Literatur - spezial

Stoiber will Superduperminister werden

CSU-Chef beansprucht sämtliche Ressorts für sich

:: „Angela Merkel wird eine starke Kanzlerin unter … äh … mit mir an Ihrer Seite.“

Kein Versprecher wie jeder andere: Noch vor Bekanntgabe der anderen Minister der Union erläuterte Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber heute seine Pläne für eine Umgestaltung des Wirtschaftsministeriums.

Sie sind, gelinde gesagt, neuartig:

So will Stoiber zwar die unter seinen Vorgängern fusionierten Arbeits- und Wirtschaftsministerien wieder trennen, dafür aber das Innen-, Verteidigungs-, Familien-, Bildungs-, Agrar- und Verbraucherschutzministerium mit hinein nehmen.

„Wir dachten, in Bayern gehören Frauen und Kinder nicht in die Wirtschaft“, spottet ein SPD-Grande über das ungewöhnlich breit aufgestellte Ministerium, „aber wir freuen uns schon auf den ersten Auslandseinsatz deutscher Schweinezüchter.“

Nicht jeder glaubt, dass sich der designierte Superduperminister derart verzetteln werde. „Es ist sehr viel Macht in der Hand eines einzigen Mannes“, gibt ein CDU-Präsidiumsmitglied zu. „Aber dann ist wenigstens Ruhe im Karton.“

Durch die Überfülle an Aufgaben – von der Rettung angeschlagener Baukonzerne über die Durchsuchung frecher Zeitschriftenredaktionen bis hin zu eigenhändiger Erhöhung der Fortpflanzungsquote, des PISA-Platzes und der Anzahl gentechnisch veränderter Haferflocken im Morgenmüsli – wäre der bisher als reiner Querulanzfachmann bekannte Stoiber nämlich so stark eingebunden, dass er einem flotten Durchregieren „seiner“ Kanzlerin nicht länger im Wege stünde.

Diese Aufgabe, so war aus Stoibers Umgebung zu hören, überlasse er künftig gerne der SPD.



Sebastian Andrae, 14. Oktober 2005
Biografie Sebastian Andrae
Online-Anthologie: wisssen was weh tut

siehe auch:
http://www.sebastian-andrae.de/
SebAn1410@aol.com

 

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