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Ausstellung

Noch bis zum 29. März 2014 | Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen

DER HAMBURGER HAFEN IM NATIONALSOZIALISMUS: WIRTSCHAFT, ZWANGSARBEIT UND WIDERSTAND

Eine Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme


Buchcover zu Herbert Diercks, Der Hamburger Hafen im Nationalsozialismus – Wirtschaft, Zwangsarbeit und Wiederstand. Texte, Fotos und Dokumente zur Hafengeschichte



Die beeindruckende Ausstellung informiert durch historische Fotos und auf 48 informativen Texttafeln über die Folgen des Kriegsbeginns für die Hafenwirtschaft, für die Werften, den Flugzeugbau, die Erdölindustrie, die Affinerie und die Zinnwerke. Aufschlussreich und berührend sind die Zeitzeugen-Berichte, die auf die bedrückenden Umstände verweisen; unter ihnen befindet sich z.B. dieser:

"Ich war täglich mehrmals im KZ-Lager und habe dort mit eigenen Augen gesehen, wie die Häftlinge geschlagen und getreten worden sind von der SS und den Kapo-Männern. Habe einmal mit einem Wachposten gesprochen, der sagte mir, dass täglich ungefähr 10 starben. Das Essen war furchtbar. Es war nur Wassersuppe, mit etwas Kohl oder Rüben. Das Wasser hat im Sommer oft drei Tage gestanden und war somit ungenießbar. Habe einem Gefangenen mein Brot gegeben und wurde dabei überrascht von der Bewachung, da wurde mir gesagt, ob ich da auch rein will. Das Quartier der Häftlinge habe ich gesehen, sie haben auf dem Fußboden mit einer Decke geschlafen ohne Strohsack." (Bruno Grimm, von 1938 bis 1945 Schweißer bei Blohm + Voss. Quelle: Herbert Diercks, Der Hamburger Hafen im Nationalsozialismus.)

Bei der Ausstellungseröffnung der Sonderausstellung der KZ-Gedenkstätte am 25. 2. 2014 umriss Herbert Diercks (KZ-Gedenkstätte Neuengamme) detailliert die politischen und wirtschaftlichen Umstände:

Dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 folgte die systematische Ausrichtung der Hafenwirtschaft auf die Rüstungsproduktion, begleitet von einer propagandistischen Umwerbung der Arbeiter. Jede Opposition wurde 1933 verboten und Widerstand brutal unterdrückt. Dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937 folgte die Entwicklung gigantischer Hafenausbaupläne.

Die Zeichen eines drohenden Krieges waren im Frühjahr 1939 unübersehbar. Dazu gehörten im Februar 1939 der Stapellauf des Schlachtschiffs "Bismarck" auf der Werft Blohm & Voss in Anwesenheit Adolf Hitlers und im Mai 1939 die mit einer Truppenparade verbundene offizielle Begrüßung der aus Spanien zurückkehrenden "Legion Condor".

Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen der Zweite Weltkrieg. Mehrere Zehntausend Männer und Frauen aus den besetzten Ländern Europas mussten in den Hafenbetrieben Zwangsarbeit für die Kriegswirtschaft leisten.

Katharina Hertz-Eichenrode (Hamburg) verdeutlichte in ihrem Vortrag über Schuppen 43 und Dessauer Ufer-Zwangsarbeit im Hamburger Hafen, wie die forcierte Rüstungsproduktion während des Krieges nur noch durch den Masseneinsatz von Kriegsgefangenen und ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aufrechterhalten werden konnte. Zu Zehntausenden wurden junge Menschen aus nahezu ganz Europa nach Hamburg verschleppt und zur Arbeit gezwungen. Auf den Werften und in den Hafenbetrieben wurden außerdem in eigenen Außenlagern mehrere Tausend KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Sandra Wachtel beleuchtete anschließend in einem engagierten Vortag die Lebensleistung Lucy Borchardts: Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Richard Borchardts im Februar 1930 wurde Lucy Borchardt alleinige Eigentümerin und gleichzeitig Geschäftsführerin der Fairplay Dampfschiffs-Reederei in Hamburg. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam sie auf die Idee, dass eine Tätigkeit auf den Schiffen der Fairplay auch zur Beschäftigung und zur Umschulung (Hachschara) junger Juden genutzt werden konnten, um sie somit bei der Vorbereitung ihrer Ausreise nach Palästina zu unterstützen.
Christoph Gutknecht - 2. März 2014
ID 7640
Literaturhinweise:

Herbert Diercks, Der Hamburger Hafen im Nationalsozialismus – Wirtschaft, Zwangsarbeit und Wiederstand. Texte, Fotos und Dokumente zur Hafengeschichte. Hamburg 2008.

Ina Lorenz, "Lucy Borchardt", in: Kirsten Heinsohn: Das jüdische Hamburg. Ein historisches Nachschlagewerk. Wallstein Verlag, Göttingen 2006


Weitere Infos siehe auch: http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/?id=2536


Post an Prof. Dr. Christoph Gutknecht

http://www.christoph-gutknecht.de




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