monströsen Wasserwesen als Menetekel der Zivilisations-Katastrophe. Und der Mythos wirkt in allen Kulturen. Schließlich vereint es Stilformen vom mittelalterlichen Stich zur aktuellen Comic-Expression. Und es fordert vom Leser, die Grenzen seiner manchmal engen Stirn in die Offenheit von Lektüre-Lust zu transzendieren."
In der Kategorie:

Beste deutschsprachige Comic-Publikation, Import

"Persepolis" von Marjane Satrapi, Edition Moderne

Aus der Laudatio: "Noch nie hatten wir einen Max-und-Moritz-Preisträger aus dieser Region der Welt: Marjane Satrapi arbeitet in Frankreich, doch ihre Heimat ist der Iran. Als Jugendliche, einige Jahre nach der Islamischen Revolution, wurde sie von ihren Eltern außer Landes gebracht, um die junge Marjane der Repression durch das Mullah-Regime zu entziehen. Doch geblieben sind Marjane Satrapi ihre Erinnerungen an die prägenden Jahre als Mädchen im Iran, an düstere Erlebnisse wie niedergeknüppelte Demonstrationen und gefolterte Verwandte, an Schleiergebot und politische Morde, aber auch an ein Land, dessen Menschen mit Zähigkeit und Courage ihre eigenen Werte verteidigen. Marjane Satrapi entstammt einer alten Prinzenfamilie, die unter dem Schah entmachtet wurde. Ihr Vater begab sich aber auch in Opposition zum neuen Regiment unter Khomeini. Und in "Persepolis", dessen erste beide Folgen im Frühjahr auf deutsch erschienen sind, erzählt Marjane Satrapi über ihr junges Leben unter diesen Bedingungen: unsentimental und originell, wie es nur aus dem Blickwinkel eines Kindes geschehen kann, das sich für die große Geschichte nicht interessiert, dafür aber umso mehr für die kleinen individuellen Dramen ihrer Freunde und Verwandten. Und das alles tut sie in einem wunderbar schlichten Zeichenstil, der diese kindliche Perspektive bis in die Blickwinkel hinein deutlich macht. "Persepolis" ist ein Meisterwerk der Narration und Komposition, das noch mehr als den Max-und-Moritz-Preis Leser verdient: je mehr, je besser."
In der Kategorie:

Beste deutschsprachige Comic-Publikation für Kinder und Jugendliche

"W.I.T.C.H" Egmont vgs/Egmont Ehapa

In der Laudatio heißt es: "Witch" ist ungewöhnlich. Ungewöhnlich für ein Jugendcomic und ungewöhnlich vor allem für ein Comic aus der westlichen Hemisphäre. Denn "Witch" verbindet eine originelle, ernsthafte und auch menschliche Story mit brillanten, verspielten und unglaublich detailreichen Zeichnungen, die - nicht nur - den jugendlichen Leser faszinieren und in eine Welt transportieren, wo Magie möglich ist. Für Disney erfunden, und - wie die mittlerweile zu neuen Ufern aufgebrochenen Kreatoren gerne zugeben - an japanische Mädchen-Manga angelehnt, ist "Witch" dennoch weder noch, weder typische Disney-Massenware noch ein - automatisch zum Scheitern verurteilter - sklavischer Klon japanischer Erfolge. Nein, "Witch" ist einfach ein gut gemachter, schön anzusehender und alles andere als dummer Comic speziell für ein junges Publikum. Und damit eigentlich ziemlich außergewöhnlich..."
In der Kategorie:

Bester internationaler Szenarist

Joann Sfar

Die Laudatio: "Dieser Preisträger ist jünger als alle Juroren, aber er hat in seiner noch kurzen Lebensspanne schon mehr geschrieben als alle zusammen - und mehr als die meisten seiner Kollegen ohnehin. Seit er als Mittzwanziger 1997 mit einem Szenaristenpreis in Angoulême ausgezeichnet worden ist, hat er etwa vierzig weitere Alben geschrieben, davon gut die Hälfte auch noch selbst gezeichnet und zudem Zeit gefunden, um mehrere Kinderbücher zu verfassen und - gerade ist der erste Band erschienen - einen dreiteiligen Fantasy-Romanzyklus zu konzipieren. Niemand in seinem Metier ist produktiver - und niemand ist besser. Auf deutsch kann man sich seit dieser Woche gleich zweifach davon überzeugen, denn mit "Die Katze des Rabbiners" und "Professor Bell" sind nun nach den hierzulande schon länger erhältlichen Serien "Donjon" und "Merlin" zwei veritable Meisterwerke des mittlerweile dreiundreißigjährigen Franzosen erhältlich. Der Max-und-Moritz-Preis wird hoffentlich dazu beitragen, dass nun weitere sensationelle Arbeiten wie "Petit Vampire" und "Grand Vampire" ihren Weg über die Sprachgrenze finden, von "La fille du professeur" oder der bislang sechsteiligen Heftserie "Pascin" ganz zu schweigen. Wir ehren als besten internationalen Szenaristen den Erben der großen Meister René Goscinny, Michel Regnier und Jean-Michel Charlier: ihren Landmann Joann Sfar.
In der Kategorie:

Spezialpreis der Jury

"36 Ansichten des Eiffelturms" - Salleck Publications

Schon die Publikation verdient Preisung. Denn künstlerische Ausnahme-Projekte verkaufen sich auf dem deutschen Comic-Markt nicht gut. Und André Juillards Bildband "36 Ansichten des Eiffelsturms" ist so ein Ausnahmeprojekt. Das Wahrzeichen von Paris als Meditation über Blicke und Perspektiven in Öl, Aquarell und Kreide. Statik, die anfängt, Geschichten zu träumen. Der Realist der Bande Dessineé hat in der Tradition von Hokusai Momente eingefangen und Zeit durch Variationen eines Themas in Gang gesetzt. Entstanden ist ein delikates Künstlerbuch. Daß das deutsche Lesepublikum genussvoll darin blättern darf, ist Salleck Publications zu danken. Die Jury dankt mit dem diesjährigen Spezialpreis.

Sonderpreis für ein Lebenswerk

Albert Uderzo

Die Laudatio anlässlich der Preisverleihung
"Wir ehren heute abend einen Familienvater, der auf eine stattliche Kinderschar zurückblicken kann, die aus seiner Vermählung mit zwei wunderschönen Musen entstanden sind: mit der amerikanischen und mit der französischen Comictradition. Albert Uderzo ist bei Walt Disney in die Lehre gegangen, ohne jemals den Boden der Vereinigten Staaten betreten zu haben, und seine Liebe zur Tradition des Comicstrips ging soweit, dass er seinen Vornamen in den späten vierziger Jahren zu "Al" amerikanisierte. Seinem ersten Sohn, dem napoleonischen Soldaten Clopinard, der Uderzo als Achtzehnjährigem 1945 den Sieg in einem Zeichnerwettbewerb eintrug, sieht man dieses amerikanische Erbteil an, und Gleiches gilt auch für Clopinards Geschwister Arys Buck, den Prinzen Rollin oder Belloy, den unverwundbaren Ritter, dessen Physiognomie als Verschmelzung der Superheldenanatomie eines Jack Kirby mit den Gesichtern eines Al Capp daherkommt. Und doch ist es gerade dieser Belloy, der als erstes Kind von Uderzo die spezifische Kunst seiner Linienführung erkennen lässt: jenen federleichten Tuschetanz des Pinsels, der durch den vollendeten Schwung der französischen Muse von Albert Uderzo jenes Meisterwerke ermöglichte, das die transatlantisch-graphische Partnerschaft auch inhaltlich beschwört: Der amerikanische Ureinwohner Umpah-Pah trifft auf den französischen Offizier Hubert von Täne. Die zweite wichtige Serie jener Jahre, Michel Tanguy, trägt in deutscher Übersetzung gleichfalls einen zweisprachigen Namen: Mick Tanguy nämlich. Diese erfolgreichen Figuren aber, für die Uderzo von den beiden Altmeistern der Szenaristenkunst, Jean Michel Charlier und René Goscinny, mit Vorlagen beliefert wurde, bekamen 1959 noch ein Brüderchen, das schon dadurch als wahrer Liebling seines Vaters ausgewiesen war, dass er, obwohl Letztgeborener, in der chronologischen Reihung der Kinder das älteste war: "Wir schreiben das Jahr 50 vor Christus..."- Dieser kleine Flegel, der sich so gerne mit Größeren herumschlägt, ist im nunmehr fünften Lebensjahrzehnt zur bekanntesten französischen Comicfigur herangewachsen. Und um die Detailfreude, die Uderzo in seinen Bildern dieses Helden walten lässt, um den Stab an Nebenfiguren, die er und Goscinny ihm beigesellt haben, um den graphischen Anspielungsreichtum, der die mittlerweile mehr als dreißig Abenteuer prägt - um all das ist Albert Uderzo nur zu beneiden. Und wir sind es nicht minder, denn wir dürfen seit nunmehr 45 Jahren dabei zusehen, wie Comicgeschichte geschrieben wird: als große ästhetische Vermittlung zwischen den beiden westlichen Comictraditionen. Ave, Albertus Uderzus, delectari te salutant."

Pressemeldung 12. Juni 2004

Die Jury im Jahr 2004

Bodo Birk, Leiter des Internationalen Comic-Salons Erlangen
Andrea Fiala de Ayerbe, Frankfurter Buchmesse
Lutz Göllner, Journalist, Berlin
Harald Havas, Comic-Experte und Journalist, Wien
Herbert Heinzelmann, Journalist und Medienwissenschaftler, Nürnberg
Andreas Platthaus, Journalist, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Suzanne Beck, Beisitzerin, Bulls Press, Frankfurt a.M.

Kontakt
Stadt Erlangen
Amt für Kultur und Freizeit
11. Int. Comic-Salon Erlange 2004
Gebbertstr. 1
D-91052 Erlangen
www.comic-salon.de

 



  Anzeigen:




EXTRA Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

ANTHOLOGIE

INTERVIEWS

KULTURSPAZIERGANG

MUSEEN IM CHECK

THEMEN


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)