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Theaterkritik

ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM

Kölner Bühnen - Schlosserei
Werner Schwab

"Wir werden in die Welt gevögelt und können doch nicht fliegen" - dieser Sprichwort gewordene Satz stammt aus Werner Schwabs Durchbruchstück: ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM. Eine Figur namens Fotzi (Vanessa Stern) sagt diesen Satz, sie heißt so, weil sie gern ihr Geschlecht vorzeigt für eine Münze für die Juke-Box. Sie hört "Moskau" von Dschingis Khan und findet dazu einen tänzerischen Ausdruck, der der Sprache Schwabs entspricht: ver-rückt, ver-dreht und entlarvend. Auf diesem hohen Niveau spricht und spielt "Herr Jürgen" (Sébastien Jacobi) sich durch seine Figur und das Stück. Diese beiden Schauspieler/innen glänzen in einem insgesamt guten Ensemble. Und dann sind da noch Schweindi (Alexander Rossi), der kleine Jungen oder Mord braucht, um eine Erektion zu Stande zu bringen, dessen sexuell frustrierte Frau Hasi (Dagmar Sachse), der ober-potente Prolet Herr Karli (Florian Stiehler) und dessen Freundin Herta (Oda Pretzschner), die sich im Laufe des Stücks zur Jungfrau Maria hochstilisiert, die Wirtin ( Anja Herden) des Etablissements, in dem die werten Herrschaften Stammgäste sind und die es auch mit fast jedem schon getrieben hat.

Hinten in der Ecke knutscht selbstvergessen ein "schönes Paar" (Dunja Dogmani und Oliver Simon), Sie halten den anderen und deren Unglück einen Spiegel vor und dafür müssen sie sterben. In einem verzweifelten Akt der Aneignung des Glücks des Paares wird dieses von der Mannschaft im Wortsinne vertilgt. Aber, oh Wunder, im dritten Akt sind sie wieder auferstanden und amüsieren sich über das viehische Volk.

In einem von einer Kölsch Brauerei gesponserten, nahezu opulenten Kneipen-Ambiente (Bühne: Stephan Prattes) treffen diese schrägen Figuren aufeinander und erzählen sich Schwabs Welt-Weisheiten. Daß die eingesprungene Regisseurin (und Chefdramaturgin des Hauses) Heike Frank nur zwei Wochen Probezeit zur Verfügung hatte, wird in der Vorstellung nicht sichtbar. Die Figuren sind deutlich gezeichnet, der Bogen über den Abend ist schlüssig, sie findet schöne Bild- und Raumlösungen, lediglich einige Umbauten geraten lang. Wo das Stück ausserdem noch ausschweifend wird, da ist dem Autor die Feder durchgegangen, da hätte die Regisseurin hier und da Striche machen dürfen. Aber zuletzt ist diese Inszenierung eine adäquate Umsetzung eines modernen Klassikers

Spielzeit: ca. 90 Minuten ohne Pause
buehnenkoeln.de


Sven Lange / April 2003
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