Literatur - spezial

„Kalif von Köln“ in Erdloch aufgespürt

Verwechslung mit ebenfalls flüchtigem NRW-Innenminister ausgeschlossen

:: Grandioser Fahndungserfolg für die Kölner Polizei: Der als „Kalif von Köln“ bekannte Metin Kaplan wurde am Montag in einem Erdloch in der Nähe seiner Wohnung im Stadtteil Chorweiler gefunden.

„Sein Turban ragte etwa 5 cm über die Erdoberfläche hinaus“, so ein Polizeisprecher, „obwohl Herr Kaplan ziemlich klein ist, kamen er und seine Helfershelfer wohl in der Eile nicht mehr dazu, tiefer zu graben.“

Dass es sich bei dem Versteck um einen Spielplatz handelte, hätte die Ergreifung beinahe verhindert. Kinder unterschiedlicher Glaubensrichtungen hatten den radikalen Islamisten bereits fast vollständig eingebuddelt: „Er schien geradezu erleichtert, dass wir ihn festnehmen.“

Kaplan wurde sofort auf die Polizeiwache gebracht, wo man ihn seit seiner Flucht am Freitag bereits sehnsüchtig erwartete. „Wir haben sofort die Fatwa gegen ihn verhängt oder wie das Ding heißt, das sich muslimische Frauen überziehen müssen“, sagte der zuständige Oberwachtmeister Dimpflmoser, „damit er nicht auf der Straße erkannt und zur Rechenschaft gezogen wird. Zum Beispiel von uns.“

Der Verhaftung vorausgegangen war eine Serie von Fehlurteilen und Fahndungspannen, die demnächst von Max Schautzer in der ARD präsentiert werden soll. Hintergrund ist ein „Heiliger Krieg“ zwischen dem Oberverwaltungsgericht Münster, bei dem überwiegend Sunniten arbeiten, und dem Amtsgericht Köln, fast ausschließlich mit Schiiten besetzt. Beide Gerichte hätten jeweils die Urteile des anderen aufgehoben, so dass Kaplan am Ende lediglich eine Abschiebung nach Castrop-Rauxel mit der Bahncard 25 drohte.

Nach Kaplans Verschwinden hatte Robert Kilp, Leiter des Ordnungsamtes, sogar die Befürchtung geäußert, er könne sich ein neues Äußeres zugelegt haben. „Wenn er sich den Bart abrasiert und den Turban ablegt, sieht er aus wie meine Frau“, sagte der Behördenchef nachdenklich, „ich frage mich, ob meine Familie bereits unterwandert ist.“

Eine andere Verwechslung dürfte weit schwerere Folgen nach sich ziehen. Nordrhein-Westfalens Innenminister Fritz Behrens, Bartträger wie Kaplan, hatte zwar die volle Verantwortung für dessen Flucht übernommen, gilt seit Samstag aber ebenfalls als flüchtig. „Wir suchen jedes Erdloch in seinem Wohnviertel ab“, versprach der sichtlich nervöse Kölner Polizeipräsident Steffenhagen, „aber da haben wir bisher nur vergrabene Spendengelder von Müllfirmen gefunden.“

Steffenhagen zitierte aus einem neuen Urteil des BVG. So drohe Behrens in Berlin „nicht mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit Folter oder erniedrigende Behandlung … aber wahrscheinlich darf er nicht mehr in der Kanzlermaschine mitfliegen.“

Die Landesregierung zeigte sich dennoch erfreut über die Entwicklung. Der Flugzeugträger der US Navy hat nach Kaplans Ergreifung seinen Ankerplatz vor der Landeshauptstadt Düsseldorf verlassen und ist rheinabwärts abgezogen.

Sebastian Andrae 01.06.2004
siehe auch:
Biografie Sebastian Andrae
http://www.sebastian-andrae.de/
SebAn1410@aol.com

 

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