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Ein paar gute Vorsätze zum Abgucken

:: Dies ist eine Zeit der fehlenden Werte, der Orientierungslosigkeit. Sicher, durch satellitengestützte Navigationssysteme ist es ein wenig besser geworden – doch allem Anschein nach wird der Mensch des freien Westens auch 2006 ohne wirkliche Richtung sein Dasein durchtaumeln, gleichzeitig gelähmt durch den Globalisierungsschock und elektrisiert durch unbegrenzte Möglichkeiten beim Schnäppchenkauf.

„Wissen, was weh tut“ befragte daher Leitbilder der modernen Kultur nach ihren Wünschen für das Fest und ihren guten Vorsätzen für das neue Jahr. Die Antworten machen betroffen, aber auch hoffnungsfroh. Die Umfrage ist allerdings nicht repräsentativ, da von 2000 befragten Prominenten 1981 nicht zurückgerufen haben.

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten und für 2006?

„Ich hoffe natürlich, dass Deutschland Weltmeister wird, habe aber auf den Geheimfavoriten Andorra gesetzt – schau’n Sie mal, ´ne Wahnsinnsquote…“ (Robert Hoyzer)

„Einen Slip.“ (Paris Hilton)

„Dass ich auch im hohen Alter noch fit und gelenkig bleibe.“ (Madonna)

„Ich denke, ich werde zunehmen, abnehmen, wieder zunehmen und ein- bis viermal heiraten.“ (Joschka Fischer)

„Sie glauben doch nicht, dass Sie 2006 eine Regierung ohne mich bilden können? Das glauben Sie doch nicht im Ernst??“ (Gerhard Schröder)

„Ich wünsche mir mehr Gerechtigkeit in Deutschland. Und eine neue Espressomaschine.“ (Oskar Lafontaine)

„Ich wünsche mir für 2006 ein ruhiges Appartement in der Stadt, in der ich den Großteil meiner Zeit verbringe – in Karlsruhe.“ (Josef Ackermann)

„Dass Daimler-Chrysler endlich die Zeichen der Zeit erkennt und Rover kauft.“ (Jürgen E. Schrempp)

„Friede auf Erden und so. Und überhaupt, das soll singen sein? Hört sich ja an wie auf einer Kamelzitze geblasen, nee, ehrlich, Du, geh nach Hause! Nächster…“ (Dieter Bohlen)

„Oh my God! Ich hoffe so sehr, dass mein Darling Pete endlich clean wird, damit er mir nicht immer den ganzen Stoff wegschnupft.“ (Kate Moss)

„Ich suche einen Swingerclub, in dem ich mal nicht in literarische Diskussionen verwickelt werde, sondern in etwas ganz anderes.“ (Michel Houellebecq)

„Ich werde ein Buch über mich selber schreiben. Es soll ‚Die Beatles’ heißen.“ (Benjamin v. Stuckrad-Barre)

„Ich will einen Film über Peter Jackson machen.“ (King Kong)

„Ein paar Rabattmarken, please.“ (Tony Blair)

„Eine Bombe, die nur Ungläubige auslöscht – also keine Angst, Mr. President!“ (Mahmud Ahmadinedschad)

„Dass meinen Interviewpartnern endlich Antworten einfallen. Und mir endlich Fragen.“ (Thomas Gottschalk)

„Dass meine Interviewpartner ruhig sind, während ich sie unterbreche.“ (Sarah Kuttner)

„Tränen in den Augen einer alten Dame zu sehen, wenn ich meinen Platz im Bus für sie räume. Oder wenn ich ihr ihren wegnehme, sobald die Kamera aus ist.“ (Johannes B. Kerner)

„Was aber ist das menschliche Wünschen anderes als der Versuch, in Zwiesprache mit dem göttlichen Willen zu treten? Hm ... eine elektrische Eisenbahn wäre toll.“ (Benedikt XVI.)



Sebastian Andrae © 20. Dezember 2005
Biografie Sebastian Andrae
Online-Anthologie: wisssen was weh tut

siehe auch:
http://www.sebastian-andrae.de/
SebAn1410@aol.com

 

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