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Rezensionen: 1 / 2 / 3

Rezension 3



Reich-Ranicki, Marcel

Mein Leben

Autobiographie
Gebunden Ausgabe: Stuttgart (Deutsche Verlags-Anstalt)
August 1999

565 Seiten
DM 48,80

 

Vom Leben weg zu Literatur

Nach eigenem Bekunden hat Reich-Ranicki sich auf Drängen von Angehörigen und Bekannten einer Pflicht entledigt, als er seine Autobiografie verfasste.
Erstmals stellt er Erlebnisse und Umstände des Überlebens im Warschauer Ghetto dar und dieser Wiederabruf traumatischer Erlebnisse war es wohl hauptsächlich, der ihm diese Arbeit lange Zeit alles andere als anstrebenswert erschienen ließ.
Der sprachliche Duktus des Buches entspricht fast durchgehend dem eines Vortrags, als wäre es zum Vorlesen konzipiert, was die Lektüre erfreulich kurzweilig macht, trotz der Länge von über 550 Seiten. Reich an Anekdoten, zeitgeschichtlich oft von großem Interesse, nicht stur an der Chronologie orientiert, sondern durchsetzt von Vorausschau und von Rückblicken verschafft einem der Erzählfluss eine große Anschaulichkeit.
Leider wird man von einigen sich allzu oft wiederholenden rhetorischen Figuren und inhaltlichen Parallelismen gelangweilt. (Es wäre schon kürzer gegangen!)

Inhaltlich zerfällt das Buch in zwei Teile.
Der bedeutsamere Teil ist derjenige, welcher dem Autor am meisten abgenötigt hat: Die Schilderung des Elternhauses, der Kindheit und Jugend, der Deportation, der Flucht aus dem Warschauer Ghetto, dem glücklichen Überleben bis zum Kriegsende und der erneuten Flucht aus dem mittlerweile stalinistischen Polen.
Danach geht es in der Hauptsache um Begegnungen mit meist bedeutsamen Schriftstellern und deren Werk, um die Arbeit v.a. bei der ZEIT und als Feuilleton-Chef der FAZ.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Reich-Ranicki nur noch seine Arbeit kommentiert, statt sein Erleben.
Thomas Mann, Wolfgang Koeppen, Günter Grass, Ulrike Meinhof, Lilli Palmer, Walter Jens, Gustaf Gründgens usw. - über alle erfahren wir etwas in diesem Buch, das lobenswerterweise mit einem Namensregister versehen ist, was Querlesern sehr zur Hilfe kommt.
Aber man kann es ruhig ganz lesen.

m.m. - red 02.06.2000



NEU ERSCHIENEN:

Marcel Reich-Ranicki
Mein Leben in Bildern.
Gebundene Ausgabe: Stuttgart (Deutsche V.-A.) 2000
288 Seiten
Marcel Reich-Ranicki / Golo Mann
Enthusiasten der Literatur. Ein Briefwechsel.
Gebundene Ausgabe: Frankfurt am Main (Fischer) 2000
291 Seiten
 
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© 2001 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
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