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Kinder- und Jugendliteratur: Jugend schreibt

Wer glaubt an Vampire?

Von Johanna Hühnerbach

Ich heiße Marielle und wohne in Schweden. Ich hause mit meiner kleinen Schwester Marita und Mutti - und nicht zu vergessen Vati - in einem kleinen, sehr verfallenen Haus. Sehr reich sind wir nicht gerade.

Ich glaube etwas Komisches. Ich glaube an Vampire.

Alle lachen mich aus und sagen: " Ha , Vampire, die gibt es doch nur im Märchen!" Ja, so ist das. Niemand glaubt mir.

Eines Abends lag ich in meinem Bett und konnte nicht einschlafen. Nach einer halben Stunde machte ich die Augen zu. Um zwölf Uhr wachte ich auf. Ich vernahm ein leises Kratzen. Es kam vom Fenster. Schnell zog ich die Bettdecke bis über die Nasenspitze und lugte zum Fenster. Und da! Wieder vernahm ich das Kratzen. Draußen war alles dunkel. Aber da! Ein dunkler Haarschopf. Ich verkroch mich unter die Decke. Mir war mulmig zumute und ich schwitzte fürchterlich. In den nächsten Minuten würde ich ersticken. Und jetzt kam das Kratzen auch noch näher. Nur gut, dass Marita heute bei Mutti schlief.

Mir lief die Angst eiskalt über den Rücken. Ich hörte Schritte. Mir blieb nichts anderes übrig, als der Gefahr direkt ins Auge zu schauen. Mein Herz blieb für einen Moment stehen. Ich zählte bis zehn. Ich spürte, dass die Gestalt neben meinem Bett stand.

Langsam setzte ich mich auf, die Augen fest geschlossen. Ich machte sie auf und ich guckte nach vorne. Nichts. Ich schaute zu beiden Seiten. Auch nichts. Ich legte mich wieder hin.

Dumpfes Kichern kam aus der Ecke. Ich sah hin. Doch im selben Augenblick verschwand der Mond hinter einer dichten Wolke. Als ich ein zweites Mal hinsah, stockte mein Atem. Ein Vampirmädchen blickte mir in die Augen. Ich zitterte fürchterlich am ganzen Körper.

Sie grinste über das ganze Gesicht, und mir blieb der Mund offen stehen. Ich schlotterte am ganzen Körper. Als ich wieder zu Wort kam, war es im Zimmer totenstill.

Ich sagte: Wwwwer bbbbist ddddu?" Sie sagte mit zischender Stimme:" Ich bin Manika Mondschein - und du?" " Ich bin Marielle Müninghof und glaube an Vampire. Meine Freunde lachen darüber. Aber du bist der Beweis. Ich könnte dich fotografieren." "Was ist Fotografieren?" "Da knipse ich ein Bild von dir." "Ach so, dann hole den Apparat." "Okay Manika, ich glaube, er ist in der Schublade. Ah, hier ist er. Stell dich in die Mitte des Zimmers. Ja, gut so, Manika . Perfekt!" Klak, klak, klak. " Oh, es sind gleich drei geworden." "Aua, aua!" "Was hast du Manika?" "Der Fotoblitz, er ist so hell wie die Sonne!" "Oh, daran habe ich nicht gedacht. Magst du Ketschup?" "Oh ja, gern." "Ich hole dir etwas, Manika." Als ich in die Küche ging, knarrte die Türe. Ich lief zum Kühlschrank und holte das Ketschup heraus und ging lautlos über den Flur in mein Zimmer. "Hier Ketschup." "Oh, danke, vielen Dank." Und sie machte ihren Mund auf. Ich sah zum ersten Mal ihre gewaltigen Eckzähne.

Als sie fertig gegessen hatte, sagte sie: " Ich muss jetzt leider los, sonst machen sich meine Eltern noch Sorgen. Aber ich kann ja als Zeichen, dass ich an dich denke, jeden Sonntagabend eine Wolke vor dein Fenster schieben." "Oh, ja, das will ich. Auf Wiedersehen, Manika." "Tschö Marielle. Bye, bye!" Und schon verschwand sie im Nebel.

Am nächsten Morgen war ich total übermüdet. Ich nahm das Foto mit in die Schule. In der Pause zeigte ich es allen. Ihr hättet sehen müssen, was für Gesichter sie gemacht haben. Als ich nach Hause ging, lenkten mich Autos, Geschäfte und andere Sachen davon ab, über Manika nachzudenken. Als ich zu Hause ankam, schaute ich das Bild lange an und vermisste sie.

Johanna Hühnerbach (8 Jahre)



 
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