Mephisto 2001 / 20. Oktober 2001
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Mephisto 2001:
Die Malerin Andrea Haufe
Mephisto 2001
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Zu den vornehmsten Aufgaben der Künstlermenschen gehört es, jenseits der Alltagsmechanismen und des profanen Treibens zu Entdeckungsreisen aufzubrechen und die zeitgenössische Kultur mit stets erfrischenden Denkansätzen und Sichtweisen zu bereichern. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Künstler außerhalb der Gesellschaft stehen und weltfremd sein müssen, denn sie leben in unserer Mitte und nutzen ihren Lebensmittelpunkt für Beobachtungen und künstlerische Kommentare.
Das Künstlerdasein birgt - aus verschiedensten Gründen - die Gefahr des Scheiterns, denn die mutige Entscheidung zum wahren und kompromisslosen Künstlerleben ist, unabhängig der erklärten oder nicht eingestandenen Ziele, immer ein Aufbruch auf abenteuerlichen und oft beschwerlichen Pfaden.
Dies lässt sich beispielsweise bei Reisebeschreibungen in die rätselhafte Welt des eigenen Ichs nachvollziehen. Doch auch phantastische Berichte, die vom Weg zu einem anderen Menschen erzählen oder Werke, die ein anderes Selbstverständnis von Zeit und Raum eröffnen, sind wertvolle Ergebnisse künstlerischen Ringens um die chamäleonhaften Aspekte der Wahrheit.
Im günstigsten Fall führt die Frucht künstlerischer Arbeit zunächst zu Irritationen, Widerspruch oder ganz einfach zu Zustimmung.
Der gefährlichste Feind von Kunst und Künstler ist die Ignoranz. Von den Oberflächlichkeiten der derzeit scheinbar dominanten Spaßgesellschaft, die von den Massenmedien suggeriert wird, soll hier nicht die Rede sein. Sondern von der gefährlichen Gleichgültigkeit derer, die es eigentlich besser wissen müssten.
Diskussionen über Kunst sind heutzutage immer auch Diskussionen über Geld. Über Geld, das die Künstler benötigen, aber meist nicht haben.
Immer häufiger verweisen Verantwortliche der öffentlichen Kulturverwaltungen entschuldigend auf die Sparzwänge und kürzen die Ausgaben bei den sogenannten
"freiwilligen" Aufgaben.
(Damit wird mangelnder politische Wille bzw. die Unfähigkeit kaschiert, denn für Kultur verausgaben sich die gewählten Vertreter unserer Bevölkerung allerhöchstens nur freiwillig).
Die Notwendigkeit von Kunst und Kultur gilt für die genannte Personengruppe offensichtlich nur im Zusammenhang mit Prestige-Gedanken: Von der Image-Pflege profitiert auch das wirtschaftliche Wohl einer Gemeinschaft.
Da schleichen sich Politiker verschiedenster Ebene aus der Verantwortung und hoffen auf Regulierung mittels den Prinzipien der Marktwirtschaft. Doch Kunst und Kultur entzieht sich einer monetären Bewertung.
Um so höher sind Mäzene zu loben, die in die Lücke springen und jene Kunst fördern, die nicht automatisch durch die selbstreinigenden Kräfte des Kommerz zu verkaufsträchtigen Sensationen hochgespült werden.
Christoph Müller (Geschäftsführender Vorstand Kultura e.V.) / Andrea Haufe (Künstlerin, diesjährige Mephisto-Preisträgerin) / Charles M. Varga (Kultura-Extra, Redaktionsleitung Köln)
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Mit dem Kunst- und Kulturpreis "Mephisto", der jährlich von Kultura e.V. verliehen wird, werden verdienstvolle Künstler geehrt. Neben der Würdigung ihrer künstlerischen Leistung soll mit der Preisverleihung nachhaltig auf das Wirken der jeweiligen Künstler hingewiesen werden.
Andrea Haufe und Charles M. Varga bei der Preisübergabe
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Mit der Kölner Kofferfabrik RIMOWA konnte die Redaktion von Kultura-Extra für den diesjährigen Mephisto einen sehr großzügigen Sponsoren gewinnen. Denn der Mephisto-Preis steht für bemerkenswerte Entwicklungen und vitale Phänomene unserer Kulturlandschaft. Aus diesem Grund hat sich die Tradition entwickelt, dass der Mephisto - anders als zum Beispiel bei glamourösen Filmpreisen - nicht eine ewig gleich aussehende Statuette ist, sondern ein entsprechend auf den Preisträger individuell zugeschnittener Preis.
Der diesjährigen Mephisto-Preisträgerin, Andrea Haufe, wurde der von RIMOWA gesponserte Preis in Form eines hochwertigen 3-teiligen Koffersets am 20.10.2001 im Tübinger Künstler-Café C 14 im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung überreicht.
Die Malerin Andrea Haufe ist mit den Koffern nun im wahrsten Sinne des Wortes eine Preis-Trägerin.
Die Form der Auszeichnung ist nicht zufällig - ebenso wenig zufällig war die Nominierung der Malerin für den Mephisto.
Andrea Haufe, 1953 in Freiburg/Breisgau geboren, war zuerst Tierpflegerin im Münchner Tierpark Hellabrunn, absolvierte ein Studium der Forstwissenschaften und der Germanistik in Freiburg und ist nach einer Buchhändlerlehre inzwischen auch als Verlegerin tätig.
Die Motive und Titel ihrer großflächigen Ölgemälde, die zumeist mit Spachteltechnik entstehen, deuten auf eine weitgereiste und weltoffene Künstlerpersönlichkeit. Und tatsächlich war sie mehrfach für längere Zeit in Brasilien, wo sie unter anderem auch als Szenenfotografin beim brasilianischen Jugendfilm tätig war.
Ihre Bilder faszinieren durch Schönheit, Klarheit und Eigentümlichkeit ihrer suggestiven Kraft. Auf der eigenen Web-Site www.haufe-collection.de präsentiert die virtuelle Galerie die Gemälde thematisch nach den Vier Elementen.
Geheimnisvoll phantastische Erscheinungen reizen unsere Sinne und bezaubern gleichermaßen sowohl Gedanken als auch Gefühle, oder verwirren durch
Auch das uns scheinbar Vertraute gewinnt durch einen Perspektivwechsel an überraschenden Aspekten.
Andrea Haufe war erfreut und überrascht, als sie von der Nominierung erfuhr. Als sie staunend den dreiteiligen Mephisto in Empfang nahm, galt eine Bemerkung nicht nur auf die Großzügigkeit des Sponsoren RIMOWA: "Da weiß ich kaum, was ich außer einem großen Dankeschön noch sagen soll. Dass ausgerechnet ich unter Tausenden von möglichen Künstlern diese Ehrung erfahre, ehrt mich sehr."
Und richtig: Eine ganze Reihe von Künstlern arbeitet so engagiert und erfolgreich, dass sich eine Vielzahl von Kandidaten für den Mephisto empfehlen würden.
Haufes Wirken verdient jedoch doppelte Beachtung, weil es in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich ist. Zwar sagt sie von den Bildern selbst: "Ich versuche, positive Motivationen zu schaffen, und sei es nur flüchtig, positive Gefühle mitzugeben. Ich glaube immer mehr, dass man bei den Kindern beginnen muss. Sie und die Tiere sind die wehrlosesten Geschöpfe, denen meine Hilfe gilt."
Damit ist die Andrea-Haufe-Stiftung angesprochen. Die gesamten Einnahmen aus der erfolgreichen Malertätigkeit der Künstlerin fließt in die genannte Stiftung, mit der bereits ein Heimprojekt für Straßenkinder in Brasilien finanziert wird.
HENK: Volkmar Mühleis (Autor und Sänger) und Jochen Pfender (Gitarre)
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Für den musikalischen Höhepunkt des Mephisto-Abends sorgte die Musikgruppe Henk.
Das musikalische Sahnehäubchen, welches diesmal als Duo eigens für die Preisverleihung aus Brüssel und Bonn anreiste, nennt sich Henk. Die zart-wilde Poesie der sehr intimen Texte, vorgetragen von Autor und Sänger Volkmar Mühleis, wurde mit der elektrischen Gitarrenbegleitung von Jochen Pfender zu einem interessanten Beitrag. Die beiden Musiker erarbeiten den musikalischen Stoff derzeit für eine Gruppe mit klassischer Rockband-Besetzung. Die Kostproben ihres Könnens machen neugierig auf mehr. Infos zu den Musikern über: jochen@lobster-bob.com oder muehleis@infonie.be
(v.-red.) - 29. Oktober 2001
siehe auch:
MEPHISTO - Zur Geschichte des Kunst- und Kulturpreis
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